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Leiden anstelle von Opfern - (Raw Frand Wajikra 5780 – Beitrag 2)

Hochaktuell in unserer Zeit der Corona-Pandemie

Leiden anstelle von Opfern

In dieser Woche beginnen wir, das Buch Wajikra zu lesen - das dritte von fünf Büchern der Thora. Ein grosser Teil davon handelt von den Opfergaben im Tempel. Eines dieser Opfergaben ist das sogenannte „Korban Chatat“ - das Sündopfer, das für eine unbeabsichtigte, versehentliche Sünde, dargebracht wird – um die ansonsten fällige Strafe von „Karet“ (Ausrottung) vorzubeugen [Wajikra 4:2]. 

Der Ramban (Nachmanides) erklärt den Grund für dieses Opfer: Alle Übertretungen der Mizwot verursachen eine gewisse Beschädigung der menschlichen Seele. Da es nicht angemessen ist, dem Schöpfer mit einer „verunstalteten“ Seele gegenüberzustehen - und wir auch in der Kommenden Welt „die Freude von der Aura der g-ttlichen Allgegenwart“ (hebr. „nehene mi’Siw ha’Schechina“) empfangen wollen, schreibt der Ramban, dass es der sündigen Seele obliegt, ein Opfer darzubringen, das eine Annäherung an den Schöpfer wieder möglich macht.

Ein Opfer reinigt die Seele. Zum Vergleich, ist es analog zu jemandem, der sein Auto bei einem Unfall beschädigt hat. Er bringt das Auto zu einer Werkstatt und es kommt quasi neuwertig wieder heraus. Dies ist, was ein Opfer mit einer Seele anrichtet. Aus diesem Grund, schreibt der Ramban, schätzen wir die grosse Wohltat (hebr. Chessed) des Allmächtigen, der uns mit der Institution der Opfer ausgestattet hat.

Doch was tun wir in unserer Zeit, wo es den Tempel und die dazugehörigen Opfergaben nicht gibt? Der Ramban schreibt, dass wenn es keinen Tempel gibt, der Allmächtige uns entsprechend zu unseren Sünden leiden lässt, um uns von unseren Sünden zu reinigen. Anstelle der Opfer, bringt  G-tt über den Menschen Krankheiten, finanzielle Schwierigkeiten und noch eine Vielfalt anderer Probleme. Diese Leiden (hebr. Jissurim) haben dieselbe Auswirkung wie die Opfer. Sie säubern die Seele von ihren Verunreinigungen. 

Es wäre viel einfacher und angenehmer, Opfer darbringen zu können. Der Rambam (Maimonides) schreibt, dass genauso wie die Opfer uns mit g-ttlicher Liebe ermöglicht wurden, um uns dem Ewigen und seiner Allgegenwart näherzubringen, so werden auch die Leiden, die einen Menschen befallen, mit Liebe und Erbarmen vom Ewigen geschickt.

Dies ist ein Konzept, das offensichtlich viel einfacher in Worte zu fassen ist, als es zu verinnerlichen. Doch dies ist der Grund, weshalb wir von Leiden heimgesucht werden - um denselben Effekt zu kreieren wie durch die Opfer, nämlich um uns G-tt anzunähern.

Es gibt einen weiteren Weg, um zum selben Ziel zu gelangen. Der Talmud lehrt: „Wer sich mit den Gesetzen des Sündopfers (hebr. Korban Chatat) und des Brandopfers (hebr. Korban Olah) befasst, wird so angesehen, als hätte er sie dargebracht. (Dies ist übrigens auch ein Teil der Idee, weshalb man die Abschnitte über die Opfer vor Beginn des G-ttesdienstes rezitiert.)

Der Maharal präsentiert in seinem Werk „Nezach Jisrael“ eine sehr interessante Idee: Nirgendwo anders finden wir beispielsweise ein Konzept, dass wenn jemand am Sukkot-Fest aus irgend einem Grund keinen Lulaw schütteln kann, aber dafür die Gesetze der „Vier Arten“ (hebr. Arba Minim) studiert, er genauso angesehen wird, als hätte er einen Lulaw geschüttelt. Genauso heisst es nirgendwo, dass wenn jemand am ersten Abend des Pessach-Festes keine Mazza essen kann, man gewissermassen denselben Effekt erzielt, wenn man an diesem Abend die Gesetze über die Mazza studiert. Warum, fragt also der Maharal, entspricht das Lernen der Gesetze über die Opfer ihrer eigentlichen Darbringung?

Der Maharal antwortet, dass der Sinn der Opfergabe darin besteht, dem Allmächtigen näherzukommen. Es gibt darüber hinaus noch eine andere Sache, die den Menschen näher zu G-tt bringt, nämlich das Studium der Thora. Die Auswirkung der Darbringung eines Sündopfers besteht darin, einen Menschen zum Allmächtigen zurückzubringen. Entsprechend ist auch der Wortstamm der beiden hebräischen Ausdrücke „Korban“ (Opfer) und „karov“ (nahe) miteinander verwandt. Die Gesetze des Sündopfers zu studieren, bringt den Menschen auch näher an den Allmächtigen.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Israel; einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamba“n) und Abhandlungen zum Talmud.

Maharal: Rabbi Jehuda Loeb von Prag (1512 - 1609); Rabbiner, Denker und Verfasser von unzähligen Werken, speziell in Haschkafa (jüd. Weltanschauung).

 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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