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Raw Frand zu Parschat Mischpatim 5772

Die Ehre, die einem Dieb zusteht

Parschat Mischpatim handelt zu einem grossen Teil von den Gesetzen „Bejn Adam leChawero“ (zwischen einem Menschen und seinem Nächsten). Wir vernehmen die Pflichten, welche den Schomrim (bezahlten oder unbezahlten Wachleuten) auferlegt sind und die Gesetze zu Nesikin (verschiedene Schadenfälle). Wir werden eingeführt in die Gesetze von Aus- und Anleihe, über die Ehrlichkeit in Geschäftsangelegenheiten, und wie man sich gegenüber Witwen und Waisen benehmen soll.

Wir könnten uns fragen: Nehmen wir einmal an, wir hätten die Tora geschrieben, und wir wollten den Ton angeben für die Sammlung von Gesetzen, welche in Parschat Mischpatim vorkommen - welches Gesetz würden wir an den Anfang setzen? Offensichtlich hätten 100 Leute 100 Meinungen. Aber ich wage zu behaupten, dass wenige Leute, falls überhaupt, den Abschnitt über den Ewed Iwri (jüdischer Sklave) als erstes Gesetz, sozusagen als Einführung zu dieser Parscha gewählt hätten.

Trotzdem: Die Tora beginnt mit dem Abschnitt über den Ewed Iwri. Das Gesetz über den, der stiehlt, nicht zurückzahlen kann und deshalb verkauft wird, ist die Einleitung für alle Gesetze, die sich mit dem Geschäftsleben und den Geschäftsbeziehungen befassen. Parschat Mischpatim beginnt mit den Gesetzen, wie ein solcher Dieb zu behandeln ist. Ein solcher Anfang mutet etwas seltsam an.

Rav Samson Rafael Hirsch erklärt, warum dieser Einstieg wirklich angebracht ist. Alle Gesetze, die wir der dieswöchigen Parscha entnehmen – die Sorgfalt, mit der wir mit dem Geld und dem Besitz unseres Nächsten umgehen sollen – gründen auf dem Konzept von Kawod Habrijot (Respekt vor den Geschöpfen). Alle diese Gesetze wollen uns den Gedanken näherbringen, dass unser Mitmensch im Ebenbild G’ttes erschaffen worden ist. Dieser Mensch wurde von G’tt geschaffen. Sobald mir dieser Gedanke einleuchtet, verfüge ich über den philosophischen Grundstein, auf dem alles andere aufgebaut ist.

Die Tora sagt uns, wie man einen anderen Menschen behandeln soll. Auf welchen Menschen fällt die Wahl, um dieses Konzept zu veranschaulichen? Auf den Dieb! Dieses Wort allein beschwört schon das Bild eines verwerflichen Menschen herauf. Diese Person, welche normalerweise im Gefängnis landet, um dort vor sich hin zu siechen, wird in der jüdischen Gesellschaft anders behandelt. Sogar ein Dieb verdient eine menschenwürdige Behandlung. Unsere Weisen halten fest, dass jemand, der sich einen jüdischen Sklaven erwirbt, sich sozusagen einen Meister erworben hat (aufgrund aller Pflichten und Beschränkungen, die dem Eigentümer obliegen).

Der Talmud [Kiduschin 20a] hält fest, dass jemand, der nur ein Kissen besitzt, dieses seinem Sklaven zur Benützung geben soll, statt es für sich zu behalten. Wenn die Tora sich so sehr bemüht, die Würde und das Selbstbewusstsein eines Diebes zu erhalten, wie vorsichtig müssen wir uns demzufolge jemandem gegenüber verhalten, der kein Dieb, sondern ein Mitmensch, ein Bekannter oder unser Nachbar von nebenan ist?

Der Grundgedanke aller Bestimmungen, welche unsere zwischenmenschlichen Beziehungen regeln, kommt mit dem Gesetz über den jüdischen Sklaven am besten zum Ausdruck. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass sogar ein Dieb im Ebenbild G’ttes erschaffen worden ist, dann verstehen wir sofort, warum wir niemals unseren Mitmenschen belügen, beleidigen, verletzen oder ausnützen dürfen.



Rav Frand, Copyright © 2012 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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