Schewat/ Paraschat Beschalach

Rav Ciner zu Parschat Ha'asinu 5762

„Tag eins“ – Jom Kippur , die Sicht auf den Ursprung der Welt und ihr Ziel.

An diesem Schabbat, der einige Tage vor Jom Kippur liegt, lesen wir die Parschat Ha'asinu. Mosche ruft kurz vor seinem Ableben Himmel und Erde als Zeuge für seine Zurechtweisung an, die er den Kindern Israels erteilen will. "Höre Himmel, ich will reden und die Erde höre die Worte meines Mundes!" [32:1]. Himmel und Erde, ihr wart Zeugen wie die Kinder Israels den Bund (mit G'tt) eingingen und ihr werdet bis zum Ende der Tage da sein, um zu bezeugen, dass dieser Bund geschlossen wurde; und dafür zu sorgen, dass er eingehalten wird.

"Höre Himmel, ich will reden und die Erde höre die Worte meines Mundes!" [32:1].
Die Torah, die ich dir, Israel, gegeben habe, ist der Lebensquell der Welt. Er gibt dem, der in ihr forscht, Kraft und Grösse. Haschem (G’tt) handelt vollkommen gerecht. Der Gerechte wird seinen gebührenden Lohn bis zum letzten Jota erhalten, obwohl er vielleicht bis zur künftigen Welt warten muss. Sogar der Bösewicht wird den Lohn für jede seiner verdienstvollen Taten erhalten. Eure Sünden schaden nur euch, nicht Haschem, ihr verblendete und verbohrte Generation. Wollt ihr es Haschem derart zurückzahlen?! Nur eine närrische und dumme Nation vergisst, was Er für sie getan hat und denkt nicht an die möglichen Folgen ihrer Taten [32:2-6 gemäss Raschi].

Schaut zurück, erinnert euch, was denjenigen geschah, die Haschem erzürnten. Schaut in die Zukunft. Seid gewiss, dass G'tt euch die Zeit von Moschiach (Messias) und die künftige Welt bringen kann. Als Haschem die Völker strafte, vernichtete er sie wegen euch nicht, Israel, weil ihr von ihnen abstammen solltet. Wegen dir, Jakob, seinem Erbteil. Ihr wart Haschem in der Wüste treu, ihr nahmt Sein Königtum auf euch und Seine Torah und zeigtet ihm dauernd euer Vertrauen, indem ihr im treu in die Wildnis folgtet. Haschem führte euch in Sicherheit und kein Mensch und keine Kraft konnte es mit ihm aufnehmen [32:7-12 gemäss Raschi].

Die Kommentatoren erklären, dass diese Zurechtweisung sich von den übrigen in der Torah grundsätzlich unterscheidet. Andernorts wird uns gesagt, dass wir einen genau umschriebenen Segen erhalten, wenn wir die Torah halten und bestimmte Flüche, wenn wir es nicht tun.

Hier wird uns etwas ganz Anderes gesagt. Halte ein. Denke nach. Wäge ab. Entscheide. Kein Zwang. Keine Drohungen. Denke die Sache genau durch und entscheide dich für das Sinnvollste. Für das, was für dich am besten ist und womit du am meisten gewinnst...

Unsere Parscha spricht von unserer nationalen Geschichte. Schaut auf die Höhen, die wir erreicht haben! Vielleicht denkst du, dass wir sie, nachdem wir von dieser Stufe hinabgefallen sind, nie mehr erreichen können. Die Zeit des Moschiach (Messias) wartet auf uns mit ihrem ganzen Glanz! Hier ist es, wo wir stehen. Das ist, was uns in Wirklichkeit bestimmt ist. Entscheide dich dafür, diejenigen Schritte zu unternehmen, die uns wieder auf diese Stufe zurückbringen.

Dort waren wir und dorthin kehren wir zum Schluss auch wieder zurück. Entscheide, ob wir diesen Prozess beschleunigen oder bremsen sollen. Dafür oder dagegen. Keine Drohungen - nur Entscheidungen.

Auch Jom Kippur gibt uns einen Einblick in diese geistige Reise - einen Einblick in eine vergangene Welt, aber auch in die Richtung, in die sie sich wieder bewegt.

Nach dem ersten Schöpfungstag schreibt die Torah: "Und es wurde Abend und es wurde Morgen, ein Tag." Nicht der „erste Tag“, sondern „Tag eins“. Der Midrasch lehrt, dass sich dies auf Jom Kippur bezieht.

Der Or Gedaljahu erklärt, dass zu diesem Zeitpunkt der Schöpfung noch keine Geschöpfe erschaffen waren. Es gab nur die absolute Einheit. Der Tag Eins. Als am zweiten Tag alle Engel, eingeschlossen der Engel von Ra (dem Bösen) erschaffen wurden, gab es diese Einheit nicht mehr. Jetzt schien es, dass es Vorgänge gibt, die ohne Haschems direktes Eingreifen ablaufen. Es machte nun den Anschein, als ob es mehr als Eins gibt...

In der Zeit von Moschiach wird die Welt wieder in diesen Zustand zurückkehren. Dann wird vollkommene Klarheit herrschen und die Welt wird Haschems Herrschaft anerkennen. "An diesem Tag wird Sein Name Eins sein."

Es gibt zwei Enden des Wegs der Menschheit. An beiden Enden herrscht absolute Klarheit mit einem grossen, schwammigen Durcheinander in der Mitte.

Aber Haschem gewährt uns einen Tag im Jahr, an dem wir einen Blick auf diese Einheit erhaschen können. Einen Blick auf das Ziel unseres Weges. Der Zahlenwert des Satan ist 364 (haSatan – Hej =5, Sin=300, Tet=9, Nun=50). Das Jahr hat aber 365 Tage. Es gibt einen Tag im Jahr, an dem er seine Illusion der Macht nicht aufrechterhalten kann. Das möchte uns der Midrasch lehren, wenn er sagt, dass Tag Eins sich auf Jom Kippur bezieht.

Dieser Tag ist dazu auserkoren, das Ra (das Böse) auszulöschen. Haschem entfernt das äussere Ra und wir müssen das innere Ra entfernen. Es ist der Tag der Versöhnung und der Busse.

Jom Kippur – erhellt uns die Sicht auf den Ursprung der Welt und ihr Ziel. Ha'asinu – woher wir kommen und wohin wir gehen.

Entscheidungen ...

Gut Schabbes und eine Gemar Chatima Towa!


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller Torakommentare“.
Midrasch: Erklärungen zur Tora, sehr oft mit Gleichnissen.
Or Gedaljahu: Werk von Rav Gedalja Shor, zeitgenössischer Rabbiner.
Rav Israel Ciner ist Maggid Schiur (Dozent) an der Jeschiwa Ner Zion in Telsche Stone bei Jerusalem.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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