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Der Vergleich mit dem Staub der Erde - (Rav Frand Wajeze 5781 – Beitrag 1)

 

Der Vergleich mit dem Staub der Erde

Zu Beginn der Parascha spricht der Ewige zu Ja’akow und segnet ihn mit den Worten: „…Ich bin Haschem, der G’tt deines Vaters Awraham und der G’tt Jizchaks; das Land, auf dem du ruhst, werde ich dir und deinen Nachkommen geben. Deine Nachkommen sollen wie der Staub der Erde sein [„ke’Afar ha’Arez“], und du sollst dich ausbreiten nach Westen, nach Osten, nach Norden und nach Süden...“ [Berejschit 28:13-14]

Die einfache Sinndeutung für den Segen „Deine Nachkommen sollen wie der Staub der Erde sein“ ist, dass Ja’akows Nachkommen so zahlreich sein werden, dass sie mengenmässig mit dem Staub der Erde verglichen werden können. Der Midrasch sieht jedoch eine tiefere Bedeutung in diesen Worten als nur einen Segen für eine grosse Menge. Mit all den Interpretationen, die uns zur Verfügung stehen, tönt der Ausdruck „wie der Staub der Erde“ doch etwas sonderbar.

Er unterscheidet sich wesentlich von dem Ausdruck dieses Segens, welchen Ja’akow einige Jahre später benützt und sagt [Berejschit 32:12]  :„Du hast  doch versprochen, dass wir „wie der Sand des Meeres („keChol haJam“) sein werden“. Der Ausdruck „ke’Afar ha’Arez“ bedeutet wortwörtlich wie der Staub des Bodens. Wir gehen auf dem Staub des Bodens. Ist es nicht sonderbar, dass Juden mit dem Versprechen gesegnet werden, dass sie wie der Staub sein werden, auf welchen die Menschen treten?

Es gibt viele weitere illustrative Vergleiche, die wir anderweitig finden. Einen majestätischen Vergleich finden wir in „Wie die Sterne des Himmels“ [Berejschit 22:17]. Sterne sind unerreichbar. Sie sind schön. Sie funkeln. „So zahlreich wie die Sterne am Himmel“ ist ein sehr verheissungsvoller und dichterischer Segen. Aber „ke’Afar ha’Arez“ tönt wie: „Ihr sollt sein wie Abfall“. Soll dies ein Segen sein?

Sogar der Ausdruck „ke’Chol ha’Jam“ – wie der Sand des Meeres – tönt angemessener. In unseren Gedanken stellen wir uns den Sand des Meeresstrandes nicht als etwas vor, auf das wir mit Füssen treten. Wir verknüpfen den Sand am Meer gedanklich mit herrlichen, sandigen Stränden. Sogar der Sand hat einen ganz anderen Beigeschmack als: „Du sollst sein wie Staub“.

Der Midrasch [siehe Midrasch Raba Berejschit 41:9 und 69:5] erklärt die tiefgründige Bedeutung dieser Wortwahl. Dahinter verbirgt sich mehr als ein Segen für mengenmässiges Wachstum. Der Segen „ke’Afar ha’Arez“ verkörpert die Geschichte der Juden. Jedermann trampelt auf dem Staub der Erde, schliesslich aber behält der Staub stets die Oberhand. Am Ende bedeckt der Staub diejenigen, welche auf ihm herumtrampelten.  „…denn aus Staub bist du und zum Staub wirst du zurückkehren“ [Berejschit 3:19]. In der Schlussabrechnung behält der Staub immer die Oberhand. Dies ist das Gleichnis und die Bedeutung des Segens: „Deine Nachkommen sollen wie der Staub der Erde sein“. Ja’akow wird enthüllt, dass man, auf seine Kinder - ähnlich wie auf Staub - trampeln und spucken wird. Am Ende jedoch werden sie die Oberhand behalten.

Tossafot [Traktat Berachot 17a] erläutert das Gebet am Ende der Schemone Esre: „Mein G’tt, bewahre meine Zunge vor Bösem und meine Lippen Falsches zu reden; denen gegenüber, die mir fluchen, schweige meine Seele; und es sei meine Seele wie Staub allem gegenüber.“ Was bedeutet: „und es sei meine Seele wie Staub allem gegenüber“? Tossafot nimmt den gleichen Gedanken auf, der im erwähnten Midrasch erläutert wird: So wie der Staub (Afar) niemals zerstört werden kann und immerwährend bestehen bleibt, so beten wir, dass unsere Nachkommen bestehen bleiben und niemals vernichtet werden [siehe Midrasch Raba Berejschit 41:9 und 69:5].

Ein weiterer Punkt: Dieses Gebet spricht von Leuten, die uns nicht gerade freundlich gesinnt sind, Leute, die uns fluchen und misshandeln. Wir beten, dass wir denen gegenüber, die uns fluchen, schweigen und dass unsere Seele unseren Feinden gegenüber wie Staub sein soll. Was ist unsere Absicht, wenn wir beten, dass wir wie Staub sein sollen? Es drückt unseren Wunsch aus, zu denjenigen zu gehören „welche von anderen beleidigt werden aber nicht zurückgeben, welche beschämt werden, aber nicht antworten, und erfüllen die Gebote aus Liebe (nicht etwa um des Lohnes Willen oder um keiner Strafe ausgesetzt zu sein), und freuen sich mit den Leiden (Beleidigungen ausgesetzt zu sein)“. Diese Menschen gelangen schliesslich nach oben und ihr Lohn ist unermesslich, wie es heisst [Schoftim 5:31]: „Und lasse jene, die Ihn lieben, der strahlend aufgehenden Sonne ähnlich sein“ [Schabbat 88b].

Alle diese Wünsche drücken wir mit den Worten „Und es sei meine Seele wie Staub…“ aus. Als Einzelne erbitten wir uns dasselbe, was Haschem Ja’akow und seinen Nachkommen als Volk zugesprochen hat.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tana’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
  • Tossafot ("Tossafisten"): Talmuderklärer des 12. und 13. Jahrhunderts..

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter  des Jüfo-Zentrums in Zürich

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