Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Frand zu Parschat Jitro 5771

"Lo Tachmod": Zwei Zugänge

Der zehnte der Asseret HaDibrot (Zehn Gebote) ist Lo Tachmod: "Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten; du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, seinen Knecht, seine Magd, seinen Ochsen, seinen Esel, noch irgendetwas, das deinem Nächsten gehört“ [Schemot 20,14]. Eine Person darf nicht auf den Besitz seines Freundes neidisch sein.

Der Ibn Esra wundert sich, wie die Tora einem Menschen seine Herzenswünsche vorschreiben kann. Es ist nur natürlich, dass der Fahrer einer Klapperkiste auf den Besitzer eines neuen Auto eifersüchtig ist, der sich nicht um auslaufendes Öl sorgen muss oder ob das Auto das nächste Mal – beim Drehen des Schlüssels im Zündschloss – starten wird. Wenn dies im Hinblick auf das Auto unseres Nachbarn leicht zu verstehen ist, dann umsomehr im Hinblick auf Dinge im Leben, die mehr Bedeutung haben. Wir sehen gelungene Familien, die Stellung unserer Nachbarn und so weiter. Wie kann uns die Tora vorschreiben, nicht eifersüchtig zu sein?

Der Ibn Esra beruft sich auf ein Gleichnis, das uns erlaubt die richtige Herangehensweise an das Verbot von Lo Tachmod zu verstehen: Kein Bürgerlicher denkt, dass er die Prinzessin heiraten wird. Er weiß, dass die Prinzessin nicht in seiner Reichweite ist. Es ist Teil der menschlichen Natur, dass man sich nur Dinge wünscht, mit denen man sich identifizieren kann. Man begehrt nichts, das so weit von einem entfernt ist, dass es ausserhalb seiner Reichweite ist. Wenn der Dörfler in die große Stadt geht und den Königspalast und die schöne Tochter des Königs sieht, so denkt er nicht einmal: "Oh, ich wünschte, ich könnte sie heiraten." Er weiß, dass so etwas unmöglich ist, wegen seiner Abstammung und Herkunft. Es wird einfach nicht geschehen.

Der Ibn Esra sagt, dass ein intelligenter Mensch realisieren muss, dass Menschen ihre Ehegatten oder ihren Besitz nicht wegen ihrer Weisheit oder Klugheit erhalten, sondern nur weil Haschem dies so bestimmte. Wenn jemand ein schönes Haus, Auto oder eine schöne Frau hat, so ist dies, weil der Allmächtige wollte, dass er dies hat. Aus irgendwelchem Grund ist es Haschems Wille, das Re‘uwen dies hat und nicht Schim’on. Das Gegenmittel für Neid, so der Ibn Esra ist Emuna (Glauben). Nämlich den Glauben, dass sein ganzer Besitz das ist, was Haschem will, dass er hat und all der Besitz seines Nachbarn ist, was Haschem will, dass sein Nachbar haben soll.

Raw Simcha Sissel Broide, der Rosch Jeschiwa der Chevroner Jeschiwa, sagt, dass der Ramban (in Parschat Kedoschim) eine andere Erklärung des Lo Tachmod Gebots und einen ganz anderen Zugang zum uralten Dilemma "Wie vermeide ich Eifersucht?“ hat. Der Ramban zitiert einen Midrasch, der sich auf eine Wiederholung der Asseret HaDibrot (Zehn Gebote) in Parschat Kedoschim bezieht. Zum Beispiel enthält Parschat Kedoschim "Ich bin der Herr, euer G‘tt "[Wajikra 19:3], was sich auf den ersten der zehn Gebote bezieht. „Geschnitzte Bildnisse sollt ihr euch nicht machen". [19:4], was dem zweiten der zehn Gebote entspricht, und so weiter und so weiter. Das Gegenstück in Parschat Kedoschim für das zehnte Gebot (Lo Tachmod) ist der Passuk "Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". [19:18]

Raw Simcha Sissel erklärt diesen Ramban wie folgt: Wenn ich sehe, dass jemand ein besseres Auto oder ein grösseres Haus hat als ich, und ich dieses Auto oder Haus haben möchte, dann ist die menschliche Emotion hinter diesem Wunsch nicht unbedingt von der Begierde für das Auto oder das Haus oder die Frau getrieben, sondern durch die Tatsache, dass ich besser bin als er, und warum soll er etwas haben, das ich nicht haben kann. In Wirklichkeit weiss ich, dass ich mit meiner alten Kiste leben kann, aber mit der Tatsache, dass mein Nachbar ein besseres Auto hat als ich, mit dem kann ich nicht leben. Es ist nicht die Begierde nach Geld oder Frauen; sondern der Unwille, sich mit der Tatsache abzufinden, dass jemand anderes etwas hat, dass ich nicht habe.

Würde ich diese Person so lieben wir mich selbst, so wäre ich glücklich mit der Tatsache, dass er ein schönes Auto, Haus oder eine schöne Ehefrau hat. Soll er es haben und geniessen! Der Beweis dieser Tatsache ist das talmudische Sprichwort: „Auf jeden ist ein Mensch eifersüchtig, ausser auf seine Kinder und seine Schüler“. Wir sehen nur selten Eltern, die auf ihre Kinder eifersüchtig sind. Woran liegt das? Es ist, weil man seine Kinder sehr liebt und will, dass sie noch erfolgreicher sind, als man selbst war. Wenn man seinen Mitmenschen wirklich liebt, so ist man nicht eifersüchtig auf ihn. Also rät der Ramban, seinen Nächsten so zu lieben, wie sich selbst, und die Eifersucht wird dadurch nie aufkommen.



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