Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Frand zu Parschat Wajechi 5771

Eine Bitte um Barmherzigkeit: Bring Krankheit in die Welt

Wir hören, leider allzu oft, von Tragödien, wenn Flugzeuge plötzlich am Himmel explodieren. Nach einer solchen Katastrophe hörte ich einmal in einer Radio-Talkshow die Äusserung einer Frau, die sie als einen gewissen Trost bei diesem grossen Unglück empfand.

"G’tt sei Dank, wussten sie nicht, was auf sie zukam. Wenn eine Bombe in zehn Kilometern Höhe explodiert, hat man keine Chance, Überlegungen anzustellen. Man stirbt einfach. Sie starben ohne Angst oder Schmerz. Sie konnten nicht denken, „Ich werde jetzt sterben.“ Sie wurden vor diesem Trauma verschont."

Mir scheint, dass dies nicht die richtige Einstellung ist. Ich will dazu einen Beweis vom Talmud Baba Mezia (87a) und Pirkej deRabbi Elieser (52) auf die dieswöchige Parscha bringen.

Der Talmud und der Pirkej deRabbi Elieser sagen auf den Passuk "Siehe, dein Vater ist krank" [48:1], dass seit der Schöpfung der Welt, bis zur Zeit von Ja’akow, nie jemand zuerst krank wurde und danach starb. Ein Mensch war gesund und munter, bis er eines Tages auf der Strasse oder in seinem Geschäft niesen musste, worauf dann seine Seele den Körper durch die Nasenlöcher verliess.

Angesichts dieser Situation kam unser Patriarch Ja‘akow und bat um “Barmherzigkeit von Haschem", dass Menschen krank werden sollten. Der Grund, damit sie eine Vorahnung ihres nahenden Todes haben können: "Bitte nimm meine Seele nicht weg, bevor ich die Gelegenheit habe, meinen Kindern und meinem Haushalt Anweisungen zu geben."

(Deshalb – sagt der Pirkej deRabbi Elieser – ist ein Mensch verpflichtet einem niesenden Menschen „Chajim“ (oder „Marpe“ (Talmud Berachot 53a), („Assuta“ = „Gesundheit“, Raschi zur Stelle) zu wünschen, weil dieser Tod in Leben verwandelt wurde!)

"Ja‘akow sagte zu Haschem, "Ich will mein Haus in Ordnung bringen, ich will meine eigenen Gedanken ordnen, ich will zu meinen Kindern sprechen, bevor ich diese Welt verlasse."

Und Haschem erhörte sein Gebet, wie es in unserm Wochenabschnitt steht:" Man berichtete Josef, siehe, dein Vater ist krank." Dies war ein Zustand, der die ganze Menschheit erstaunte, denn seit der Erschaffung von Himmel und Erde war nie etwas Derartiges geschehen.

Wir sehen von dieser Talmudstelle und dem Pirkej deRabbi Elieser, dass es nicht gut ist, ohne Vorwarnung zu sterben, plötzlich von dieser Welt genommen zu werden. Menschen brauchen Zeit, um ihre Gedanken und ihr Haus zu ordnen. Sie brauchen Zeit mit ihren Kindern. Sie brauchen Zeit mit ihren Ehepartnern.

Wie sehr wir auch unter Krankheiten leiden, wenigstens sind wir gewarnt – und das ist ein Segen. Menschen die sterben, ohne zu „wissen, was geschieht“, haben nicht Glück, sie sind benachteiligt.

'Weisheit unter den Nichtjuden soll geglaubt werden' [Ejcha Rabba - 2:9]. Nach der Challenger Katastrophe entstand ein Tumult, ob die Astronauten von ihrem nahenden Untergang wussten oder nicht. Als sie schliesslich die Tonbänder fanden und hörten, dass ihre letzten Worte ein Wehklagen waren, wollten ihre Anwälte die NASA verklagen, weil sie ein Trauma durchlitten hatten, da sie es „wussten“.

Ein nichtjüdischer Kolumnist schrieb damals; “Bedeutet dies zwangsläufig, dass es gnädiger ist, wenn der Tod plötzlich kommt, dass das letzte bewusste Gefühl ein Hochgefühl war, oder nimmt einem ein solches Ende das Recht, nachzudenken, wenn auch nur für einige kostbare Momente, über die Dinge, die das Leben lebenswert machen?"

Mir scheint dies richtig. Ein Mensch braucht Zeit. Er braucht Zeit, um Teschuwa zu tun (zu Haschem zurückzukehren). Er braucht Zeit, um Frieden zu schliessen – wenn nicht mit anderen, so wenigstens mit seinem Schöpfer. Wir brauchen Zeit. Das sagen unsere Weisen. Auch wenn es nur ein Moment ist, doch wir brauchen diese Zeit.



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