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Raw Frand zu Parschat Beha'alotecha 5762

Mirjams Geduld: Der Lohn folgt Jahre später

Mirjam, die Prophetin wurde mit Zora'at (einer geistigen lepra-ähnlichen Krankheit) geschlagen und musste deshalb ausserhalb des Lagers verweilen und die vorgeschriebene Heilprozedur über sich ergehen lassen. Während dieser Zeitspanne wartete das ganze Volk auf sie. Stellen Sie sich dieses Bild vor: 4 Millionen Menschen, die nur darauf warten, ihre Reise fortsetzen zu dürfen, bleiben auf Geheiss an ihrem Ort. Alle warteten, bis Mirjam geheilt war.

Raschi erklärt [Bamidbar 12:15], dass dies der Lohn G’ttes an Mirjam war, für eine Tat vor vielen Jahren. Sie hatte einen kurze Weile gewartet, um sicherzustellen, dass es ihrem Bruder Mosche, der als Baby in einem Körbchen auf dem Nil schwamm, gut ging. Dies war der Lohn dafür, dass sie damals im Schilf stand und beobachtete, was wohl mit ihrem Bruder Mosche geschehen würde. Deshalb wartete jetzt das ganze jüdische Volk auf sie.

Wieso erhielt Mirjam diesen Lohn gerade jetzt? Wieso war gerade jetzt der richtige Moment für die Juden gekommen, Mirjam ihre Wertschätzung zu zeigen? Jetzt war der Augenblick da, um Mirjam ihre Wertschätzung zu zeigen, weil sie erst jetzt verstehen konnten, was Mirjam mit ihrer "geringen" Tat bewirkt hatte. In der Parscha (Wochenabschnitt) dieser Woche beschreibt die Torah Mosche Rabbejnu (unseren Lehrer) wie folgt: "Mit ihm spreche Ich von Mund zu Mund, nicht in rätselhaften Bildern, sodass er die wahre Gestalt von G'tt sieht …" [Bamidbar 12:8]. Mosche hatte ein grundlegend anderes Verhältnis zu G'tt als alle anderen Propheten.

Mit dieser Information über Mosche schätzen wir Mirjams Leistung umso mehr. Sie mag auf ein kleines Baby, das auf dem Nil schwamm, aufgepasst haben. Damals schien es, dass dies einfach "nett" war. Damals meinte man, dass dies eine sehr geringe Tat ohne grössere Folgen gewesen sei. Erst viele Jahre später – mehr als 80 Jahre danach – konnte man Mirjams damalige Geduld wirklich verstehen und schätzen. Darum war jetzt der Moment für die Belohnung gekommen.

Wir können aus diesem Ereignis in der Torah unsere Schlüsse für das Leben im allgemeinen ziehen. Wir können die Folgen und die Bedeutung verschiedener Geschehnisse in unserem Leben oft nicht abschätzen. Jahrzehnte später können wir jedoch zurückschauen und sagen: "Damals hat alles angefangen" oder "Damals hat alles aufgehört". Jahre später können wir auf einen Tag irgendwann in der Vergangenheit zurückschauen und sagen: "Das ist er! Den Tag hätte ich rot einkreisen sollen!"


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller Torakommentare“.



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