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Das Dilemma von Netanel ben Zuar (Rav Frand, Nasso 5783 - Beitrag 2)

Raw Frand zu Paraschat Nasso 5783 - Beitrag 2

 

Das Dilemma von Netanel ben Zuar

Paraschat Nasso ist die längste Parascha der Tora; sie enthält 176 Pessukim (Verse).

Es ist interessant, dass das längste Traktat im Talmud – Baba Batra – auch 176 Blatt (je zwei Seiten) enthält, und dass das längste Kapitel in TENACH, Psalm/Tehillim 119, auch 176 Pessukim enthält. Ich erinnere mich, dass als ich ein junges Kind war, mir ein Junge leid tat, der Paraschat Nasso vorlesen musste. Die Wahrheit ist, dass für einen Ba’al Kore (der die Tora vorliest) die Paraschat Nasso eigentlich eine einfache Parascha ist, weil ein grosser Teil davon Wiederholungen von gleichen Versen ist.

Die zweite Hälfte der Parascha befasst sich mit den verschiedenen Korbanot (Opfer), die von den Nessi'im (Fürsten) aller Stämme an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen zu Ehren der Einweihung des Mischkans (Stiftzelt) dargebracht wurden. Die Tora beschreibt uns detailliert die Opfer jedes einzelnen Fürsten. Erstaunlicherweise stellt sich heraus, dass jeder Fürst genau dieselben Opfer darbrachte. Die Tora beschreibt uns zwölfmal mit dem gleichen Wortlaut dasselbe für alle zwölf Fürsten. Der Barmizwa-Junge muss also doch nicht all so viele Pessukim lernen.

Es gibt einen faszinierenden Midrasch auf diesen Abschnitt über die Nessi'im. Der Midrasch sagt, dass Nachschon ben  Aminadaw, der Nassi (Fürst) vom Stamm Jehuda, der als erster seine Opfer darbrachte, es sehr leicht hatte. Er konnte jedes von ihm gewünschte Opfer darbringen. Der zweite Nassi – Netanel ben Zuar vom Stamm Jissachar – sah sich vor einem Dilemma: Was sollte er darbringen?

Wir können dieses Dilemma mit der folgenden Situation vergleichen: In einer Schul (Synagoge) finden zwölf Bar-Mizwot statt, jede Woche eine. Bei der ersten Bar-Mizwa wird eine Früchte-Vorspeise, ein Viertel Huhn, ein Stück Kugel, Karotten und zum Dessert ein Schokoladekuchen serviert.  Dies war die Bar-Mizwa in der ersten Woche.

Die nächste Bar-Mizwa findet eine Woche danach statt. Was soll man servieren?

"Soll ich dasselbe Huhn, denselben Kugel servieren? Das macht doch keinen Sinn! Ich bin kein Nachahmer. Das bin nicht ich. Ich werde es anders machen. Ich werde Schnitzel und Broccoli servieren…" Der Mensch wird versuchen, jeden Gang ein bisschen anders, ein bisschen besser zu machen.

Der dritte im Bunde hatte schon das Huhn und die Schnitzel gesehen. Was kann er jetzt tun? Natürlich muss er Kalbfleisch servieren!

Wir können leicht verstehen, dass wenn wir bei der zwölften Bar-Mizwa angelangt sind, das Menü dieser Bar-Mizwa-Feier die Früheren übertreffen muss.

Der Midrasch sagt, dass Netanel ben Zuar sich die folgende Überlegung machte: Wenn ich versuche, anders zu sein als der Stamm Jehuda, wenn ich versuche, Nachschon ben  Aminadaw zu übertreffen, werden der Nassi nach mir und der Nassi nach ihm sich vor einer Spirale von eskalierenden Opfern und steigenden Kosten bis zum Tag 12 sehen. Stellen Sie sich vor, was der letzte Nassi dann darbringen muss!

Netanel ben Zuar zog den folgenden Schluss: Wir kennen unsere eigene Natur. Jeder wird argumentieren, dass sein Opfer besser war. Dies wird zu Laschon Hara, Hass und Eifersucht führen. Wir kennen unsere Natur.

Also tat Netanel ben Zuar etwas Gewaltiges. Er brachte genau dasselbe Opfer dar. Er gab den Ton an – jeder ist gleich.

Was war Haschems Reaktion? Der Midrasch erzählt uns etwas Unglaubliches.

Es gibt eine unantastbare Regel, dass die Gemeinde-Opfer die Schabbat-Verbote aufheben, jedoch nicht ein privates Opfer. Kein privates Opfer wird je am Schabbat dargebracht. Wenn dies so ist, hätte die Reihe der Opfer der Fürsten am Schabbat unterbrochen werden sollen, da sie private Opfer waren. In diesem Fall jedoch erlaubte der Allmächtige, dass die Opfer am Schabbat dargebracht werden durften, weil Er sie wie öffentliche Opfer qualifizierte.

Nachdem alle Opfer auf dieselbe Art und Weise dargebracht wurden, um das Gefühl der Gemeinschaft (Zibbur), des Friedens und der Einigkeit aufrechtzuerhalten, war dies ein Korban Jachid (privates Opfer), das vom Geist eines Korban Zibbur (Gemeinschafts-Opfer) durchdrungen war. Es war ein Korban Jachid, das dargebracht wurde, um den Zibbur intakt zu halten. Haschem sagte – gewissermassen – "Für Mich ist dies wie ein öffentliches Opfer."

Wir lernen hier eine grosse moralische Lektion. Diese lehrt uns die Wichtigkeit der kommunalen Einheit und der Wichtigkeit des kommunalen Friedens. Wir sehen Haschems Reaktion auf einen Menschen, der Dinge tut, um Frieden, Einheit und Harmonie zu fördern. Ein Mensch, der einen Zibbur zusammenhält, ist jemand, der den Massen in hervorragender Weise Verdienste bringt und der auch viele wunderbare Dinge für sich selbst verdient.

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

 

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