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Raw Frand zu Parschat Lech Lecha 5763

Avraham erwirkte die 2000 Jahre Torah

Ich möchte mich mit einem Ravad-Kommentar in Hilchot Avodat Kochavim (den Gesetzen in Bezug auf Götzendienst) befassen, der über Avraham spricht. Den folgenden Gedanken entnahm ich den Schriften von Rabbi Ze’ev Leff.

Zu Beginn von Hilchot Avodat Kochavim [Sefer Mada: Avodat Kochavim; Kapitel 1, Halachot 1-3] gibt uns der Rambam eine sehr elementare Beschreibung der Persönlichkeit des ersten Juden (Avraham Avinu). Es gibt sehr viele halachische Vorschriften (jüdische Rechtslehre), welche der Avoda Sara (Götzendienst) gewidmet sind. Ein grosser Teil der Jüdischen Geschichte befasst sich mit dem Ausmerzen der Übel, welche durch Avoda Sara im das jüdischen Volk entstanden sind. Der Rambam fand es deshalb nötig, uns den historischen Hintergrund zur Entstehung von Götzendienst auf der Welt aufzuzeigen.

Der Rambam schreibt, dass die Menschen früh, zu Enosch’s Zeiten (d.h. bereits in der Generation, die auf Adam folgte) eine grundlegende Fehlüberlegung machten. Die Weisen dieser Generation entwickelten eine fehlerhafte Gotteslehre und sogar Adam’s Sohn war einer der Fehlgeleiteten. Sie behaupteten folgendes: G’tt schuf die Sterne und die himmlischen Gebilde, um die Welt zu führen und ehrte sie, indem er sie hoch am Firmament platzierte; deshalb ist es für den Menschen angebracht, sie zu loben, zu preisen und zu ehren. Dies gleicht einem (irdischen) König, welcher wünscht, dass man denjenigen, welche vor ihm stehen, Ehre erweist. Eine solche Verehrung, welche an die Diener des Königs gerichtet wird, bildet auch für den König eine Art Ruhm.

Nachdem sich dieser Gedanke breit gemacht hatte, begannen sie, Tempel für die Sterne zu bauen, sie brachten ihnen Opfer, rühmten sie mit Worten und bückten sich vor ihnen, um – gemäss ihrer irregeleiteten Philosophie – „den Schöpfer zufriedenzustellen“. Das waren die Grundzüge der „Anbetung der Sterne“.

Dies war die Erklärung derjenigen, welche sie verehrten und welche den Ursprung dieser Bräuche kannten. Sie stritten die Existenz G’ttes nicht ab und sie behaupteten auch nicht, dass dieser oder jener Stern allmächtig sei oder irgendwelche eigenen Kräfte besässe.

Es kommt in der Geschichte immer wieder vor: Was als unschuldiger Fehler, Missverständnis oder falsche Sichtweise begann, geriet mit der Zeit ausser Kontrolle. Falsche Propheten tauchten auf und lehrten, dass die Sterne eigene Kräfte besässen. Schlussendlich vergassen die Menschen sogar G’tt, sodass Avoda Sara, so wie sie uns heute bekannt ist, entstehen konnte. Die Menschen verehrten nun buchstäblich diese anderen „Kräfte“ und meinten, die Sonne sei ein Gott. Dies alles entsprang dem ursprünglichen kleinen Fehler.

Die Situation verschlechterte sich immer mehr und dieses verdorbene Gedankengut verbreitete sich auf der Welt. Dies änderte erst als sich die Stütze der Gesellschaft erhob: Avraham Avinu. Avram blickte zum Mond und den Sternen hinauf und fragte sich, wie das Universum ohne Lenker, Der es führt, fortbewegen kann. Avram begriff, dass es unmöglich alleine vor sich gehen konnte. Avram besass keinen Lehrer oder irgendjemanden, welcher ihn anleiten konnte. Er lebte in einer Gesellschaft, welche durch und durch von Götzendienst durchdrungen war. Er gelangte trotz allem selbständig zur Erkenntnis, dass es einen Herrn der Welt geben muss, Welcher alles lenkt.

Nachdem Avram diese Dinge klar geworden waren, begann er mit den Bewohnern von Ur Kasdim zu diskutieren und debatieren. Er wollte sie auf den richtigen Weg zurückbringen. Er legte ihnen nahe, alle gegossenen Bildnisse zu zerstören, damit die Menschen nicht wegen ihnen strauchelten. Er zog von Stadt zu Stadt, von Königreich zu Königreich, predigte und sammelte Anhänger für seinen Monotheismus (Glaube an einen einzigen G’tt). Er suchte sie von der Lächerlichkeit der Avoda Sara zu überzeugen und gelangte schlussendlich in das Land Kana’an. Dort verkündete er den Namen des Herrn, wie der Pasuk sagt: „ Avraham verkündete dort den Namen von Haschem, des G’ttes aller Zeiten.“ [Bereschit 21:33] Avraham hatte viel Erfolg und schaffte es, viele aus der Bevölkerung auf den Pfad der Wahrheit zu führen. Er hatte Tausende und Abertausende von Anhängern. Diese waren als die „Menschen aus Avraham’s Haushalt“ bekannt.

Dies ist eine Zusammenfassung der kurzen geschichtlichen Ausführungen des Rambam über die Entwicklung des Götzendienstes und über den geistigen Zustand der Gesellschaft, bevor Avraham kam und die Dinge ins richtige Licht rückte.

Der Ravad stellt die ganze Darstellung des Rambam in Frage: „Ich bin erstaunt. Schliesslich lebten Schem und Ever in diesen Zeiten. Wie ist es möglich, dass sie sich nicht wehrten?“

Der Ravad bestreitet, dass Avraham zu seinen Lebzeiten die einzige aufgeklärte Person auf der Welt war. Es gab die Jeschiva von Schem und Ever. Es gab andere Leute, denen die Torah bekannt war und andere, welche von G’tt wussten. Es ist einfach nicht wahr, dass Avraham der Einzige auf der Welt war, der an den Monotheismus glaubte!

Der Ravad bringt deshalb an der Aussage des Rambam eine kleine Korrektur an. Der Ravad sagt, dass Schem und Ever am geistigen Gedankengut ihrer Zeit Anstoss nahmen und sich dagegen wehrten. Sie hatten jedoch mit dem Zerstören der Götzen keinen Erfolg, weil die Leute ihre Götzenbilder vor ihnen verbargen. Erst als Avraham kam und die versteckten Götzenbilder entdeckte und zerstörte, fand eine wahre Auseinandersetzung zwischen dem Monotheismus und der Gesellschaft, welche Götzen diente, statt.

Was soll das bedeuten? Will der Ravad sagen, dass Avraham der bessere Detektiv, ein besserer Schnüffler war als die anderen? Ausserdem war es nicht einmal wahr, dass die Götzenbilder versteckt waren; dem Götzendienst wurde in der ganzen Gesellschaft offen nachgegangen! Gemäss dem Midrasch handelte Terach (der Vater Avraham’s) mit Götzenstatuen. Müssen wir annehmen, dass Terach versteckte Geschäfte betrieb? Dies ist, gelinde gesagt, etwas weit hergeholt. Was ist denn die Bedeutung von Ravad’s Aussage, dass die Avoda Sara versteckt war und Avraham mit der Zerstörung Erfolg hatte?

Rabbi Leff gibt zu diesem Ravad folgende Erklärung: Der Talmud sagt [Sanhedrin 97a; Avoda Sara 9a], dass die Welt 6000 Jahre bestehen wird. Diese sechs Jahrtausende werden in drei historische Zeitalter aufgeteilt: 2000 Jahre des „Durcheinanders“ („Tohu ve’Vohu“), 2000 Jahre der „Torah“ und 2000 Jahre des „Messianischen Zeitalters“. Gemäss der Gemara beginnt das Zeitalter der „Torah“ mit Avraham Avinu.

Was bedeutet das? Das scheint zu sagen, dass Noach und alle Leute, welche vor Avraham lebten, keine „Torah“ kannten. Es gibt jedoch Quellen im Talmud und im Midrasch, welche das Gegenteil behaupten. Was ist also damit gemeint, dass das Zeitalter der „Torah“ mit Avraham Avinu begann?

Rav Leff gibt darauf folgende Antwort: Wie wir den Anfangsversen des Chumasch entnehmen können, meint „Tohu ve’Vohu“ „Durcheinander“. Dies bedeutet eine Vermischung von Licht und Dunkel. In einem Zeitalter von „Tohu ve’Vohu“ gibt es keine klare Trennung zwischen Tag und Nacht, zwischen schwarz und weiss, zwischen Recht und Unrecht.

„Torah“ symbolisiert einen klaren Abschied vom Zeitalter des „Tohu ve’Vohu“: „Siehe ich lege dir heute vor: das Leben und das Glück und der Tod und das Unglück“ [Devarim 30:15] Torah bedeutet eine klare und immerwährende Führung. Sie sagt uns, was Recht ist und was Unrecht, was Licht ist und was Dunkel. Bis zu Avraham Avinu’s Zeit bestand auf der Welt ein „Tohu ve’Vohu“. Es gab Menschen, welche behaupteten: „Es ist nicht falsch, Avoda Sara zu dienen. Es ist sogar eine Mizva! Dies ist G’ttes Wille. Wenn wir die Sonne und Seine anderen himmlischen Diener verehren, dienen wir Ihm.“ In der ganzen Gesellschaft herrschte ein Durcheinander.

Wenn der Ravad sagt, dass Avoda Sara versteckt war, meint er nicht, dass die Statuen hinter verschlossenen Türen befanden. Er meint, dass auf der Welt eine Verirrung herrschte, welche die Menschen daran hinderte, zu erkennen, was richtig und was falsch war, was Monotheismus und was Vielgötterei war. Avraham Avinu startete das Zeitalter der Torah, weil er fähig war, den Fehler aufzudecken. Auf beredte Weise liess er wissen: „Dies ist richtig. Dies ist falsch. Dies ist nicht Monotheismus. DAS IST AVODA SARA!“

Wenn der Ravad behauptet, dass Avraham Avinu erfolgreich die Götzen zertrümmern konnte, meint er damit nicht, dass kein anderer die Lügen der Befürworter der Vielgötterei aufdecken konnte. Avraham deckte die „grosse Lüge“ auf; nämlich, dass jemand am „Sonntag“ der Sonne, am „Montag“ dem Mond, am nächsten Tag „G’tt“ dienen kann und trotzdem noch als „anständiger Mensch“ bezeichnet werden konnte. Avraham stellte klar, dass die Götzen zerstört werden mussten. Der Glauben an einen einzigen G’tt ist ein „entweder-oder“. Beides zusammen geht nicht.

Das Zeitalter der Torah begann! Die absolute Wahrheit erschien auf der Welt um der „situationsabhängigen Moral“ und der „situationsabhängigen Ethik“ entgegenzutreten. Es gibt Dinge, welche zu 100% richtig und andere Dinge, welche zu 100% falsch sind.

Mit einem klassischen chassidischen Ausspruch sagt der Ba’al Schem Tov („Besch’t“), dass der Jezer HaRah (Böser Trieb) keine Strafe dafür erhält, dass er die Menschen zur Sünde verleitet. Dies ist schliesslich seine Aufgabe. Der Besch’t sagt jedoch, dass er bestraft wird, weil er die Menschen im Glauben lässt, dass die Sünden, welche sie begehen, in Wirklichkeit Mizvot (gute Taten) sind.

Der Jezer haRah verfügt über so viele Tricks: „Schlaf lang und lass das Minjan heute morgen aus, damit du nachher einen klareren Kopf zum Lernen hast.“ „Gib’ jetzt keine Zedaka; behalte es für eine bessere Gelegenheit, die sich vielleicht später bietet.“ Der Jezer haRah wird bestraft, weil er ein „Tohu ve’Vohu“ schafft; er wiegt die Menschen im Glauben, dass die Sünden, welche sie begehen, eigentlich Mizvot seien.

Das ist das Tohu ve’Vohu, welches Avraham Avinu zerstören wollte. Er gab der Welt die Klarheit, was richtig und was falsch, was G’ttesdienst und was Avoda Sara ist.


Quellen und Persönlichkeiten:
Ravad (1110 - 1180) [Rabbi Avraham ben David]: Rabbiner und Gelehrter; Cordoba, Toledo; Spanien.
Rambam (1135 - 1204): Rav Mosche ben Maimon; Spanien, Aegypten. Seine Hauptwerke sind „Moreh Newuchim“ und „Mischne Tora“.
Rabbi Ze’ev Leff: Zeitgenössischer Rabbiner und Rosch Jeschiwa im Moschav Matitjahu, Israel.
Ba’al Schem Tov (1698 – 1760) [„Besch’t“]: Gründer der chassidischen Bewegung, Medschibosch, Ukraine.



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