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Schawuot

Die Botschaft des Buches Ruth

Raw Frand zu Schawuot 5770

Ich fand die folgende Idee in Rabbi Mirskys Sefer über die jüdischen Festtage:

Am Schawuot lesen wir Megillat (Rolle) Ruth, welches vom Propheten Schmuel verfasst wurde. Ruth ist eines der vierundzwanzig Bücher der Bibel. Es ist eine wunderschöne Geschichte. Doch was ist so wichtig an dieser Erzählung, dass sie Teil vom Tanach wurde? Ausserdem stellt sich die Frage, weshalb wir dies gerade am Schawuot lesen?

Raw Schlomo Alkabez schreibt in seinem Kommentar zu Ruth "Diese Megilla wurde geschrieben, um König Davids Amt zu bestätigen; um die Halacha zu publizieren, dass eine Frau von Moaw einen Juden heiraten darf. Schmuel schrieb dieses Buch, um im Voraus jedes Gemurmel zu verhindern, welches die Monarchie des gesalbten Königs (David) bedrohen könnte."

Wirklich bestand eine Meinungsverschiedenheit, ob Boas Ruth heiraten durfte. Ruth war von Moaw. Die einfache Lesung von "Weder ein Ammonite noch ein Moabite darf in die Gemeinschaft des Ewigen eintreten" [Dewarim 23:4] scheint Ruth zu verbieten, Boas oder einen anderen gebürtigen Juden zu heiraten. Während Generationen wütete ein Streit, ob das Verbot weibliche Moabiten einbezog oder nur männliche. Boas handelte sehr mutig, als er Ruth heiratete, um die Möglichkeit einer solchen Verbindung zu zeigen, obwohl der nähere Verwandte (ein Mann namens Tow) sich weigerte in eine solche Ehe einzugehen, aus Angst, dass sie verboten wäre.

Schmuel, der Prophet, der König David salbte, beschloss Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und schrieb Boas’ öffentlichen Entscheid diese Frau zu heiraten – ins Tanach. Dies erklärt vielleicht, weshalb Ruth am Schawuot gelesen wird. Die Geschichte über Boas’ mutigen Entscheid, Ruth zu heiraten, beweist seinen Glauben an die Wahrheit der mündlich überlieferten Lehre. Boas glaubte an die "Halacha von Mosche, die vom Sinaj” stammt, dass die korrekte Erklärung des obigen Passuks in Dewarim ist: "Einem Mann von Ammon ist es verboten in die Gemeinschaft G“ttes einzutreten, doch nicht einer Frau; Einem Mann von Moaw ist es verboten, doch nicht einer Frau."

Wenn ein Jehudi am Schawuot Megillat Ruth liest, an dem Festtag, der den Erhalt der Tora feiert, so wird er mit der Frage konfrontiert, weshalb Boas Ruth heiratete. Weshalb war er sich so sicher, dass er sie heiraten durfte? Nur er wusste, dass dies erlaubt war, dank der Überlieferung der mündlichen Lehre. Schawuot ist nicht nur ein Festtag, der den Erhalt der niedergeschriebenen Tora feiert. Sondern – wie uns die Geschichte von Ruth lehrt – ist Schawuot auch ein Festtag, an dem wir den Erhalt und die Glaubwürdigkeit der mündlichen Lehre feiern.

Das Thema der Glaubwürdigkeit der mündlichen Lehre war ein Thema zur Zeit des Talmuds und ist es auch heute noch. Wenn wir andern sagen "die Tora sagt dies und jenes”, dann wird dies gelegentlich hinterfragt, weil sie es nicht in der schriftlichen Tora finden. Viele der Spaltungen zwischen unseren nicht-religiösen Brüdern und uns fallen auf dies zurück: Gibt es eine mündliche Lehre oder nicht?

Am Schawuot verstehen wir, dass Tora aus der schriftlichen PLUS der mündlich überlieferten Tora besteht. Keine Erzählung bringt dies deutlicher heraus, als die Megilla von Ruth.

Der Wilnaer Gaon liest diese ganze Idee aus einigen Pessukim in Tehillim (Psalm) [119:161-162] heraus: König David schreibt: "Prinzen haben mich verfolgt ohne Grund, doch mein Herz hat Dein Wort gefürchtet (miDewarcha pachad Libi). Ich frohlocke über Dein Wort, (soss anochi al imratecha) wie jemand der reichliche Beute findet." Die Bedeutung der Worte ‘miDewarcha pachad Libi’ ist, ich fürchtete mich vor den Worten Deiner Torah, welche anzudeuten schienen, dass sogar eine Frau von Moaw nicht in das jüdische Volk einheiraten darf. Doch ‘soss anochi al imratecha’ – Ich frohlocke über Deine mündliche Überlieferung, welche das Gegenteil lehrt, dass sich das Verbot nur auf die Männer von Moaw bezieht.

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