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Die Motivation des Holzsammlers war gut, aber… - (Raw Frand Schelach Lecha 5780 – Beitrag 2

Die Motivation des Holzsammlers war gut, aber…

Zum Ende der Parascha, erzählt uns die Torah die Episode über den Mekoschesch Ejzim - den Holzsammler am Schabbat. Es gibt einen talmudischen Disput darüber, welche verbotene Arbeit der Mekoschesch Ejzim ausgeführt hat, aber eines ist klar, dass dieser Mann den Schabbat entweiht hat. Mosche Rabbejnu wusste wohl, dass die Entweihung des Schabbats die Todesstrafe nach sich zieht, „Mechaleleha mot jumat“ [Schemot 31:14], jedoch wusste er nicht welche Art der Todesstrafe. Er fragte den Allmächtigen und erhielt die Antwort, dass es Steinigung ist - und diese Strafe wurde ausgeführt.

Rabbi Akiwa [Schabbat 96b] meint, dass es sich beim Holzsammler um keinen geringeren als Zelafchad handelte, dessen fünf Töchter sich später bei Mosche Rabbejnu bezüglich ihrer Rechte am Nachlass ihres Vaters erkundigten.

Der Midrasch sagt, dass der Mekoschesch Ejzim seine Sache "leschem Schamajim - um des Himmels Willen" ausführte. Er entweihte den Schabbat "aus guten Gründen". Laut dem Midrasch bestand sein Ziel darin, zu demonstrieren, wie schwerwiegend die Entweihung des Schabbats war. Er fühlte, dass er der Nation auf dramatische Weise demonstrieren musste, dass die Ausführung einer verbotenen Arbeit am Schabbat ein kapitaler Gesetzesverstoss war. Dieselbe Idee wird auch im Targum von Jonathan ben Usiel aufgezeigt.

Nimmt man die Interpretation von Rabbi Akiwa und dem Targum Jonathan ben Usiel an, stellt sich die Frage, ob Zelafchad ein rechtschaffener oder sündhafter Mann war. Es gibt mehrere Beweise dafür, dass Zelafchad tatsächlich ein Zaddik (rechtschaffener Mann) war [Schabbat 96b; Bawa Batra 118b].

Obwohl der Talmud Zelafchad als Zaddik bezeichnet, schreibt Tossafot im Traktat Schabbat, dass wenn die Juden den zweiten Schabbat eingehalten hätten (der vom Holzsammler entweiht wurde), kein Volk jemals in der Lage gewesen wäre, über sie zu herrschen. Klal Jisrael [die Allgemeinheit Israels] wäre nicht einnehmbar (zu erobern) gewesen. Es hätte weder eine Zerstörung des ersten noch des zweiten Tempels gegeben - und auch kein babylonisches oder römisches Exil, keine Inquisition, keine Geseroth Tach we'Tat (5408/09 – 1648-49 unter Chmelnyzkyj) und keinen Holocaust. Doch aufgrund dieser Handlung wurde unsere Zukunft unvergleichlich schlechter.

Was ist die Lehre daraus? Hier ist jemand, der beabsichtigte, "um des Himmels Willen" zu handeln. In der Tat war er ein rechtschaffener Mensch. Aber sieh an, was er verursacht hat! Er hat all die Zerstörung verursacht, die uns als jüdisches Volk widerfahren ist. Raw Simcha Sissel Broide sagt, die Lehre bestehe darin, dass man niemals das Gesetz in seine eigenen Hände nehmen darf. Man sollte dem Schulchan Aruch [dem jüdischen Gesetzeskodex] folgen und nicht sagen, dass es ein höheres Gut oder eine höhere Absicht gäbe - oder dass der Zweck die Mittel heiligt. Dies ist genau, was der Holzhauer getan hat. Er behauptete, die Überbringung der Botschaft über die Schärfe der Schabbat-Entweihung würde die Mittel rechtfertigen - also den Schabbat zu entweihen. Aber so funktioniert das Judentum nicht! Es ist nicht erlaubt, es sich mit dem Gesetz zu verscherzen - selbst, wenn es edle Gründe gäbe.

Die Gemara [Schabbat 150b] spricht von einem „Chassid“, einem g-ttesfürchtigen Mann, der am Schabbat einen Bruch an seinem Zaun bemerkte. Als er sah, was geschehen war, beschloss er, die Lücke sofort zu schliessen - aufgrund des grossen finanziellen Verlusts, den ihm der Bruch verursachen würde. Plötzlich erinnerte er sich, dass es Schabbat war und entschied sich deshalb, den Bruch offen zu lassen. Der Talmud erzählt, dass ein Wunder geschah und ein schnell wachsender Busch (ein Zelaf-Baum) aus der Erde emporschoss, der die Bruchstelle verschloss und den Schutz für sein Grundstück wiederherstellte, sodass er keinen Verlust erlitt. Zusätzlich ernährte er sich und seine Familie nachfolgend von diesem Baum.

Der Ben Jehojada schreibt im Namen des Arisal, dass dieser "gewisse g-ttesfürchtige Mann" ein Gilgul (Seelenwanderung/eine Wiedergeburt) von Zelafchad war. Der Seele von Zelafchad, die mit der Entweihung des Schabbats durch das Holzsammeln einen Fehler begangen hatte, wurde die Möglichkeit gegeben, in einem anderen Körper auf die Erde zurückzukehren und den Fehler zu korrigieren. Als er den Fehler korrigierte, indem er sich davon abhielt, den Zaun zu reparieren, war es geradezu passend, dass der Pflanzenwuchs, der dort auf wundersame Weise entstanden war, nach Zelafchad (also Zelaf-Baum) benannt wurde.

Quellen und Persönlichkeiten:

 

Rabbi Josef Chajim von Bagdad (1832 - 1909). Bekannt als „Ben Isch Chai“, war ein sephardischer Rabbiner und Kabbalist. Verfasste unzählige Werke, wie Ben Isch Chai auf Chumasch und Ben Jehojada auf den Talmud, etc. Rabbi Josef Chajims Einfluss reichte weit über Bagdad hinaus.

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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