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Raw Frand zu Parschat Mischpatim 5764

Hochmut, welcher zum Dienst G’ttes verwendet werden kann

Ein Pasuk in der dieswöchigen Parscha lehrt uns, dass es verboten ist, falscher (bestochener) Zeuge zu sein [Schemot 22:1]. Der Talmud [Sanhedrin 29a] beschreibt, wie man die Zeugen einschüchterte, damit sie die Wahrheit sprachen. Nach einer Ansicht wurde ihnen (gestützt auf die Sprüche der Väter) gesagt, dass falsche Zeugenaussagen Trockenheit bewirken, und schliesslich zu einer Hungersnot führen. Eine zweite Meinung hält dem entgegen, dass dies die Zeugen nicht schrecken wird, weil sie sich sagen werden, dass sie keine Bauern sind und deshalb von der Trockenheit nicht direkt betroffen sein würden. Eine andere Meinung schlägt vor, dass wir ihnen vor Augen führen sollen (auf einem anderen Pasuk in den Sprüchen der Väter basierend), dass eine falsche Zeugenaussage eine Plage auslösen, und diese Krankheit und Tod verursachen kann. Der Talmud antwortet, das dies auch nicht genügend abschreckt, weil die Zeugen die fatalistische Ansicht haben könnten „dass jedermann stirbt, wenn seine Zeit gekommen ist“. Schliesslich kommt die Gemara zum Schluss, dass man ihnen sagen soll: „Ihr werdet selbst in den Augen der Leute, die euch geschickt haben, als verabscheuungswürdige Menschen von bodenlos tiefer Moral dastehen“. Wir lassen sie wissen, dass sie selbst in den Augen der Menschen, die sie angeheuert haben, als schlechte und wertlose Menschen erscheinen werden, weil sie ihre Anständigkeit für Geld verkauft haben. Dies, sagt die Gemara, wird sie dazu bringen, die Wahrheit zu sagen.


Diese Gemarastelle mutet merkwürdig an. Wie kommt es, dass ihre Liebe zu Geld sie blind machen kann für die Gefahr einer Dürre und einer Plage, sie jedoch nicht gegen die Gefahr abstumpft, von anderen Menschen als schlechte Geschöpfe betrachtet zu werden?

Rav Henoch Leibowitz erklärt, dass wir durch diese Gemara einen interessanten Einblick in die Charaktereigenschaften des Menschen erhalten. Die Selbsteinschätzung und der persönliche Stolz auf das eigene Ich sind stärker als sein Geld oder gar sein Leben. Menschen können nicht ohne das Bewusstsein leben, wertvoll und bedeutungsvoll zu sein. Ein Mensch muss spüren, dass er Skrupel hat und über ein moralisches Bewusstsein verfügt – und dass die anderen Menschen dies auch erkennen.

Auch in einer anderen Lehre unserer Weisen, sagt Rav Henoch Leibowitz, erkennen wir das gleiche Prinzip, in einem Midrasch Rabba zur dieswöchigen Parscha. Der Vers sagt: „Wenn du Meinem Volk Geld leihst .....“ Der Midrasch erklärt, dass Armut das schlimmste Leiden ist, das man erfahren kann. Der Midrasch führt weiter aus, dass G’tt Hiob die Wahl liess, ob er körperlich oder seelisch leiden wolle. Hiob antwortete, dass er lieber jegliche andere Strafe erleiden wolle, nur nicht diejenige der Armut. Er wollte lieber allem anderen ausgesetzt sein als der Erniedrigung, auf den Marktplatz gehen zu müssen und kein Geld zu haben, um das Notwendigste zum Leben einzukaufen.

Was war der Grund dafür? Es war nicht so, dass Hiob das Geld liebte. Der Grund war, dass die Erniedrigung, arm und mittellos zu sein, die Selbstachtung eines Menschen zunichte macht. Diese Selbstachtung war für ihn wichtiger als körperliches Wohlbefinden.

Rabbejnu Jona schreibt in Scha‘ar Ha’Avoda (das Tor zum Dienst), dass ein Mensch seinen Wert kennen muss und denjenigen seiner Vorfahren. Er muss fühlen, dass er ‚Jemand’ ist und dass er wichtig ist. Rabbejnu Jona schreibt, dass ein Mensch, der ein gesundes Selbstwertgefühl besitzt und sich seiner aristokratischen Abstammung bewusst ist, die Kraft hat, der Versuchung zu widerstehen, etwas Unstatthaftes zu tun und vor der Sünde zurückschreckt. Er schämt sich aufgrund seiner Selbstachtung und auch wegen seinen Eltern.

Ein Mensch kann sich auf ein gesundes Selbstgefühl besinnen, um sich vor moralischer Schwäche zu schützen. Wenn jemand sich selbst als wertlose Kreatur betrachtet, kann er auf nichts zurückgreifen. Dr. Avraham J. Twerski erwähnt immer, wie sein Vater, seligen Andenkens, seine Kinder zurechtweisen pflegte, indem er ihnen vorhielt :„Es past dir nischt“ (Es passt sich nicht für dich). Falls wir keinen Vater mehr haben, der uns sagt: „ Es past dir nischt“, müssen wir uns eben manchmal selbst daran erinnern. „Das ist meiner nicht würdig. Ich stehe darüber. Dies ist unter meiner Würde.“

Rabbejnu Jonah schreibt, dass dies „erlaubter Hochmut“ ist und auch ein wichtiges Element im wahren Dienst für G’tt.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Henoch Leibowitz (geb. 1916): Rosch Jeschiwa in New York, USA.
Rabbejnu Jona ben Avraham (1200 – 1263): Verfasser ethischer Werke; sein Hauptwerk ist „Sha’arej Teschuwa“ („Tore der Rückkehr“); Gerona, Spanien.
Rabbi Dr. Avraham J. Twerski: Zeitgenössischer Rabbiner, Psychiater und Buchautor; Pennsylvania; USA.>



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