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Die Wichtigkeit der Fairness: Wenn es nicht fair ist, tut es G-tt nicht (Rav Frand Lech-Lecha 5781 – Beitrag 1)

Die Wichtigkeit der Fairness: Wenn es nicht fair ist, tut es G-tt nicht

Paraschat Lech Lecha beginnt mit einer der zehn Prüfungen des Patriarchen Awraham. "Ziehe hinweg von deinem Land, von deiner Familie und von deinem Vaterhaus ins Land, das Ich dir zeigen werde" (Berejschit 12:1). Wir haben in der Vergangenheit schon oft die Frage erwähnt, warum die Tora nicht ausdrücklich erwähnt, welches nach vielen Rischonim, inkl. Raschi, die erste Prüfung von Awraham Awinu war, nämlich, dass er in den Feuerofen (Kiwschan Ha'Ejsch) in Ur Kassdim geworfen wurde. Offensichtlich ist das sich - wegen seines Glaubens - in einen Feuerofen hineinwerfen lassen eine schwierigere Prüfung, als das Erfordernis, sich aufzurappeln und in ein neues Land zu ziehen.

Wir können jedoch eine noch schwierigere Frage stellen: Zum Zeitpunkt, wenn die Tora mit der Erzählung der Geschichte von Awraham Awinu beginnt, ist er schon 75 Jahre alt (Berejschit 12:4). Was geschah in diesen ersten 75 prägenden Jahren seines Lebens? Die Tora erzählt uns nichts darüber, wie Awraham zur Erkenntnis des Bestehens des Ribbono schel Olam (Herr der Welt) kam. Die Tora erwähnt nie explizit die ganze Geschichte, wie er die Götzen seines Vaters zerschmetterte, in den Feuerofen geworfen wurde und auf wundersame Weise entkam. Verdient solch ein Vorfall nicht einen Platz in der Tora wie auch in den Geschichtsbüchern?

Der Grund aber, warum die weltliche Geschichte diese Erzählung ignoriert, ist, weil die allgemeine Bevölkerung mit Awrahams Glauben nicht einverstanden war. Deshalb glaubten sie, dass sein Entkommen aus dem Feuerofen eine Art Zaubertrick war. Sie schrieben es nicht der Macht eines Einzigen G"ttes zu. Wie wir in der ganzen Tora sehen können, war die Zauberei in jenen Tagen allgemein verbreitet. Die Beobachter jener Zeit zogen es vor, das Wunder der Zauberei zuzuschreiben, als Awrahams monotheistischem Glauben in einen Schöpfer der Welt Glauben zu schenken.

"Aus diesem Grund", erklärt der Ramban [Berejschit 11:28], "dokumentiert die Tora dieses Wunder nicht." Nachdem die allgemeine Bevölkerung es abstritt, erwähnt die Tora es nicht, weil es auch notwendig gewesen wäre, die skeptische Meinung derjenigen zu erwähnen, die das Wunder abstritten; wie es der Fall war, als die Tora die Zurückweisung der ersten Wunder durch die ägyptischen Magiers festhielt, die Mosche zu Beginn seiner Mission bei Pharao vollbrachte. In Mizrajim wurden die Zauberer am Ende - durch die weiteren Plagen - von der Sichtweise von Mosche überzeugt.

Jedoch bewies Haschem den Skeptikern von der wunderlichen Rettung Awrahams nie auf wundersame Weise, dass die theologische Richtigkeit von Awrahams Position über jeden Zweifel erhaben war. Die Debatte blieb während Awrahams ganzem Leben erhalten. Deshalb beschloss die Tora, den nicht widerlegten Meinungen der Ketzer, die das Wunder von Awrahams Überleben im Feuerofen in Frage stellten und ihr keine Glaubwürdigkeit schenkten, die gesamte Erzählung nicht zu erwähnen, statt aufzuzeichnen, wie eine ungeklärte Auseinandersetzung über ein Geschehnis zu interpretieren sei.

Der Ramban ist schwer zu verstehen. Berichten - lehawdil - zum Beispiel die Zeitungen "New York Times", die "Washington Post", oder unsere geliebte "Baltimore Sun" - Zeitung immer von "beiden Seiten der Erzählung"? Geben sie den verantwortlichen Sprechern von gegensätzlichen Meinungen immer gleich viel Platz zur ebenbürtigen Meinungsvertretung? Warum sollte dies jedoch der Ribbono schel Olam tun? Er weiss doch die Wahrheit. Die Wahrheit ist, dass Awraham Awinu Recht hatte. Warum sollte Er die andere Seite der Erzählung aufzeichnen? Die zweite Seite der Erzählung ist doch null und nichtig (Dewarim betejlim). Was will uns der Ramban also sagen?

Rav Simcha Sissel Broide sZl. (Rosch Jeschiwa von Chewron) sagt, dass wir von diesem Ramban sehen können – wie Raw Simcha Sissel es im gesamten Sefer (Buch) Berejschit aufzeigt – warum das Buch Berejschit auch "Sefer Hajaschar (Buch der Aufrichtigen, der Gerechten)" [Jehoschua 10:13 und Schemuel II 1:18, siehe Traktat Awoda Sara 25a] genannt wird. Die Botschaft ist, dass der Ribbono schel Olam immer fair ist. Wenn es nicht fair ist, wird es der Ribbono schel Olam nicht tun. In erster Linie (wie wir es in Schirat Ha’asinu sagen) ist "Er Gerecht und Gerade - Zaddik WeJaschar Hu" [Dewarim 32:4]. Es ist nicht "jaschar" (fair), nur eine Anschauungsweise der Geschichte zu erzählen, dies trotz der Tatsache, dass die andere Seite der Anschauungsweise total falsch ist.

Der Ribbono schel Olam hat in Sefer Berejschit eine grössere Agenda. Diese Agenda will uns lehren, gerade und fair zu sein, ehrlich zu sein, aufrecht zu sein und das Richtige zu tun. Es ist nicht richtig, nur eine Seite der Geschichte zu erzählen. Dies ist solch ein wichtiger Begriff für den Ribbono schel Olam, dass Er bereit ist, nur andeutungsweise auf das Wunder von Ur Kassdim (Rettung Awrahams) hinzuweisen und es als Teil der mündlichen Überlieferung zu belassen, anstatt die Geschichte ausdrücklich auf "unfaire" Weise in der Tora aufzuzeichnen

 

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Jisrael; einer der führenden Toragelehrten (Rischonim) des Mittelalters, einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamba“n) und Abhandlungen zum Talmud.
  • Rav Simcha Sissel Broide, (1912-2000), Rosch Jeschiwa der Jeschiwat Chevron, Jerusalem, Israel.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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