Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Schemot 5766

Wer als Prinz grossgezogen wurde, der handelt wie ein Prinz

Die Tochter Pharaos rettete den kleinen Mosche aus dem Nil. Sie nahm ihn zu sich in den Palast und zog ihn als Adoptivsohn gross. Oberflächlich gesehen ist dies eine abenteuerliche Geschichte. Pharao wollte alle männlichen jüdischen Säuglinge loswerden, damit keine Möglichkeit bestand, dass den Juden ein Retter geboren werde. Er befahl, alle männlichen jüdischen Babys in den Nil zu werfen. Als Ironie in höchstem Grade ist es Pharaos eigene Tochter, welche den künftigen Erlöser Israels aus dem Nil errettet und ihn in Pharaos eigenen Palast bringt, wo er wächst und gedeiht.

Im Laufe der Ereignisse steckt aber mehr als nur eine „tolle Story“. Ibn Esra erläutert auf faszinierende Art die Hintergründe der Haschgacha (G’ttlichen Vorsehung), welche die Ereignisse so und nicht anders ablaufen liess. Ibn Esra erklärt, dass der Grund, wieso die Haschgacha Mosche in den Palast verschlug, war, den künftigen Anführer von Israel in einer Atmosphäre von Vornehmheit und Macht und nicht in einem Umfeld von Sklaverei und Unterwerfung zu formen.

Im grossen Streit um Natur gegen Erziehung legt Ibn Esra grosses Gewicht auf die Feststellung, wie bestimmend die Erziehung für die Richtung, in welche sich der Mensch entwickelt, ist. Wenn Mosche als Sklave aufgezogen worden wäre, die Denkweise eines Sklaven gehabt hätte und sich unterwürfig wie ein Sklave verhalten hätte, wäre es für ihn ungemein viel schwieriger gewesen, Führer eines Zweimillionenvolkes zu werden.

Ibn Esra verweist darauf, dass Mosche einen Ägypter wegen einem Unrecht, welches dieser begangen hatte, umbrachte. Ein Sklave, der immer unterwürfig ist und der stetig angespuckt wird, hätte nie die Kraft und den Mut zusammengebracht, um gegen Unrecht aufzutreten und den Verbrecher eigenhändig zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist unvorstellbar, dass ein Sklave über diese geistige Stärke verfügt. Andererseits besitzt jemand, welcher im Königspalast in der Meinung, er sei ein Prinz, gross geworden war, eine gewisse Stärke und Selbstsicherheit, um in Situationen einzugreifen, welche Menschen mit weniger Selbstvertrauen sicherlich eher meiden würden.

Ibn Esra betrachtet Mosches Eingreifen für die Töchter Jithro’s bei der Begebenheit mit den Schafhirten beim Brunnen von Midjan auf gleiche Weise. Mosche war ein Fremder, welcher erst vor kurzem eingetroffen war. Wer hat ihn darum gebeten, etwas zu unternehmen? Wer hat ihn darum gebeten, sich einzumischen? Die Antwort ist: Wer in einem Haus aufwächst, wo Respekt und Führung herrschen, hat den Mut und die Entschlossenheit, Verantwortung zu übernehmen und dem Recht Nachdruck zu verleihen, wo immer dem Recht Nachdruck verliehen werden muss. Diese Führungsqualitäten werden viel einfacher im Königspalast als im Sklavenhaus erworben.

Der Mirrer Maschgiach, Rav Jerucham Leibowitz bemerkt zu diesem Ibn Esra, dass wir hier die Kraft der richtigen Förderung erkennen. Zwei genetisch gleiche Zwillinge werden zu vollkommen unterschiedlichen Erwachsenen heranwachsen, wenn sie zuhause in den Jahren, in welchen sie beeinflussbar sind, verschiedener Erziehung und verschiedener Atmosphäre ausgesetzt werden. Das unterstreicht die Kraft des Chinuch (Erziehung), die Kraft der Umgebung und die Kraft eines fördernden Heimes.

Heutzutage schauen wir um uns herum und sehen die mannigfachen Übel, welche unsere Gesellschaft plagen. Was geschieht mit der Gesellschaft? Was geht um uns vor? Ein Teil der Antwort ist, dass viele Kinder, die in unserer Gesellschaft aufwachsen, kein eigentliches Familienleben kennen. Das ist keine Neuigkeit und es braucht keinen Sozialwissenschaftler, um die Ursache und Wirkung davon zu erkennen, welche Erziehung ein Kind bekommt und was dann aus ihm wird.

Das Umgekehrte gilt selbstverständlich auch. Die Chancen stehen gut, dass ein Mensch, welcher mit Liebe und mit Vertrauen überschüttet wird, dem man ein gesundes Gefühl von Selbstwert und Zuwendung bietet, bei weitem grössere Führungsqualitäten an den Tag legt, als eine gleich begabte Person, die nicht in den Genuss einer solch positiven Erziehung kam.

Der ironische Lauf der Ereignisse zu Beginn von Sefer Schemot war für die Entfaltung der Führungskraft des Erlösers verantwortlich, welcher dazu bestimmt war, Israel aus Ägypten hinauszuführen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Avraham Ibn Esra (1089 –1164); klassischer spanischer Kommentator auf die ganze Torah.
Rav Jerucham Leibowitz (1874 - 1936): Einflussreicher Denker, Maschgiach (Leiter und geistiger Ratgeber) der Jeschiwa in Mir, Litauen.



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