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Raw Weinmann zu Parschat Matot 5771

Der Nutzen der Freude. Vorsicht vor seiner Kehrseite!

Die Meforschej Hatora (Tora-Kommentatoren) behandeln zwei Probleme, die sich in erster Linie zum Beginn unserer Parscha ergeben.

Erstens, warum betont die Tora hier, dass Mosche zuerst zu den Häuptern der Stämme sprach und nachher zum Rest des Volkes - diese Lehrweise wandte Mosche ja bei allen Mizwot, die er dem Volke lehrte, an? Ende Parschat Ki Tissa (Schemot 34, 31 -31, Raschi dort zur Stelle) erklärt die Tora den genauen Ablauf bei der Überlieferung der Mizwot dem jüdischen Volke durch Mosche Rabejnu. Zuerst lehrte er Aharon, dann Aharons Söhne, nachher den Fürsten und Ältesten und schlussendlich den Kindern Israels.

Zweite Frage: Warum schliesst die Tora die Lehre über „Nedarim und Schewuot – Gelübde und Schwüre“ an die Lehre des täglichen Gemeinde-Opfers „Tamid“ und den Mussaf-Opfern, die am Schabbat und an Chagim (Feiertagen) dargebracht werden mussten, an?

Der „Zror Hamor“ bringt einen Gedanken, der diese zwei Fragen beantwortet; ich werde diesen Gedanken etwas erweitern.

Am Ende der letzten Parscha spricht die Tora, wie erwähnt, von den Feiertagsopfern, zuallerletzt von denen, die am Sukkot gebracht wurden. Der Midrasch (Psikta deRaw Kahana zu Sukkot) stellt etwas bemerkenswertes bezüglich dem Gebot der „Simcha“ (Freude) an den Schalosch Regalim (drei Wallfahrtsfeste) fest: An Pessach gibt es keine Mizwa von „Simcha“ in der Tora, an Schawuot gebietet die Tora einmal „beSimcha“ zu sein und an Sukkot kommt dieses Gebot dreimal vor! Erklärt Raw Kahana: An Pessach sorgt sich der Mensch ob dem Erfolg seiner Getreideernte, deshalb fehlt die Freude. An Schawuot gebietet die Tora schon einmal „beSimcha“ zu sein, da die Getreideernte vorbei ist, jedoch besteht noch die Sorge um die Ernte der Baumfrüchte. Hingegen an Sukkot verordnet die Tora dreimal die Mizwa von Simcha. Die erste Freude ist, dass G“tt uns die Sünden am Jom Kippur vergeben hat. Die zwei anderen Freuden gelten der Einbringung der Getreide- und Fruchternte von den Feldern in die Getreide- und Fruchtspeicher am Ende des Sommers, vor dem Nahen der Regenzeit. Deshalb nennt die Tora Sukkot auch „Chag Ha’assif – Fest der Einbringung“ (Schemot 34, 22).

Deshalb war die Freude im Bejt Hamikdasch (Tempel) speziell an Sukkot überaus gross. Zu Ehren der „Simchat Bejt Hascho’ewa“ (Freude des Wasserschöpfens) wurde im Bejt Hamikdasch in den Sukkotnächten hindurch getanzt, gespielt und gesungen.

Eines der erhabensten Dinge, die es gibt, ist der Dienst G“ttes mit grosser Freude. Der „Ari Hakadosch – Rabejnu Jizchak Luria“ der die Schlüssel zum Verstehen der Kabbala des Sohars von Rabbi Schimon bar Jochai offenbarte, bezeugte auf sich selbst, dass er alle seine geistigen und heiligen Stufen durch die Erfüllung aller Mizwot mit Freude erreicht hat.

Jedoch hat die grosse Simcha auch ihre Kehrseite und ganz speziell wenn sie mit materiellem Überfluss und Reichtum verbunden ist.

Etwas sehr Beachtenswertes finden wir bei Ijow (Hiob) (siehe Anfangs Buch Ijow). Ijow hatte sieben Söhne und drei Töchter, die in grosser Eintracht lebten. Die 7 Gebrüder speisten ständig gemeinsam, jeden Tag bei einem anderen der Brüder. Zusätzlich wurden immer die drei Schwestern eingeladen. Wie es heisst: „Und seine Söhne gingen und machten ein Mahl, ein jeglicher in seinem Hause in seinem Tag und sie sandten hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken“.

Und jetzt kommt etwas sehr bewegendes: „Und als die Tage des Mahls (immer nach sieben Tagen) zu Ende waren, sandte Ijow zu ihnen und lud sie ein, stand am Morgen früh auf, brachte Ganzopfer, entsprechend ihrer Zahl (10), dar; denn Ijow sprach, vielleicht haben meine Kinder gesündigt und G“tt gelästert in ihren Herzen; so tat Ijow allezeit (immer am Ende von 7 Tagen)“.
Also, Ijow befürchtete, dass die Freude, die mit materiellem Überfluss verbunden war, vielleicht zu g“tteslästernden Gedanken bei seinen Kindern geführte hätte, deshalb brachte er dauernd Ganzopfer zur Sühne dar.

Deshalb schreibt der „Zror Hamor“ war es der Brauch bei den „Rischonim“ ein gläsernes Gefäss bei grossen Mahlzeiten zu zerbrechen um die Freude nicht in Ausgelassenheit entarten zu lassen, das Besonnenheit und G“ttesfurcht einkehrt. Diesen Brauch finden wir noch heute bei Verlobungen und Hochzeiten.

Wenn ein Mensch sieht, dass durch die Freude des Überflusses ihn der Jezer Hara (böse Trieb) zu Sünden verleitet, soll er ein Gelübde in einer solchen Form aussprechen, das es ihm vor der Sünde rettet. Wie wir es bei Boas finden, dass er seinem Jezer Hara schwor, dass er mit Ruth nicht ohne Chupa und Kiduschim (reguläre Hochzeit) zusammenwohnen wird.
Wie es unsere Weisen auch in Awot (3, 17) ausdrücken: „Nedarim Sejag laPrischut – Gelübde sind ein schützender Zaun für die Enthaltsamkeit“. Das bedeutet, dass Gelübde und Schwüre ein Mittel zur Bekämpfung der Begierden und Leidenschaften sind.
Deshalb schliesst die Tora mit dem Abschnitt über Gelübden und Schwüren an das grosse Freudenfest von Sukkot an, um diesen Gedanken zu untermauern, wenn dich die Freude des Überflusses zu Sünden verleitet, dann enthalte dich durch Nedarim und Schwuot vor ihnen.

Dieser Gedanke erklärt auch, warum die Tora hier unterstreicht, dass Mosche diese Vorschriften zuerst den Führern des Volkes lehrte. Denn es obliegt den geistigen Führern des jüdischen Volkes zu sorgen, dass die wahre Freude beim Volk nicht in Ausgelassenheit entartet und zu Sünden führt.

Wie der Rambam in Hilchot Jom Tov (6, 21) schreibt: „Das Gericht (die geistigen Führer jeder Stadt) ist verpflichtet an Feiertagen Aufseher zu ernennen, die in den Gärten, Baumplantagen und bei den Flüssen patrouillieren, um zu kontrollieren, ob dort nicht ein Gemisch von Männer und Frauen zusammenkommt, um zu essen und trinken und dadurch zur Sünde gelangen. So obliegt es ihnen auch das Volk zu warnen, dass sie auch in ihren Häusern vor einem Gemisch von Männern und Frauen Abstand nehmen und auch nicht zu viel Wein trinken sollen, um nicht zur Sünde verleitet zu werden.“

Und sogar im Bejt Hamikdasch bei der grossen Freude bei Tanz und Musik in den Sukkotnächten steht im Talmud Sukka (51b): „Als das Bejs Din (Gerichtshof) sah, dass die heilige Freude zur Ausgelassenheit führte, da Männer und Frauen zur Simcha in den Tempel kamen, errichteten sie eine wichtige Einrichtung: Sie errichteten Balkone, so dass die Frauen oben und die Männer unten waren.“

Das will die Tora mit der Verbindung von die Lehre an die Fürsten zu den Feiertagen andeuten.

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