Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

Königtum bedeutet Verantwortung (Rav Frand Wajigasch 5782 - Beitrag 1)

Raw Frand zu Paraschat Wajigasch 5782 - Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

Königtum bedeutet Verantwortung

Die Parascha beginnt mit Jehuda’s Warnung an Josef: „…denn du stehst Pharao gleich.“ [Berejschit 44:18]. Der Midrasch Raba [93:2] bemerkt, dass in diesem Augenblick „die Könige in die Schlacht eingriffen“. Es war ein Zusammenstoss von Giganten: Jehuda und Josef. Wir verstehen, weshalb der Midrasch Josef einen König nennt. Aber aus welchem Grund wurde Jehuda als König betrachtet?

Es stimmt, dass Ja’akow dem Stamme Jehuda später in Paraschat Wajechi das Königtum zugesteht. Zum jetzigen Zeitpunkt gab es jedoch noch kein Anzeichen, dass Jehuda die Königswürde verliehen würde. Weshalb bezeichnet ihn der Midrasch als König?

Vielleicht liegt die Antwort darin, dass der König schlussendlich derjenige ist, der für die Entscheidungen und das Schicksal seines Volkes verantwortlich ist. Beim Führer eines Volkes liegt letztendlich die Verantwortung. Er muss entscheiden, wann er sein Volk in den Krieg schicken und wann er einen Frieden anstreben soll. Königtum bedeutet Verantwortung.

Als Jehuda seinem Vater gegenüber versprach: „Ich bürge für ihn (Binjamin), von mir magst du ihn fordern!“ [43:9], wurde er König. In dem Moment, in welchem er sein Leben riskierte, als er persönlich für die Sicherheit seines Bruders bürgte, geschah eine Verwandlung mit ihm. Anstatt ein „weiterer“ Bruder zu sein, wurde er zu einem König.

Dies erklärt noch eine weitere schwierige Passage. Nur zwei Pessukim (Verse) vorher, am Ende von Paraschat Mikez wurde Binjamin als Straftäter bezeichnet. Damals gab sich Jehuda ganz anders. Er zeigte sich demütig, warf sich vor Josef nieder, gab zu, dass er und seine Brüder schuldig seien und bot sich und seine Brüder als Sklaven an. Zwei Pessukim weiter, sprach Jehuda jedoch plötzlich mit Strenge und sogar Überheblichkeit zu Josef [vgl. Raschi Berejschit 44:18].

Was war plötzlich mit Jehuda geschehen? Zwei Pessukim früher war er ein schwacher kleiner Mensch, der darum bat, Josefs Sklave zu sein. Jetzt greift er plötzlich an. Er ist angriffslustig und anmassend und setzt sich ein für das, was er für richtig hält. Was passierte unversehens mit dem sanftmütigen, wohlgesitteten und unterwürfigen Jehuda?

Rav Josef Leib Bloch erklärt, dass Jehuda sich an seine Verantwortung erinnerte. Als er sich an sein Versprechen „Ich bürge für ihn“ erinnerte, geschah mit ihm eine Verwandlung. Er konnte nicht mehr länger die Rolle des schwachen, sanftmütigen und unterwürfigen Mannes spielen. „Ich bin verantwortlich. Die Verantwortung liegt letztlich bei mir. Es ist meine Verantwortung.“ Jehuda erlebte einen Persönlichkeitswandel. Er wurde zu einem anderen Menschen. „Ich habe Verantwortung übernommen und ich muss mich dementsprechend verhalten, damit ich dieser Verantwortung gerecht werde.“

Wir sehen dies oft. Die Tatsache, dass ein Mensch Verantwortung übernimmt, ändert ihn. „Manche Menschen sind schon bedeutend, wenn sie geboren werden; manche Menschen erlangen Grösse mit der Zeit und anderen wiederum wird Grösse aufgedrängt.“ (Winston Churchill). Jehuda wurde Grösse aufgedrängt und er stellte sich der Herausforderung.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tana’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rav Josef Leib Bloch (1860 – 1929): Rosch Jeschiwa der Telser Jeschiwa; Tels; Litauen.

_______________________________________________________________________________________

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

_______________________________________________________________________________________

 

Copyright © 2021 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken E-Mail

  • /parascha/22-wajigasch/1785-weshalb-weint-ihr-jetzt-rav-frand-wajigasch-5782-beitrag-2.html
  • /parascha/22-wajigasch/1676-josef-gibt-uns-eine-lektion-in-gutem-benehmen-raw-frand-zu-parschat-wajigasch-5781-beitrag-2.html

Aktuell sind 269 Gäste und keine Mitglieder online