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Ja’akow stellt seine Befugnis, sich an Schechem zu rächen, in Frage (Rav Frand Wajischlach 5782 - beitrag 1)

Rav Frand zu Paraschat Wajischlach 5782 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

Ja’akow stellt seine Befugnis, sich an Schechem zu rächen, in Frage

In der dieswöchigen Parascha [Bereschit 34:5] heisst es: "Und Ja’akow hatte erfahren, dass man seine Tochter geschändet hatte, seine Söhne aber waren mit seinem Vieh auf dem Felde, so schwieg Ja’akow bis sie heimkamen". In diesem Zusammenhang zitiert der Midrasch Raba [80:4] als Hinweis einen Vers aus Mischlej/Sprüche [11:12]: „Isch Tewunot jacharisch - Ein weiser Mann schweigt.“ Ja’akow zeigte keine Reaktion, er beschloss, nichts zu unternehmen, bevor seine Söhne vom Feld zurückgekehrt waren, weil ein weiser Mann seine Ruhe bewahren kann.

Rav Schwab deutet diesen Midrasch auf eine interessante Weise. Wieso reagierte Ja’akow nicht? Der Vers sagt: „Kejl Nekamot Haschem - Ein G’tt der Rache ist Haschem.“ [Tehillim/Psalmen 94:1] Der Talmud sagt: „Gross ist die Rache, weil sie zwischen zwei Namen G’ttes eingebettet wurde.“ [Talmud Traktat Berachot 33a] Rav Schwab deutet dies so, dass das Recht und die Fähigkeit, Rache zu nehmen, G’ttes Domäne bleibt. Uns steht dies nicht zu.

Unsere Weisen sagen, dass wir uns mit Torah und Mizwot aller Arten abgeben sollen, sogar wenn unsere Absichten nicht absolut rein sind, denn schlussendlich werden sie rein sein [Talmud Traktat Sotah 22b]. Dies gilt für das (Torah-) Lernen, Wohltätigkeit oder alle Arten der Einhaltung von Geboten. Trotz alledem: In einem Lebensbereich werden vom Menschen nur die lautersten Absichten gefordert: Dies gilt für den Bereich von Eifer und Rache.

Jemand, der voll Eifer für den Herrn der Welt in den Kampf ziehen will, muss sicher sein, dass seine Absichten lauter und ohne persönliche Hintergedanken sind. Deshalb umgibt G’tt die Rache mit Seinem Namen (im vorhin zitierten Passuk „Kejl Nekamot Haschem“).

Nur sehr selten bekommt ein Mensch die Erlaubnis, Rache zu nehmen, weil der Mensch kaum aus völlig lauteren Motiven dazu in der Lage ist. Unsere Gedanken sind nicht genügend rein, leider sind sie in der Regel persönlich.

Ja’akow handelte nicht, als er vernahm, dass seine Tochter geschändet worden war. Es war ihm bewusst, dass er vielleicht deshalb zur Tat schreiten möchte, weil er diese Untat als persönliche Beleidigung empfand. Die Gemara [Talmud Traktat Schabbat 33b] erzählt uns, als Ja’akow nach Schechem kam, prägte er für sie Münzen und richtete ihnen ein Handelssystem ein. Er baute ihnen öffentliche Badehäuser und Marktplätze. Er setzte Schechem auf die Karte. Und was war im Gegenzug ihr Dank? Sie nahmen seine einzige Tochter und schändeten sie. Aus diesem Grund zweifelte er, ob seine Reaktion einzig der Verherrlichung G-ttes dienen würde, und hielt sich deshalb mit der Rache zurück.

Die Brüder kehrten heim. Sie eiferten, weil „eine Schandtat gegen Israel verübt wurde“ [Bereschit 34:7]. Sie schritten nicht zur Tat, weil es sich um ihre Schwester handelte, sondern weil die Schandtat selbst objektiv verabscheuungswürdig war.  Daher war ihre Reaktion reinen Herzes. Ja’akow, die Verkörperung von Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe, der seine eigenen Beweggründe hinterfragte, konnte sich nicht zu Rache durchringen. Der Midrasch verlieh ihm eine Auszeichnung und münzte auf ihn den Vers: „Der weise Mann schweigt.“

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tana’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
  • Rav Schimon Schwab (1908 - 1995): Rabbiner der Gemeinde Adat Jeschurun in Washington Heights, New York.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich _____________________________________________________________________________

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