Schewat/ Paraschat Beschalach

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Rav Frand zu Paraschat Wajikra 5779

Die Stimme G`ttes hören

Paraschat Wajikra beginnt mit den Worten, “ Und ER rief Mosche zu und Haschem [G’’tt] sprach zu ihm vom Stiftszelt aus, wie folgt” [Wajikra 1:1]:

Raschi kommentiert zur Stelle, dass die Worte nur innerhalb des Stiftszeltes blieben und draussen nicht zu vernehmen waren. (Falls nämlich der einzige Grund für diesen Passuk [Vers] wäre, uns zu erklären, woher die Stimme Haschems herkam, hätte der Passuk anders lauten müssen. Etwa so: „Und ER rief Mosche zu aus dem Stiftzelt, und Haschem sagte...“)

Raschi erklärt weiter, man könnte meinen, die Stimme sei sehr leise und deshalb ausserhalb des Stiftszeltes nicht hörbar gewesen; um uns eines Besseren zu belehren, stehen in Sefer (Buch)  Bamidbar die Worte „Wajischma et HAKOL“ – „und er hörte DIE Stimme“ [7:89].  Diese Stimme wird in Tehillim (den Psalmen) ausdrücklich wie folgt beschrieben: „Die Stimme von Haschem geht mit Macht, die Stimme von Haschem ist majestätisch, die Stimme von Haschem bricht die Zeder“ [29:4-5]. Wieso hörte man eine derart mächtige Stimme nicht ausserhalb des Stiftzeltes? (Wie in dem Vers „vom Stiftzelt“ angedeutet.) Die Antwort darauf ist, dass die Stimme nicht nach aussen drang.

Wenn jemand hinter einer Kulisse der Unterhaltung zwischen G’tt und Mosche zugehört hätte, so hätte er gar nichts vernommen. Wie kann man dennoch erklären, dass diese Stimme so mächtig gewesen ist und trotzdem ausserhalb des Stiftszeltes nicht zu hören war? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

Eine Möglichkeit wäre, dass es sich bei dieser Erscheinung um ein Wunder handelte. (Dies würde die Frage nach dem Grund für dieses Wunder aufwerfen.)

Eine andere Möglichkeit (welche das Sefer Darchej Mussar vorschlägt) wäre, dass es kein Wunder war. Die Stimme war in Wirklichkeit laut genug um wahrgenommen zu werden. Die Menschen waren aber nicht fähig, diese Stimme zu vernehmen.

Eine Hundepfeife ist so eingestellt, dass ihre Frequenz nur von Hunden gehört werden kann, nicht jedoch von einem Menschen. Die Stimme von Haschem, (lehavdil) war ein Ton, welcher nur von jemandem empfangen werden konnte, der die geistige Grösse eines Mosche hatte. Die Stimme war da und hörbar. Jeder konnte diese hören, unter der Voraussetzung, dass er die gleiche Wellenlänge hatte. Manchmal gibt es Töne und Stimmen, die zwar da sind, aber von uns nicht wahrgenommen werden.

Rabbi Jehoshua ben Levi lehrt: "Jeden Tag ertönt eine G’ttliche Stimme (Bat Kol) vom Berg Choreb (Sinai). Diese verkündet: “Wehe ihnen, den Menschen, ob der Beschämung der Thora, denn jeder, der sich nicht mit der Thora beschäftigt…“ [Pirkej Awot/Sprüche der Väter 6:2]. Haben wir je diese Bat Kol gehört? Nein. Heisst dies, dass Rabbi Jehoshua ben Levi unrecht hat? Die Antwort ist, dass er eine Stimme gehört hatte, welche wir nicht wahrnehmen, weil nur er auf diese Stimme eingestellt war.

Wir sind ganz einfach nicht auf der richtigen „Frequenz“. Es gibt viele Stimmen, welche vom Himmel herabtönen, aber leider sind wir oft nicht fähig, sie zu empfangen.

Aus Rav Frand's Irakkrieg-Tagebuch

Sicherlich gibt es einen Ton, dessen Frequenz zu hoch ist für das menschliche Ohr. Es kommt oft vor, dass etwas Fassbares vor unseren Augen ist und wir es leider oft nicht sehen.

So ein Phänomen geschah während des Golfkriegs (Januar – Februar 1991). Folgender Vortrag wurde von Rav Frand im März 1991 gehalten:

Über die letzten paar Monate hinweg wurden wir Zeugen von Wundern. Das ist keine Übertreibung, eher ein Understatement. Wir wurden Zeugen von offenen Wundern, aber wir haben diese leider nicht ‚gesehen’. Sie haben keinen Eindruck hinterlassen.

Ich blättere in meinem persönlichen Tagebuch. Hier steht, wo ich am 2. August 1990 war. Ich war im Auto unterwegs in Baltimore und hörte in den Nachrichten, dass Irak in Kuwait einmarschiert sei. Ich sagte zu mir: „Nu, ein weiterer Krieg“. Ich war überrascht, aber sicher nicht schockiert.

Einige Wochen später hörte ich etwas Unsinniges im Radio. Der Irak erklärte: „Wir werden uns aus Kuwait zurückziehen, wenn die Israelis aus den ‚besetzten’ Gebieten abziehen.“ Ich erinnere mich, wie ich zu mir sagte: “Welch ein verrückter Vergleich. Das ist doch lächerlich!“ Doch mit der Zeit erschien dieser Vergleich in den Augen der Welt gerechtfertigt. Wir sahen, wie dieses Ereignis zu einem ‚Jüdischen Geschehen` wurde. Damals war ich der Meinung, dass wir mittendrin in dieser Geschichte landen würden. Ich war überzeugt, dass wir `verkauft’ werden würden. Ich war sicher, dass ein Frieden auf Kosten Israels ausgehandelt werden würde.

Mitte Januar gab es ein Treffen zwischen dem amerikanischen Aussenminister Baker und dem irakischen Aussenminister Aziz in Genf. Ich war auf der Autobahn unterwegs und erinnere mich an die Nachrichten: “Sie sprechen noch...Sie sprechen immer noch“. Zwei Stunden verstrichen, vier Stunden, ich dachte mir: „Oweh. Jetzt ist es so weit. Die verkaufen uns.”  Schliesslich hörte ich, dass die Verhandlungen abgebrochen worden waren. Ich konnte es kaum glauben An der folgenden Pressekonferenz fuhr Aziz während 45 Minuten über Israel her. Dieser verrückte Vergleich wurde vier Monate später zu einem ernsthaften Verhandlungspunkt! Aber G’tt sei Dank, ist er durchgefallen.

Ich erinnere mich an diesen denkwürdigen Mittwoch, als der Krieg anfing. Ich erinnere mich, dass Raketenabschussrampen im Westen des Irak bombardiert wurden. „Baruch Haschem, wir bleiben verschont.“ Ich war in der allgemeinen Euphorie gefangen. Ich konnte mich bei der Vorbereitung meines Schiurs nur schwer konzentrieren. Mit einem Ohr hörte ich dem Radio zu. Die Vorbereitung dauerte 10 Stunden.

Wie gut fühlte ich mich an diesem Donnerstag. Doch dann kam der Abend – der Abend, den niemand von uns vergessen wird. Um 18.45 hörten wir die Nachrichten über die ersten Skud- Angriffe auf Tel-Aviv. Wir erinnern uns alle lebhaft an unsere Gefühle.

Ich erhielt Anrufe von Teilnehmern meines Schiurs mit der Frage, ob dieser stattfinde. Ich erwiderte, dass die Leute wahrscheinlich nicht in Stimmung wären, einem Schiur zuzuhören, aber dass der Schiur dennoch stattfinden würde.

Um 20.45 war ich unterwegs auf der Park Heights Avenue, als ich den Nachrichten entnahm, dass vermutlich chemische und biologische Waffen gegen Tel Aviv zum Einsatz gekommen waren. Als ich im Bejt Hamidrasch angekommen war, erinnere ich mich, wie Anwesende weinten. Einige sassen dort und rezitierten Tehillim (Psalmen). Es war ein unglaublicher Anblick. Wie schwer es auch war, den Schiur zu halten, es war sicher viel schwieriger, zuzuhören.

Nach dem Schiur hörten wir die letzten Meldungen: “Sieben Verletzte; keine Toten.” Ich traute meinen Ohren nicht.

Zuhause angekommen hörte ich, dass Israel sich für einen Angriff vorbereite. Ich dachte: ”Da kommt er – der nächste israelisch-arabische Krieg; die Flugzeuge sind schon in der Luft!”. Jordanien liess verlauten, dass sie, im Falle einer Verletzung ihres Luftraumes durch Israel, angreifen würden. Syrien drohte, Israel anzugreifen. „Oy wai! Ein weiterer Krieg gegen Israel!“

Dann, unglaublich aber wahr, hielten sich die Israelis zurück. An diesem Freitagmorgen musste ich nach Los Angeles fliegen und fragte mich, wie ich es wohl 5 Stunden ohne Nachrichten aushalten würde. Ich blieb bis zur letzten Minute im Terminal von Baltimore und schaute gespannt auf den dortigen TV-Monitor. Als ich an Bord stieg, fragte mich der Steward nach meinem Wohlbefinden. Ich antwortete: „Es ist mir schon besser gegangen!“

Nach der Landung in Los Angeles war meine erste Frage: “Was ist in den letzten 5 Stunden geschehen?” Die Antwort lautete: „Kein Angriff der Israelis.“ Ich erinnere mich an die verbleibenden Stunden bis Schabbes in Los Angeles. Wie dankbar war ich, an der Westküste zu sein und weitere drei Stunden zu haben, in denen ich Nachrichten aus Israel hören konnte! In Israel war es schon fast Morgen. G’tt sei Dank, Israel hat nicht angegriffen. G’tt sei Dank, es gab keine weiteren Raketen auf Israel. Ich war sicher, dass bei weiteren Raketenangriffen, Israel sicher reagiert hätte.

Unmittelbar vor Schabbes machte ich das Radio aus. Ich war in einem fremden Haus in Los Angeles und war mit dem dortigen Radiosystem nicht vertraut. Am nächsten Morgen, um 6.15 ging das Radio an. Ich muss an dieser Stelle beteuern, dass dies nicht beabsichtigt war, aber ich war noch nie glücklicher, an einem Schabbesmorgen früher geweckt zu werden. Ich lag dort und horchte den KABC-Nachrichten aus Los Angeles. Plötzlich hörte ich, dass ein weiterer Angriff auf Tel Aviv stattgefunden hatte!

“Jetzt geht`s los. Ein Angriff ist vielleicht toleriert worden, aber nicht deren zwei!“ Aber Israel schlug nicht zurück. Weitere Scuds fielen auf Israel und fast niemand wurde getötet! Einige Verletzte, aber nach 39 RAKETENANGRIFFEN WAREN NICHT MEHR ALS 3 OPFER ZU BEKLAGEN!!

Das war ein offenes Wunder. Sicher versteckt G’tt auch die offensichtlichsten Wunder. Zum Beispiel verlangt die Thora das Anzünden von Feuer auf dem Altar, obwohl ein Feuer vom Himmel herunterkam. Dies hier war also auch ein Wunder.

Zur Anschauung zeigte uns Haschem, was so eine Scudrakete anrichten kann, damit wir nicht meinten, dass es sich dabei um eine übergrosse, ungefährliche Tischbombe handelt. Eine einzige Scudrakete tötete am vorletzten Kriegstag 28 amerikanische Soldaten und verletzte weitere 100 in ihrer saudi-arabischen Kaserne. Wenn sogar die weltliche Presse erkannt hatte, dass die Geschehnisse in Israel offene Wunder waren, dann können wir mit Sicherheit sagen, dass wir in unserer Zeit Wunder erlebt haben. Die Frage jedoch bleibt: Haben wir die Wunder GESEHEN? Haben diese Erlebnisse uns verändert? Diese Frage müssen wir uns stellen.

Rav Elijahu Lopian sagte einmal, dass Emuna (Glauben) nicht durch die Intensität des Tehillim-Sagens im Katastrophenfall unter Beweis gestellt wird, sondern durch das Hallel (Lobgesang) danach. Jeder sagt in einer Krisenzeit Tehillim. Aber echte Emuna beweist man erst, nachdem die Gefahr vorüber ist. Nachdem wir diese Wunder erlebt hatten – als der Erzfeind des jüdischen Volkes vernichtet worden war, ohne dass nur ein israelischer Soldat einen einzigen Schuss abgeben musste – müssen wir uns fragen: Haben wir dieses Wunder auch wirklich GESEHEN?

Wie inständig ist unser Hallel-Gebet? Dieses ist der Beweis für die Tiefe unseres Glaubens. Die echte Herausforderung an unseren Glauben ist, dass wir über das nachdenken müssen, was wir mit unseren Augen gesehen haben. Wir müssen unseren Kindern und Enkelkinder weitergeben: „Wir wurden Zeugen von Wundern. Wir haben die g’ttliche Fügung gesehen.“ Als Folge dessen müssten wir uns verändert haben. Ein Lobgesang wie das “As Jaschir” wäre angebracht [Schemot, Kapitel 15].  Die Juden, welche die Spaltung des Schilfmeeres erlebt hatten, stimmten einen Lobgesang an, bekannt als „Schira“. Auch wir haben Wunder erlebt und gesehen. Deshalb sind auch wir verpflichtet einen Lobgesang anzustimmen.

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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