Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Jitro 5766

Männer von Wahrheit erkennen die Nichtigkeit von Ehre

Jithro sah die langen Warteschlangen und die umständliche Abwicklung der Rechtsprechung, wie sie sich täglich abspielte. Die Menschen mussten lange warten, bis Mosche Rabbejnu ihre Streitigkeiten entschied. Damit Streitigkeiten auf ordentliche und effiziente Weise gelöst werden konnten, empfahl Jithro deshalb ein Gerichtssystem – nicht unähnlich zu dem, welches wir heute haben – um den Ablauf zu vereinfachen,. Jithro empfahl eine Art Berufungssystem, in dem einfachere Fälle auf einer tieferen Stufe erledigt und schwierigere Angelegenheiten den höheren Gerichten vorgelegt wurden, bis sie schlussendlich zu den Ohren von Mosche Rabbejnu persönlich gelangten.

Die Richter mussten g’ttesfürchtig sein, erhabene und aufrichtige Männer, welche Betrug verabscheuten. Es gab Richter über tausend Menschen, Richter über hundert Menschen, Richter für fünfzig Menschen und Richter für zehn. [Schemot 18:21]

Es ist interessant, sich zu überlegen, wie Mosche die Wahl für die verschiedenen Gruppen von Richtern traf. Die möglichen Reibungsflächen und Spannungen zwischen den verschiedenen Gruppen von Richtern können wir uns wohl vorstellen. Ein Richter, welcher über zehn Menschen gesetzt wurde, konnte es möglicherweise ungünstig aufnehmen, wenn sein Bruder oder Cousin ausgewählt wurde, fünfzig oder hundert Menschen zu vertreten.

Der Kotzker Rebbe sagt, dass sich die Torah dieser Schwierigkeit bewusst war und Massnahmen ergriff, um dieses Problem im Keime zu ersticken. Die Torah geht diese Angelegenheit folgendermassen an: Eine Forderung, welche sie an die Richter stellt, ist, dass es sich um „Anschej Emet“ (Männer der Wahrheit) handeln muss. Wer ein Mann der Wahrheit ist, erkennt die Nichtigkeit von Kavod (Ehre). Kavod ist in Wahrheit eine vergängliche, leere Sache. Der Fallstrick von Kavod – ich bin wichtiger als du, oder du bist wichtiger als ich – ist für einen Mann der Wahrheit nicht von Belang.

Für Richter bestand eine Vorbedingung darin, ein Mann von Wahrheit zu sein. Deshalb gab es hier keinen Platz für den Argwohn, dass ein anderer „eine bessere Stellung als ich“ erhält. Solche Denkweisen gelten nur in der Welt von Schein und Geltungssucht. Ein „Isch Emet“ wird sich nicht darüber ärgern, „etwas weniger Kavod“ erhalten zu haben.

Dies scheint einleuchtend zu sein. Wenn wir die Thematik mit kühlem Kopf betrachten, ist es klar, dass es keinen Grund gibt, sich darüber aufzuregen, wenn Ehre oder Geltung versagt bleiben. Leider betrachtet man die Angelegenheit oft nicht so unvoreingenommen.

Vor einigen Jahren verbrachte ich einen Schabbat in einer Gemeinde ausserhalb von Baltimore, welche ungenannt bleiben soll. Nachdem ich gewohnt war, in einer Jeschiva zu davenen (beten), ist das Gebet in einer „Schul“ (Synagoge) oftmals ein besonderes Erlebnis. Die Massstäbe sind oftmals nicht die gleichen. In diesem Fall empfand ich es als besonders eigenartig, dass der Rabbiner während des G’ttesdienstes eine ganze Liste von Geburtstagen und anderen Masal Tovs herunterlas und dabei alle Eltern, Grosseltern usw. erwähnte (eine Prozedur die volle zehn Minuten in Anspruch nahm) und dass der Gemeindepräsident am Schluss des Gebets buchstäblich die gleiche Liste nochmals vorlas.

Ich sprach meinen Gastgeber darauf an. Ich nahm an, dass die Mitglieder dieser Gemeinde mindestens so ungeduldig waren wie ich und es war mir unverständlich, wie sie so etwas zulassen konnten. Er erklärte mir: Die Betroffenen wären tödlich beleidigt, wenn der Rabbiner es unterliesse zu erwähnen, dass der Urgrossenkel von diesem oder jenem ein Chosson (Bräutigam) geworden sei oder so ähnlich. Sie würden dem Rabbiner deswegen auf alle Ewigkeit die kalte Schulter zeigen. Damit ja niemand vergessen gehe, sah man sich gezwungen, ein betriebssicheres, doppeltes System einzuführen.

Ich sage immer, dass ich Kavod genau wie alle anderen liebe, aber man kann es auch übertreiben. Wären wir wahrhaftig Männer von Wahrheit, würden wir erkennen, dass dies eine Albernheit („Schtuss“) ist. Welchen Unterschied macht es, wenn der Rabbiner es erwähnt oder nicht erwähnt; wenn der Präsident es erwähnt oder nicht erwähnt; wenn er lächelt oder nicht lächelt; wenn er die Hand schüttelt oder nicht die Hand schüttelt? Wer achtet schon darauf? Die Anschej Emet sicherlich nicht. Ihnen ist es einerlei, ob sie sind für 10 oder 50 oder 100 oder 1000 Menschen zuständig sind.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rabbi Menachem Mendel von Kotzk [„Kotzker Rebbe“] (1787 – 1859): Chassidischer Rebbe; Lublin, Kotzk; Polen.



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