Schewat/ Paraschat Beschalach

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Birkat Hatora (1. Teil)

Aus: Die Jüdische Zeitung - Nr. 3, 22. Tewes 5777 / 20. Januar 2017

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Entnommen aus dem Sefer Sefer ‚Mekorej Hatefilla‘, das vor einigen Jahren von Raw Efrajim Slotnik schlit’a aus Jeruschalajim herausgegeben wurde. Das Sefer erhielt die Haskamot von Raw Eljaschiw sz’l, und von jbl“ch Raw Awraham Hakohen Kook, dem Rosch Jeschiwat Me’or Hatalmud, Rechowot und von Raw David Kohen, dem Rosch Jeschiwat Chewron.

Quelle

Aus dem Passuk (Dewarim 32:3) ‚Ki Schem Haschem Ekra – Hawu Godel Le’Elokenu‘ (Wenn ich den Namen des Ewigen verkünde, so gebt unserm G-tt Ehre!) lernen unsere Weisen (Berachot 21a), dass derjenige, der Tora lernen möchte, zuerst die Beracha darauf sprechen muss. Denn als Mosche Rabejnu mit der Schira (Worte des Liedes – Paraschat Ha’asinu) beginnen wollte, sagte er der Versammlung des jüdischen Volkes, dass er zuerst die Beracha über die Tora sprechen werde und sie darauf Amen antworten sollen. Der Maharsch’a erklärt, dass mit dem Namen G“ttes die Tora gemeint ist, da die ganze Tora aus den verschiedenen Namen G“ttes zusammengesetzt ist.

Es ist die Meinung der Mehrheit der Rischonim, dass diese Beracha eine Pflicht von der Tora ist. Zwischen den Achronim bestehen aber Meinungsverschiedenheiten, ob sie auch  eine Pflicht von der Tora ist, wenn man sie als Einzelperson sagt oder nur wenn man sie Bezibbur (in der Versammlung der Gemeinde) sagt oder nur wenn man sie als Einzelperson sagt, da das Lesen in der Tora in der Gemeinde in der Regel nur mideRabbanan (ein Gebot der Weisen) ist. Einzelne Rischonim sind der Meinung, dass diese Beracha nur von den Rabanan (unsere Weisen) angeordnet wurde.

Die Posskim schreiben, dass man es mit dieser Beracha sehr genau nehmen und nicht Tora lernen soll, solange man diese Beracha noch nicht gesprochen hat. Die Gemara (Nedarim 81a) bringt, dass Talmidej Chachamim (Gelehrte) oft Kinder haben, die keine Talmidej Chachamim sind, weil sie es mit dieser Beracha nicht genau nehmen. Der Grund ist, weil ihnen die Bitte, die wir in der Birkat Hatora erwähnen ‚Weni’hje anachanu weZe’ezaejnu…‘ (wir und unsere Kinder… Gelehrte sein sollen) fehlt.

Desweitern erzählen uns unsere Weisen (ibid.), dass man zur Zeit der Tempelzerstörung die Propheten und Weisen gefragt hatte, warum der Tempel zerstört wurde und sie keine Antwort darauf hatten; bis der Ewige selbst den Grund angab: Meine Kinder sprachen keine Beracha über die Thora. Der Ra’N zur Stelle im Namen von Rabejnu Jona erklärt dies folgend: Hätte das Volk gänzlich aufgehört zu lernen, dann wäre der Grund offenkundig, warum der Tempel zerstört wurde und auch die Propheten und Weisen hätten dies gewusst. Jedoch war der Grund eben nicht offenkundig. Das Volk lernte die Tora aber eben nicht ‘lischma’ (in reiner Absicht/um G-ttes Willen), sondern nur rein als Studium. Schätzt man die Tora nicht genügend und beschäftigt man sich mit der Tora nicht ‚lischma‘, führt dies dazu, dass man die Beracha über das Toralernen vernachlässigt. Aus diesem Grund soll man besonders darauf achten, diese Beracha voller Freude und Dankbarkeit über das überragende Geschenk der Tora zu sagen.

1. Beracha - La’assok beDiwrej Tora (…mit den Worten der Tora sich zu beschäftigen)

Der Ta’S erklärt, dass wir die Beracha über ‚die Beschäftigung‘ mit der Tora sagen, weil wir die Tora durch Mühe und Pilpul (Diskutieren, logische Analyse des Gelernten) uns aneignen sollen.

Einige Rischonim sind der Meinung, dass man ‚Al Diwrej Tora‘ (auf die Worte der Tora) statt ‘La’assok beDiwrej Tora’ sagen soll und dann sich diese Beracha auch auf alle anderen Mizwot bezieht. Die meisten Posskim (Dezisoren) entscheiden wie diese Meinung. Jedoch ist es der Brauch bei den Benej Aschkenas ‚La’assok beDiwrej Tora‘ zu sagen.

2. Beracha - Weha’arew Na… (Lass bitte die Worte Deiner Tora in unserem Munde angenehm sein…)

Es ist die Meinung von Rabbi Jochanan in der Gemara [Berachot 11b], dass man unmittelbar nach der Beracha von ‚La’assok beDiwrej Tora‘ auch ‚Weha’arew Na‘ anschliesst. Dabei bitten wir HKB“H, dass die Worte der Tora bei uns ein angenehmes Gefühl hervorrufen soll und wir uns mit Liebe mit der Tora beschäftigen mögen.

Bei den Rischonim gibt es eine Meinungsverschiedenheit darüber, ob diese Beracha das Ende der Beracha von ‚La’assok beDiwrej Tora‘ oder eine separate Beracha ist. Von dieser Meinungsverschiedenheit ist auch abhängig, ob man ‚Weha’arew‘ mit einem Verbindungbuchstaben ‚Waw‘ sagen soll (eine Beracha) oder ‚Ha’arew‘ ohne Verbindungsbuchstaben (zwei Berachot). Von den Posskim wird entschieden, es auf jeden Fall mit einem ‚Waw‘ zu sagen, um allen Meinungen zu genügen.

Von dieser Meinungsverschiedenheit ist auch abhängig, ob nach ‚La’assok beDiwrej Tora‘ ‘Amen’ gesagt wird. Der Mischna Berura entscheidet, dass man kein ‚Amen‘ auf die erste Beracha antworten soll. Die Meinung des Arisal ist jedoch, dass es zwei Berachot sind, obwohl man ‚Weha’arew‘ mit ‚Waw‘ sagt und dort ‘Amen’ auf jede Beracha antworten kann.

…befinu uweFi Amcha… (…in unserem Munde und dem Munde Deines Volkes)

Der Nussach bei diesen Worten teilt sich in drei Minhagim auf. Die Gemara [Berachot 11b] schreibt ‚…befinu uweFifijot Amcha…‘ und so schreiben viele Rischonim. Der Maharscha’l ist jedoch der Meinung, dass das Wort ‚Fifijot‘ für ein Schwert mit zwei Klingen verwendet wird und deshalb eher nicht in der Beracha gesagt werden soll. Deshalb, sagen andere, dass ‚Befinu uweFijot (plural) Amcha‘ gesagt werden soll. Andere sagen wieder ‚Befinu uweFi (singular) Amcha

…weZe’eza’ejnu… (…und unsere Nachkommen…)

In der Gemara wird der Nussach …‚weni’hje anachnu weZe’eza’ejnu weZe’eza’ej Amcha‘… (…wir und unsere Nachkommen und die Nachkommen Deines Volkes…) zitiert. Von einigen Rischonim werden die Worte ‚weZe’eza’ej Ze’eza’ejnu‘ (und die Nachkommen unserer Nachkommen) hinzugefügt. Als Grund dafür wird der Ausspruch unserer Weisen gebracht [Baba Mezia 85a], dass Haschem einem Menschen, der sich dem Torastudium widmet und auch der Sohn und Enkel das Gleiche tun, d.h. dass sich drei Generationen dem Toralernen widmen, den S’chut geben wird, dass auch all seine späteren Nachkommen diesen Weg beschreiten werden. Deshalb bitten wir, dass wir, unsere Kinder und die Kinder unserer Kinder wahre Toralerner sein sollen. Im Nussach Sefard werden deshalb diese Worte hinzugefügt. Andere Rischonim sind jedoch der Meinung, dass im Wort ‚Ze’eza’ejnu‘ nicht nur die Kinder, sondern auch alle weiteren Generationen enthalten sind und man deshalb nicht noch auch für ‚Nachkommen der Nachkommen‘ bitten muss. Der Nussach Aschkenas folgt diesen Meinungen.

…haMelamed Tora Le’Amo Jisrael (…Der die Tora lehrt seinem Volk Jisrael)

In der Gemara finden wir diesen Nussach und so wird er von den meisten Rischonim gebracht. Es gibt jedoch drei Nusscha’ot in den Rischonim, wie diese Beracha beendet werden soll. Einige schreiben: ‚haMelamed Tora Le’Amo Jisrael beRachamim‘ (mit Barmherzigkeit). Der Rambam ist der Meinung, dass man nicht ‚haMelamed‘ (der lehrt) sagen kann, da Hkb“H uns die Tora bereits gegeben hat, damit wir sie lernen. Es ist deshalb schwer zu sagen, dass Haschem sie uns lehrt. Aus diesem Grund soll seiner Meinung nach ‚Noten haTora‘ (der die Tora gegeben) gesagt werden. Wieder andere schreiben, dass die Beracha mit ‚Lamdejni Chukecha‘ (lehre mir Deine Gesetze) beendet werden soll. Dagegen wird jedoch eingewendet, dass dieser Ausdruck kein Lob und Dank für das Erhaltene ist, sondern eine Bitte für die Zukunft. Zweitens soll man die Beracha auch nicht mit den Worten eines Passuks beenden. Dieser Ausdruck ist nämlich ein Vers in Tehilim/Psalm [119:12]: ‘Baruch Ata Haschem Lamdejni Chukecha’

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