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Genug! Beruhige dich! - Rav Ciner zu Paraschat Wa'etchanan - Nachamu 5780  - Beitrag 2

Genug! Beruhige dich!

 

Die dieswöchige Parascha, Wa'etchanan, beginnt damit, dass Mosche Haschem anfleht, ihm zu erlauben, nach Erez Jisrael einzureisen, "Wa'etchanan el Haschem ba'Ejt hahi lemor" (3:23) – und ich flehte Haschem zu jener Zeit wie folgt an...

Wie erwartet werden kann, lehrt uns diese Parascha, deren Name "Flehen/Tefilla/Gebet" bedeutet, den richtigen Weg wie zu beten. Der Or HaChajim haKadosch zählt vier Bedingungen auf, die nötig sind, damit eine Tefila angenommen wird:

  1. "Wa'etchanan" - man muss die Tefilla/das Flehen wie ein armer Mann angehen, der an der Tür eines potenziellen Wohltäters anklopft. Er muss realisieren, dass er von diesem Menschen gänzlich abhängig ist und machtlos ist, sich selbst zu helfen.
  2. "el Haschem" - man muss flehentlich um Haschems Gnade bitten. Das bedeutet, dass er anerkennen muss, dass jegliches Verdienst, das er haben mag, vom Tow (Guten), das er in seinem Leben schon erhalten hat, überschwemmt wurde. Sicherlich hat er an seinem Türpfosten eine Mesusa angebracht, aber wer hat ihm denn die Mittel gegeben, um das Haus zu kaufen? Sicherlich hat er Zizit an den Ecken seines Gewandes angebracht, aber wer hat ihm denn die Kleidung gegeben? Natürlich trägt er Tefillin auf seinem Arm, aber wer hat ihm diesen Arm und den restlichen Körper gegeben?
  3. "ba'Ejt hahi" - man muss zu Zeiten dawenen, die für die Tefilla geeignet sind. Dies schliesst nicht spontane Aufschreie und Bittgesuche an Haschem aus. Es gibt aber täglich festgelegte Zeiten für die Tefilla, die verpflichten, uns dann an Haschem zu wenden und Ihn in wertvollen Augenblicken unseres täglichen Rhythmus unser Vertrauen zu schenken. Das Ignorieren dieser festgelegten Zeiten weist auf ein gewisses Mass an Beiläufigkeit in unserer Haltung zu unserem Schöpfer hin. Dies ist eindeutig keine wirksame Form der Tefilla.
  4. "lemor" - man muss klar ausdrücken, wofür man dawent. Obwohl Haschem sich unserer Bedürfnisse genauestens bewusst ist, ohne dass wir es erwähnen (wir haben dies schon öfters besprochen), ist Tefilla nötig, damit wir den Ursprung von allem, was wir besitzen, anerkennen. Nur durch eine klare Schilderung in der Tefilla wird dieser Punkt unmissverständlich klargemacht.

Mosches Erfüllung all dieser Bedingungen kann vom allerersten Passuk unserer Parascha abgeleitet werden.

1) "Wa'etchanan" – und Mosche flehte, wie ein armer Mann an der Tür.

2) "El Haschem" – der aus vier Buchstaben bestehende Name von Haschem "Jud-keh-waw-keh" - bezieht sich auf die Eigenschaft der Gnade.

3) "Ba'Ejt hahi" – zu jener Zeit. Mosche, der grösste Prophet aller Zeiten, war fähig, die wertvollste Zeit für die Tefilla zu ermitteln.

4) "Lemor" – sagend. Er definierte sein Gebet klar und deutlich.

Trotz all seinem Flehen verweigerte Haschem ihm seinen Wunsch. (Ein Mensch beklagte sich einst bei einem Raw, dass Haschem seine Gebete nicht erhöre. Der Raw sagte ihm, dass Haschem seine Gebete mit Sicherheit erhöre… Er sagte nur "nein"! Manchmal ist ein "Nein" die bestmögliche Antwort, die wir erhalten können; wie auch so oft wir unserem Kind diese Antwort geben müssen.) "Raw lach" (3:26) – Genug! Sprich nicht weiter zu Mir über diese Angelegenheit!

Der Midrasch zieht eine Parallele zwischen Haschems kurzer Antwort an Mosche und Mosches kurzer Antwort zu Korach. Als Korach sich bei Mosche beklagte, dass Mosche alle hohen Ämter für sich selbst und seinen Bruder genommen hatte, reagierte Mosche mit den Worten: "Raw lachem" (Bamidbar 16:7) – Genug euch.

Wie können diese zwei scheinbar ganz verschiedenen Ereignisse miteinander verbunden werden? Korach näherte sich Mosche überwältigt von Eifersucht und einer Begierde nach Ehre. Mosche näherte sich Haschem mit einem reinen und heiligen Wunsch, nach Erez Jisrael zu kommen und sich selbst, das Land, die Nation, und die ganze Welt zu erheben, indem er die speziellen Mizwot, die es nur in Erez Jisrael gibt, ausführen würde. Was lehrte Haschem Mosche über die Art und Weise, wie Mosche Korach geantwortet hatte, indem Er in seiner Antwort an ihn den gleichen Ausdruck verwendete?

Es ist wahr, dass Korach vorwiegend von Eifersucht und Begierde nach Ehre motiviert war. Er forderte jedoch eine Position, bei der er Haschem näher sein würde. Obwohl er zu dieser Position nicht berechtigt war und Mosche seine Forderung verweigern musste, hätte Mosche nicht einen Ausdruck wie "genug euch" verwenden sollen! Wenn man sich ein erhöhtes Mass an Geistigkeit erwünscht, kann unsere Reaktion nie "genug dir" sein. Wenn man das gewaltige Mass an Dingen, die in dieser Welt erreicht werden sollten, das enorme Potential, das wir erhalten, und die begrenzte Zeit, die uns für die Erzielung dessen gewährt wird, in Betracht ziehen, gibt es wahrlich nie "genug".

Haschem musste diesen geringfügigen Mangel an Empfindsamkeit hervorheben, den Mosche auf seinem Niveau hätte spüren sollen. Haschem sagte zu Mosche, als er diese neue geistige Höhe erreichen wollte, indem er nach Erez Jisrael einreisen würde: "Rav lach" – genug.

In heutigen Zeiten ist es sehr schwierig, wenn wir Freunde oder Verwandte sehen, die über den Level hinausgewachsen sind, der für uns bequem ist. Wir fühlen uns herausgefordert und unbehaglich, dass "unser" Judentum für andere ungenügend oder nicht von erster Wahl ist. Wir lernen aus unserer Parascha, dass wir mit unserer anfänglichen, reflexartigen Reaktion von "Raw lach" – genug, beruhige dich! - vorsichtig sein müssen.

Quellen und Persönlichkeiten:

Or HaChajim Hakadosch (1696 - 1743); Name des Hauptwerks von Rabbi Chajim ben Mosche ben Atar, Torahkommentator; Marokko, Italien, Israel.

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Die Bearbeitung der Beiträge dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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