Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Wein zu Parschat Dewarim 5770

Eine Vision wählen

Parschat Dewarim wird am Schabbat vor dem traurigsten Tag des jüdischen Kalenders, Tisch’a BeAw, gelesen. Es bestehen viele Verbindungen zwischen der Parscha und dem Fasttag, doch ich fühle, dass die hauptsächliche Verbindung wohl im Wort “Dewarim” selber liegt. Dewarim bedeutet „Worte” und - wie Raschi betont -, sind mit diesem hebräischen Ausdruck harsche Worte gemeint. Mosches Worte in Dewarim sind streng und zurechtweisend. Sie sind die bittere Wahrheit, welche wir so ungern hören.

Beschwichtigende Versprechen und laues Engagement sind viel beliebter und kommen in der Öffentlichkeit besser an. Die Weisen des Midrasch betonen die Aussage von Salomon, dass es besser ist Kritik von einem wahren Freund zu hören, als Schmeichelei und Komplimente von einem Feind. An diese Worte sollten wir uns immer erinnern. Der Feind, auf den sich der Midrasch bezieht ist Bileam und der Freund ist Mosche. Die Schmeicheleien von Bileam führten zum Tod von Tausenden von Jehudim. Mosches strenge Worte haben das jüdische Volk während unzähliger Generationen aufrecht erhalten. Und dies ist die Geschichte von Tisch’a BeAw und seine Verbindung mit der Parscha und dem Wort “Dewarim.”

Die Propheten Israels, Jeschajahu, Jirmijahu, Amos, Hoschea und die andern sprachen strenge Worte zu Israel und warnten vor der drohenden Tragödie. Die falschen Propheten, die sich immer in unserer Mitte fanden, entgegneten mit beruhigenden Worten und Lügen, die in den Ohren der Menschen lieblich waren. Deshalb wurde die Zerstörung des Tempels und der jüdischen Oberherrschaft unausweichlich. Wir ziehen es immer vor, süsse Lügen zu hören, statt uns harten und schmerzhaften Wahrheiten zu stellen.

Die Haftara von Schabbat Dewarim ist jeweils das erste Kapitel aus dem Buch Jeschajahu, welches mit dem hebräischen Wort “Chason” beginnt. Tatsächlich heisst der Schabbat vor Tisch’a BeAw Schabbat Chason entsprechend dem ersten Wort dieser Haftara. “Chason” bedeutet Vision, Weissagung. Eine Vision kann positiv oder auch negativ sein. Ein Wahnsinniger hat die Vision, eine Welt der Unterdrückung zu schaffen und andere Menschen auszurotten. Ein rechtschaffener Mensch hingegen, strebt danach eine bessere, friedlichere, moralische Gemeinschaft zu schaffen. Die grossen chassidischen Meister sagten, dass ein Mensch im Himmel nicht nur danach gerichtet wird, was er erreicht hat oder nicht, sondern nach dem Streben und den Zielen, die ihn motiviert haben.

Um einen Menschen korrekt zu beurteilen, genügt es nicht, zu betrachten, was er ist; vielmehr muss man in Betracht ziehen, was seine Ambitionen sind. Obwohl “Chason” oft eine negative oder traurige Weissagung andeuten kann, ist das Wort selbst neutral. Man kann sich auswählen, welche Vision man haben will.
Deshalb wählt Jeschajahu das Wort “Chason” um sein Buch der Prophezeiungen zu beginnen. Was ist die Vision des jüdischen Volkes? Welche Art Volk wollen sie sein? Diese Vision ist auch für den einzelnen Menschen von grosser Bedeutung. Wenn wir die Worte von Mosche und von Dewarim hören, so kann dies uns seine grosse Hilfe sein, wenn wir entscheiden, was unser “Chason” – national und individuell sein soll.

Schabbat schalom. Zom kal (leichtes Fasten)!



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