Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

Warnung

JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 62

Raw Frand zu Parschat Beha'alotecha 5763

Wenn es schmerzt, sagt man "Au"

Zur Stelle, an der die Torah "Pessach Scheni" (der "Ersatz" für das Pessachopfer) beschreibt, bemerkt Tosfot [Kiduschin 37b] folgendes: Dies gleicht einem stillen Vorwurf an das jüdische Volk, weil sie in den folgenden 39 Jahren kein Korban Pessach (Pessachopfer) mehr darbrachten. Es ist Tatsache, dass sie - nachdem sie das Pessachopfer im ersten Jahr geopfert hatten - in den darauffolgenden 39 Jahren kein Pessachopfer mehr darbrachten. Dies war somit das erste und einzige Mal, dass sie ein Pessachopfer während ihrer 40-jährigen Wüstenwanderung darbrachten. In der Haftarah (Prophetenvorlesung) des ersten Tages von Pessach [Jehoschua, Kapitel 5] wird die nächste Darbringung des Pessachopfers beschrieben - bereits nach dem Betreten des Landes Israel.

Der Chiduschej HaRim stellt Tosfot's Hinweis, dass dies ein Vorwurf an die Adresse des jüdischen Volkes sei, in Frage. Sie versäumten das Korban Pessach in den folgenden Jahren nicht, weil es ihnen nichts bedeutete. Sie unterliessen das Korban Pessach einzig aus einem technischen Grund. Die Halacha (jüdisches Recht) verlangt, dass jeder, der ein Korban Pessach darbringt, sowie alle männlichen Mitglieder seiner Familie beschnitten sein müssen. Wegen den schwierigen Lebensbedingungen, die während den 40 Jahren in der Wüste herrschten, war es ihnen unmöglich, Beschneidungen vorzunehmen. Ein solcher Eingriff hätte das Leben eines Kindes gefährdet.

Während vierzig Jahren standen sie mit gebundenen Händen da. Sie waren Opfer von Umständen, für die sie nicht verantwortlich gemacht werden konnten ("Anusim"). Man konnte sie deswegen nicht als gleichgültig oder schlecht bezeichnen. Warum dann, fragt der Chiduschej HaRim, nennt dies Tosfot dennoch einen Vorwurf an das jüdische Volk?

Der Chiduschej HaRim antwortet, dass dieser Vorwurf aus der unterschiedlichen Haltung hervorgeht, welche die Menschen, die das Ersatz-Pessachopfer im ersten Jahr brachten, im Gegensatz zum gesamten jüdischen Volk der folgenden 39 Jahre zeigten.

Was ging in der Geschichte des "Ersatz"-Pessachopfers vor? Es kamen einige Menschen zu Moscheh und beklagten sich: "Wir sind rituell unrein, weil wir einen Toten berührt haben ("Tamej Met"). Wieso haben wir keine Möglichkeit ("lamah nigarah"), das Pessachopfer darzubringen?" [Bamidbar 9:7]

Was bedeutet die Frage "Lamah nigarah?" Sie hatten ja soeben erklärt wieso es ihnen verwehrt war: Aus dem technischen Grund, weil keiner, der rituell unrein ist, ein Korban Pessach darbringen darf! Sie waren "Tamej Met". Deshalb durften sie kein Pessachopfer bringen. Was soll diese Frage?

Der Chiduschej HaRim erläutert, dass es sie schmerzte, am Pessachopfer nicht teilhaben zu dürfen. Sie verstanden die technischen Gründe der Halacha wohl, aber sie flehten verzweifelt: "...aber denkt doch an unser geistiges Wohlergehen! Was wird mit uns sein? Wie können wir alles durchstehen, ohne das Korban Pessach gebracht zu haben?" Um die Halacha ging es ihnen nicht. Sie zeigten einzig ihren Schmerz.

Die Menschen, welche im zweiten Jahr das Ersatz-Pessachopfer darbrachten, zeigten ihre Pein, als man ihnen mitteilte, dass sie das Korban Pessach nicht darbringen durften. Falls man aus offensichtlichen Gründen eine Mizwa (Gebot) nicht erfüllen kann, sollte dies zumindest weh tun.

Das war der Vorwurf an die Adresse des jüdischen Volkes: Richtig, aus halachisch-technischen Gründen konnten sie das Opfer während dem Rest der 40 Jahre nicht mehr darbringen. Dies hätte sie jedoch stören sollen! Es hätte schmerzen sollen! Dieser Zustand hätte ihnen unerträglich sein sollen!

Im Leben gibt es oft solche Situationen: Man kann nichts tun, aber zumindest sollte uns dieser Mangel peinigen und schmerzen.

Wenn jemand in der Nacht aufwacht und beim Herumlaufen im Dunkeln seine Zehe anstösst, schreit er. Was hilft das Schreien? Es hilft gar nichts. Aber wir schreien eben, wenn etwas schmerzt.

Sogar, wenn wir nichts daran ändern können, dass wir das Korban Pessach nicht darbringen können - deswegen schreien können wir. Wir sollten zumindest das Gespür haben, den Schmerz zu empfinden. Wir sollten zumindest ein "Au!" hervorbringen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Jizchak Meir Rothenberg Alter (Chiduschej HaRim) (1799 - 1866): Gründer und erster Rebbe der Gerrer Dynastie, Ger, Polen.
Ba'ale Tosfot ("Tossafisten"): Talmuderklärer des 12. und 13. Jahrhunderts.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor, Project Genesis und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum und auf Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, sowie www.torah.org.

PopFeed: The email recipient specified is either empty or invalid. Please check the plugin options.

Drucken E-Mail

  • /parascha/47-behaalotecha/943-raw-frand-zu-parschat-behaalotecha-5764-beitrag-2.html
  • /parascha/47-behaalotecha/25-raw-frand-zu-parschat-behaalotecha-5762-beitrag-1.html

Aktuell sind 93 Gäste und keine Mitglieder online