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Raw Frand zu Paraschat Chukat 5779 – Beitrag 1

Warum sühnt die „Rote Kuh“ für die erste Sünde der Welt

In dieser Parascha (Wochenabschnitt) lernen wir über die Mizwa der „Parah Adumah“ (Rote Kuh). Wenn eine Person in Kontakt mit einem Toten kommt, so wird er „tameh“, spirituell unrein. Das Besprenkeln mit Wasser, welches mit Asche der Parah Adumah gemischt wird, ist der einzige Weg um wieder rein zu werden.

Die Parah Adumah ist das klassische Beispiel eines Tora-Gesetzes welches - mindestens aus unserer Sicht - keinen offensichtlichen Sinn ergibt. Nicht nur das: Das ganze Gesetz ist paradox. Obwohl die Kuh den Unreinen rein macht, werden die Menschen, die am Vorbereitungsprozess der Asche beteiligt sind, unrein. Deshalb ist dies das Paradebeispiel eines „Chok“, eines Gesetzes ohne ersichtlichen Grund.

Der Absatz über die Rote Kuh beginnt mit: „Dies ist das Chok (Gesetz) der Tora ...“ [Bamidbar 19:2]. Der Or Hachajim Hakadosch fragt zu dieser Stelle, ob nicht der folgende Wortlaut passender wäre:  „Dies ist das Chok über die Tum’ah (Unreinheit)“, oder „Dies ist das Chok über die Tahara (Reinheit)?

Er verneint und meint, ganz im Gegenteil, dass dies wirklich das Chok der Tora und nicht bloss der Tum’ah ist. Dieses Gesetz verkörpert die Essenz der Tora. Wir können uns noch so sehr in die Gesetze vertiefen und versuchen, sie zu begreifen; schlussendlich stellt die Tora eine Religion dar, die ausgeübt werden muss – auch wenn wir das „Wieso“ und „Warum“ nicht erfassen. Wir befolgen die Tora auf der Grundlage von „Wir werden (zuerst) tun und wir werden (danach) hören“ [Schemot 24:7]. Wir müssen aufnahmebereit sein, ohne immer alles bis ins kleinste Detail zu verstehen. Deshalb wird hier hervorgehoben, dass „dies das Chok der Tora“ ist. Dieses Gesetz verkörpert die Tora. Dieses Gesetz lehrt uns, worum es in der Tora eigentlich geht: Wir müssen sie halten, auch wenn wir nicht alles begreifen.

Unsere nächste Frage ist, warum gerade dieses Gesetz gewählt wurde, um uns dieses Prinzip zu lehren?

Das Verbot des Zusammenwebens von Wolle und Leinen in Kleidern („Schatnes“), ist ein Chok. Das Verbot, Milch und Fleisch zusammen zu essen, ist ein Chok. Es gibt Dutzende von Chukim und dennoch ist die „Parah Adumah“ d a s Paradebeispiel. Warum?

Ich habe eine interessante Interpretation im Schemen HaTov gefunden. Die Tora sagt uns, dass diese Welt für den Fehltritt beim „Baum der Erkenntnis“ eine schreckliche Strafe erhalten hat: den Tod. Bevor Adam und Chava (Eva) vom Baum gegessen hatten, gab es den Tod nicht auf dieser Welt. Der Tod kam erst auf die Welt, nachdem sie die Sünde mit dem Essen der Frucht begangen hatten.

Was steckt hinter dem Verbot des Baums der Erkenntnis? Die Schlange sagte zu Chava: “Ihr werdet G“tt gleich sein, erkennend Gutes und Böses“ [Bereschit 3:5]. Die Frage der Menschheit nach dem „Warum“ und „Wieso“ war die treibende Kraft hinter der ersten Sünde.

Der Mensch will kein Roboter sein. Er ist neugierig. Er hat den Trieb („Ta’awah“) das „Warum“ zu kennen. Dieser Drang trieb ihn zur Sünde beim Baum der Erkenntnis. Die passende Strafe folgte als Konsequenz: der Tod. Wie geht man mit dem Tod um? Wenn jemand mit dem Tod in Berührung kommt, braucht er danach die ‚Parah Adumah’, die Rote Kuh. Die Parah Adumah offenbart unser Unvermögen, das „Warum“ je zu begreifen.

Deshalb ist dies die traurige, aber richtige Strafe und Sühne für die Sünde beim Baum der Erkenntnis. Der brennende Drang nach Wissen, nach dem „Warum“, führte den Menschen in den Tod. Der Tod wiederum zwingt ihn, sich mit der Parah Adumah auseinander zu setzen, und dies lehrt uns wiederum, dass wir das „Warum“ nicht immer wissen können. Das ist es, was hinter dem Leben steckt: manchmal das „Warum“ nicht zu kennen. Darum wurde gerade diese Mizwa gewählt, um uns die Essenz der Tora näherzubringen, nämlich zu handeln, auch wenn wir den Grund nicht immer wissen.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • 1. Or HaChajim HaKadosh: Rav Chaim ben Attar (1696-1743); Livorno, Italien und später Jerusalem; Kabbalist und Thoragelehrter.
  • 2. Schemen HaTov: Rav Dov Weinberger; zeitgenössischer Autor und Rabbiner in Brooklyn, New York.

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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