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Ja’akow bittet um himmlischen Segen für seine Enkel vom „Engel, der mich erlöste“ (Rav Frand, Wajechi 5783 - Beitrag 1)

Rav Frand zu Paraschat Wajechi 5783 – Beitrag 1

Ja’akow bittet um himmlischen Segen für seine Enkel vom „Engel, der mich erlöste“

„Und er (Ja’akow) segnete Josef und sagte: ’der G“tt, vor Dem meine Väter Awraham und Jizchak wandelten, der G“tt, Der mich weidete, von meinem Dasein an bis zum heutigen Tag. Der Engel, der mich von allem Übel erlöst hat, er segne die Jünglinge...‘ “ [Bereschit 48:15-16]. Dieser Passuk (Vers) ist jedem bekannt, der ihn allabendlich mit den Kindern vor dem Zubettgehen sagt. Denken wir jedoch über diesen Vers nach, entdecken wir eine grundlegende Schwierigkeit.

Ja’akow begann seinen Segen für Josef, indem er sich auf G’tt (haElokim) bezog, der seine Vorväter begleitete. Wir erwarten deshalb, dass Ja’akow im Segensspruch für seine Kinder um G’ttes Hilfe flehen würde. Mitten drin ändert Ja’akow plötzlich die Anrede und fängt an, über „den Engel“ zu sprechen. Ja’akow sucht den Segen des Engels statt den Segen G’ttes. Wäre G’ttes Segen nicht besser als derjenige des Engels?

Ich sah einmal eine wunderschöne Erklärung im Werk Limudej Nissan von Raw Nissan Alpert sz`l. Es gab einen sehr grossen Unterschied in der Beziehung G’ttes zu Awraham und Jizchak einerseits, und Seiner Beziehung zu Ja’akow andererseits. Die beiden ersten Generationen der Vorväter hatten den Verdienst, mit G’tt eine Verbindung zu haben, die auf offenen Wundern beruhte. Awraham war sogar unter seinen Zeitgenossen gekrönt als: „…ein Fürst G’ttes bist du in unserer Mitte“ [Bereschit 23:6]. Jedermann schätzte ihn sehr. Gleichermassen suchte Awimelech (der König von Pelischtim) mit Jizchak einen Friedensvertrag zu schliessen, weil er dessen Grösse erkannte. Awraham und Jizchak verdienten beide eine - für alle sichtbare – besondere Behandlung von G’tt.

Ja’akow ist der Stammvater, welcher den Juden im Exil verkörpert. Er lebte und wirkte im Exil und übertrug auf seine Nachkommen die Fähigkeit, in der Verbannung zu überleben. Die Vorsehung rettete Ja’akow zwar immer, aber - anders als bei Awraham und Jizchak - auf verhüllte Art und Weise.

Wenden wir uns einmal Ja’akows Leben zu. Er hatte grosse Sorgen mit Ejsaw. Dann hatte er Probleme mit Lawan. Daraufhin kamen Probleme mit Dina. Hinzu kam die grosse Sorge um Josef. Dann kam die Sorge um Schim’on. Daraufhin hatte er Probleme mit Binjamin. Ja’akows Leben war buchstäblich voller Sorgen und Probleme. Aber G’tt war immer da. In all diesen Lebenslagen kam - wo vorher Düsterkeit herrschte - zu guter letzt das Gute zum Vorschein.

In den zwanzig Jahren, die Ja’akow bei Lawan verbrachte und leidete, baute Ja’akow das jüdische Volk durch die zwölf Stämme auf. Die traurige Begebenheit mit Josef lässt ihn später in der Zeit der Hungersnot überleben. Alle diese Probleme wendeten sich schliesslich zum Guten – während den Krisenzeiten, waren sie jedoch höchst bedrückend. Sicherlich stimmt es, dass G’tt andauernd „die Fäden führte“, aber diese Tatsache war nicht offensichtlich.

Dieser Sachverhalt beschreibt typischerweise das jüdische Leben in der Verbannung (Galut). Im Galut (Exil) leben wir im Zustand einer versteckten g’ttlichen Vorsehung („Hester Panim“). Das bedeutet, G’tt ist da, er zieht die Fäden, aber Er ist versteckt hinter den Kulissen. Es ist oft schwer „G’ttes Hand“ im täglichen Leben zu sehen. Es ist schwierig, unsere Erfahrungen als „zu unserem Guten“ auszulegen, statt - wie so oft - als katastrophal einzuschätzen. Dies charakterisiert unser Leben im Exil.

Ja’akow ist im Begriff, seine Enkel, Menasche und Efrajim, zu segnen, welche als erste Juden im Exil zur Welt kamen. Ihre Erfahrungen im ägyptischen Exil nehmen das jüdische Schicksal voraus, welches sich in verschiedenen Ländern der Welt wiederholen wird. Ja’akow wollte ihnen zeigen, dass G’ttes Hand nicht immer für sie sichtbar eingreifen wird. Manchmal wird sogar die Gegenwart G’ttes für sie vollkommen verhüllt sein.

Genau deshalb gab ihnen Ja’akow den Segen vom „Engel, der mich von allem Bösen erlöste“. Im Galut schickt uns G’tt die Rettung nicht in einer offensichtlichen Art wie Er dies bei den ersten beiden Vorvätern getan hatte. Vielmehr führt „der Engel (Mal’ach), der erlöst“ die Rettungsaktion aus. Im Galut bedient sich G’tt seiner Stellvertreter (Mal’achim, Engel), um Rettung zu bringen.

Der ganze Segen muss in diesem Sinn verstanden werden. „Der Herr, vor welchem meine Vorväter Awraham und Jizchak wandelten“; sie erfreuten sich eines offenen Himmlischen Schutzes. „Der G’tt, Der mich weidete“ entspricht G’tt, der für mich wie ein Hirte war. Schafe sehen den Wolf nicht, welcher im Versteck lauert, aber der Hirte ist wachsam und sorgt dafür – oft durch seine Boten -, dass nichts passiert. Dies ist die Art der Vorsehung, welche mir im Exil zugestanden worden ist. Mein Segen an euch ist eben diese Vorsehung, nämlich, dass G’tt euch beschützen soll - sogar auf versteckte und indirekte Weise: “Der Engel, der mich vor allem Bösen beschützte, soll auch diese Jünglinge segnen...“

Falls ihr aber die Hand G’ttes in allen Situationen erkennt und aufrecht und standhaft bleibt, dann... (Fortsetzung des Verses) „wird mein Name in euch leben, genau wie die Namen meiner Vorväter Awraham und Jizchak...“: Zum Schluss werdet ihr verdienen - genau wie Awraham und Jizchak – die offene g’ttliche Führung zu erleben.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rav Nissan Alpert [Limudej Nissan] (gest. 1986): Schüler und Nachbar von Rabbi Mosche Feinstein; gestorben kurz nach Rabbi Mosche. Autor des Bibelkommentars Limudej Nissan. Rav der Agudah Long Island in Far Rockaway und Lehrer an der Jeschiwah "Rabbenu Jitzchak Elchanan"; New York City.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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