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Was verbindet unsere Parascha mit den „drei Wochen“? - (Raw Ciner Matot 5762)

Was verbindet unsere Parascha mit den „drei Wochen“?

Ahawat Chinam - unbegründete Liebe

In Paraschat Balak haben wir gelesen: Die Nation von Moab hatte Angst vor den Bnej Israel (Kinder Israels) und verbündete sich deshalb mit dem Volk Midjan. Sie boten Bil’am auf, um die Bnej Israel zu verfluchen. Als dies nichts fruchtete, gab Bil’am ihnen einen hinterhältigen Rat, um die Bnej Israel via Unzucht zum Dienst des Götzen Ba’al Peor zu bringen. Dies führte zum Tod von 24'000 Juden.

Diese Woche berichtet uns die Thora in Paraschat Matot Folgendes: „Und Haschem sprach zu Mosche wie folgt: „Nekom nikmat Bnej Jisrael me’et haMidjanim („Nimm Rache für die Kinder Israels an den Midjanitern“) achar te’asejf el amecha („und nachher sollst du eingetan werden zu deinem Volke“)“. [Bamidbar 31:2] Haschem gab Mosche klar zu verstehen, dass dies die letzte Mizwa vor seinem Tod sein wird. Und trotzdem machte sich Mosche mit ungebrochenem Eifer daran, den Auftrag auszuführen.

Wieso befahl ihnen Haschem, sie sollen sich an Midjan rächen und nicht an Moab? Diese hatten doch die Zusammenarbeit mit Midjan gesucht und sie waren es auch gewesen, die Bil’am eingesetzt hatten?

Raschi erklärt, dass die Ängste Moabs berechtigt gewesen waren. Auf ihrem Weg nach Erez Israel (dem Land Israel) hatten die Bnej Israel die Völker von Sichon und Og vernichtet und deren Land erobert. Daraufhin waren sie bis zur Grenze Moabs vorgestossen. Moab handelte deshalb zum Selbstschutz.

Midjan hatte jedoch nichts zu befürchten. Die Bnej Israel waren nicht auf dem Weg zu ihnen. Sie mischten sich in fremde Händel – etwas, das sie nichts anging. Deshalb erging der Rachebefehl nur gegen Midjan.

Wir sind mitten in den „drei Wochen“, während denen wir um die Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels trauern. In einem gewöhnlichen Krieg wäre der Tempel nie zerstört worden. Einzig der geistige Niedergang der Bnej Israel trieb die Schechina (G’ttes heilige Präsenz) aus dem Tempel. Der Tempel konnte erst zerstört werden, als seine Heiligkeit von ihm gewichen war.

Der Talmud lehrt, dass der erste Tempel wegen Götzendienst, Unzucht und Mord zerstört wurde. Während der Zeit des zweiten Tempels blühte hingegen das Torahlernen, die Ausübung der Mizwot und die Wohltätigkeit. Wieso ereilte uns gerade damals die Zerstörung? Der Talmud lehrt, dass dies wegen Sin’at Chinam (unbegründetem Hass) geschah. Daraus lernen wir, dass Sin’at Chinam gleich schwer wiegt wie Götzendienst, Unzucht und Mord [Joma 9b].

Der Rosch (Rabenu Ascher) warnt davor, uns in Streitigkeiten einzumischen, die uns nichts angehen. Zum Schluss schliessen die anderen Frieden und wir bleiben mit unserer Wut allein. Die anderen hatten einen Anlass für ihren Streit. Wenn dieser ausgeräumt ist, ebbt die Wut ab. Der Zorn jedoch, der sich auf nichts Reales stützt, wird nie vollständig verrauchen.

Die Tatsache, dass wir immer noch im Exil nach der Zerstörung des zweiten Tempel stecken, bedeutet klar, dass wir die Plage von Sin’at Chinam noch nicht überwunden haben. Genau wie ein einmal gefaltetes Papier nur dadurch wieder geglättet werden kann, wenn es auf die andere Seite gefaltet wird, müssen auch wir uns in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen bemühen, zum anderen Extrem zu gelangen. Wir sollten in allen anderen die Kinder G’ttes sehen; sie sind also Brüder und Schwester und darum sollten wir sie mit Ahavat Chinam (unbegründete Liebe) überschütten.

Der Sichron Me’ir wirft dazu einen schönen Gedanken auf. Im Schoschanat Jakov – Lied, das am Purim gesungen wird, sagen wir: „Verflucht sei Haman, der mich vernichten wollte; gelobt sei Mordechaj, der Jehudi.“ Warum gibt man uns den Grund für den Fluch über Haman, nicht jedoch für den Segen Mordechaj`s an? Er erklärt, dass sogar ein Bösewicht wie Haman nur wegen einem sehr stichhaltigen Grund verflucht werden darf. Jeder Mensch wurde in g’ttlichem „Ebenbild“ geschaffen und ist deshalb etwas Besonderes und Teures. Wir hassen Haman nur deshalb, weil er uns vernichten wollte. Um jedoch Mordechaj zu lieben und zu segnen, brauchen wir keinen speziellen Grund. Ahawat Chinam ...

Er schreibt, dass es die Art der (Torah-) Gelehrten ist „marbe Schalom ba’olam“zu sein – den Frieden auf der Welt zu mehren. Es geht dabei nicht nur darum, die anderen zu lieben statt zu hassen, sondern aktiv den Frieden auf der Welt zu fördern.

Ich sah eine wunderschöne Geschichte in einem Buch namens „Gut Woch“. (Ich möchte hiermit meinem Vater danken, der immer Bücher sucht und mir schickt, damit mir das Schreiben leichter fällt – scheli schelcha.) Rav Abisch Frankfurter war auf dem Weg nach Frankfurt, um dort eine Stelle als Rabbiner anzunehmen. Unterwegs übernachtete er in einer Herberge, wo er mit einem Kaufmann ein Zimmer teilte.

In der Nacht schlüpfte ein Dieb in ihr Zimmer und stahl dem Kaufmann einige wertvolle Löffel. Am folgenden Morgen stand Rav Abisch früh auf, betete und setzte seine Reise fort. Als der Kaufmann erwachte, stellte er fest, dass sein Zimmergenosse gegangen war und dass seine wertvollen Löffel fehlten. Er kannte die geistige Grösse seines Zimmergenossen nicht und nahm an, dass der ruhige, schweigsame Mann ihn bestohlen hatte. Er eilte zum Platz, wo die Kutscher auf ihre Kunden warteten und nahm den schnellsten Kutscher. Er bot den doppelten Lohn, wenn er den „Dieb“ einholte. Der Kutscher peitschte seine Pferde und sie verfolgten so den ahnungslosen Rav Abisch.

Schlussendlich überholten sie den überraschten Rav Abisch und der Kaufmann schrie ihn an, er solle die Löffel zurückgeben. „Ich weiss nicht, wovon du redest“, rief Rav Abisch. „Ich habe keine Löffel gesehen und ganz bestimmt keine genommen!“

Der Kaufmann ergriff Rav Abisch und riss ihn von seinem Wagen. Er verlangte, er solle ihm sagen, wo er die Löffel verborgen habe. Als er keine Antwort bekam, band er den armen, unschuldigen Mann an einen Baum und peitschte ihn erbarmungslos aus. Als der Kaufmann erkannte, dass auch diese Behandlung die Zunge nicht löste, fuhr er zurück in die Herberge. Den armen Rav Abisch liess er – weiterhin an den Baum gefesselt – zurück.

Rav Abisch schaffte es zum Schluss, die Fesseln zu lösen und machte sich, geschunden, geschlagen und gedemütigt, auf den Weg nach Frankfurt. Dort wurde er von einer grossen Menge, die ihren neuen Rabbiner ehren wollte, begrüsst. Er verbarg seine Schmerzen, lächelte und erwiderte ihre Begrüssung.

Am folgenden Tag gab Rav Abisch einen brillanten, zweistündigen Schiur (Vortrag), der alle Bewohner in Bewunderung versetzte. Anschliessend standen die Leute um ihren neuen Rav herum und wollten noch verschiedene Punkte mit ihm besprechen. Unter ihnen befand sich auch der Kaufmann von der Herberge, der sich fragte, wieso ihm diese Stimme so bekannt vorkam. Plötzlich wurde ihm klar, dass der Rabbiner von Frankfurt niemand anderer war, als der Mann, den er als „Dieb“ verdächtigt, an einen Baum gebunden und ausgepeitscht hatte. Tief erschrocken versank er in seinem Stuhl. Er fragte sich, ob der Rav ihm wohl je vergeben würde.

Schlussendlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und näherte sich dem Rav gesenkten Hauptes, voll Scham und Selbstvorwürfen.

Rav Abisch erkannte sofort, wer zu ihm kam. Obwohl immer noch Hunderte von Menschen um ihn herum versammelt waren, die ihn und seine Brillanz bewunderten, gab der Rav nichts auf seine Würde. Er rannte zum Kaufmann und schrie immer wieder: „Bitte glaub‘ mir, ich habe deine Löffel nicht genommen. Bitte glaub‘ mir ...“

Torah-Gelehrte sind „marbe Schalom ba’olam“ – sie mehren den Frieden auf der Welt – Ahawat Chinam.



Glossar:
Chasak, chasak we’nit’chasek: Ausruf nach jedem Abschluss von einem der fünf Bücher Moses.

Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller Torakommentare“.
Rosch (ca. 1250 – 1327) [Rabbi Ascher ben Jechiel]: Jüdischer Rechtsgelehrter; Worms (Deutschland) und Toledo (Spanien).
Sichron Me’ir: Hauptwerk von Rav Aron Levine



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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