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Schawuot

 Raw Frand zu Schawuot und Pirkej Awot 5783


 

Ergänzungen: S. Weinmann

Perspektiven zu Schawuot: Ich bin "Ein Josef" wegen der Macht der Tora

Es gibt eine vielfach zitierte Gemara (Talmud Traktat Pesachim 68b), welche erklärt: ‘Raw Josef pflegte jedes Jahr am Schawuot seinen Dienern zu sagen: "Bereitet mir ein drittgeborenes Kalb vor (Raschi zur Stelle: Ein drittgeborenes Kalb ist das Beste aller Kälber)." Raw Josef erklärte den Grund für diese aufwendige Feier wie folgt: 'Wenn dieser Tag mich nicht dazu veranlasst hätte, Tora zu lernen und dadurch geistig zu steigen, wie viele Josefs gibt es am Marktplatz – und ich hätte mich von ihnen nicht unterschieden!'

Die einfache Erklärung dieser Aussage ist, dass der Amora (Talmud-Gelehrte) Raw Josef meint, dass wenn es kein Matan Tora und sein persönliches Tora-Lernen gegeben hätte, er einfach ein "weiterer Joe" gewesen wäre und er deshalb Schawuot damit feierte, indem er seine Diener bat, ein vorzügliches Gericht vorzubereiten.

Praktisch jedes Jahr pflegte Raw Rudermann zu sagen, dass die Gemara damit etwas Tieferes meint. "Wie viele 'Josefs' befinden sich am Marktplatz" bedeutet nicht, dass 'ich einfach ein weiterer Joe' gewesen wäre. Vielmehr meint es, dass 'ich selbst viele Joe’s gewesen wäre – ich selbst wäre viele verschiedene Sorten von Leuten'. In anderen Worten, ich wäre völlig verzettelt, ich wäre so hin- und hergerissen ohne die vereinende Kraft der Tora. Was meinem Leben Einigkeit und Ausrichtung gibt und mich zu einer einheitlichen Person mit einer felsenfesten Richtung gibt, ist die Tora. Ohne Tora wäre ich so viele 'Joes', ein 'Joe Six-Pack' (Normalverbraucher), ein Joe Ravens, ein solcher Joe oder ein anderer Joe. Ich wäre völlig verzettelt.

Dies ist im Wesentlichen, worum sich es am Jomtow Schawuot wirklich handelt. Es ist eine Zeit, da wir schätzen sollten, was die Tora für uns tut.

Am Schawuot lesen wir die Megillat Ruth. Ruth ist nicht eine Geschichte von zwei Städten, sondern eine Geschichte von zwei Menschen. Es handelt sich um zwei Schwestern – mit demselben Genpool, derselben Erziehung, derselben Umgebung – Orpa und Ruth. Und doch ging Ruth

in eine Richtung und fasste einen Entschluss, der ihr ganzes späteres Leben formte. Sie wurde die Stammmutter von Klall Jisrael, die Urgrossmutter von David Hamelech. Orpa wählte einen anderen Weg. Was unterschied Ruth von Orpa? Warum wählte Ruth, was sie wählte, und Orpa wählte einen gänzlich anderen Weg im Leben? Raw Mosche Schwab sZl. sagte, dass Orpa das Leben, das Ruth für sich wählte, als eines betrachtete, das zu viel Messirat Nefesch (Märtyrertum und Selbstaufopferung) erforderte. Sie war nicht bereit, dieses Opfer auf sich zu nehmen. Sie empfand es als ein zu schweres Leben. Sie kehrte zu einem Leben zurück, das sie als leichter betrachtete. Ruth hingegen war bereit, das anzunehmen, was damals wie eine schwierige Entscheidung aussah. Am Ende, nach einer anfänglichen nicht leichten aber kurzen Zeitperiode, stellte es sich als eine Entscheidung heraus, die überhaupt kein Messirat Nefesch erforderte. Es war ein viel nobleres Leben. Es war ein viel bereichernderes Leben, und ein Leben, das am Ende so viel besser war.

Dies ist, was wir uns jederzeit sagen müssen. Ein Leben von Jiddischkeit scheint manchmal schwieriger zu sein, aber es ist am Ende so viel bereichernder. Nicht nur in der Kommenden Welt, sondern auch in dieser Welt. Wir haben ein Ziel in unserem Leben. Unser Leben ist so viel reicher als dasjenige von Menschen, die keine Tora besitzen. Menschen begehen leider diesen Fehler. Sie meinen, dass ein toratreuer Lebensstil so schwierig ist, und dass man dabei auf so vieles verzichten muss und so viel Vergnügungen und Freuden aufgeben muss…

Dies ist der Unterschied zwischen Ruth und Orpa. Orpa dachte, dass sie auf so vieles verzichten müsste. Aus diesem Grund konnte sie diese Entscheidung nicht fällen. Ruth realisierte, dass sie im Moment etwas Schwieriges unternehmen würde, dass dies jedoch am Ende sehr lohnenswert sein würde, was auch wirklich eintrat.

Lehawdil (im Unterschied zum Geistigen) kann man Athleten betrachten. Seht, welche Opfer sie auf sich nehmen. Ich hasse es, diesen Vergleich zu ziehen, aber denkt nur an Michael Phelps. Er verbrachte mehr Zeit in einem Schwimmbad als die meisten von uns in einem Bejt Midrasch verbringen. Er erzielte damit mehr Goldmedaillen als irgendein anderer in der Geschichte der Olympiaden. Am Ende schaut er zurück und denkt: "Sicher, es war ein Opfer – all diese Jahre des Trainings und der Übungen – aber es lohnte sich. Am Ende war es alles wert!" Er ist zufrieden, dass er dieses Opfer brachte. Lehawdil können wir die Opfer und das Messirat Nefesch betrachten, das wir für unser Engagement für das Toralernen und für einen toratreuen Lebensstil machen.

Derselbe Dialog erscheint in der Haggada. Der schlechte Sohn fragt: "Was bedeutet euch diese Awoda (Dienst)?" Der Rascha sagt: "Ich sehe, was ihr tut, aber ich bin nicht bereit, dieses Opfer zu bringen." Betrachten wir die Antwort, die dem schlechten Sohn in der Erzählung der Tora auf seine Worte gegeben wird [Schemot 12:26-27]: "Und wenn eure Kinder euch sagen: Was bedeutet euch diese Awoda (Zeremonie)? So sollt ihr sagen: "Es ist das Pessachopfer an den Herrn, Der in Ägypten die Häuser der Israeliten übersprungen hat, als Er die Ägypter schlug, aber unsere Häuser verschonte Er…"

Unsere Antwort an ihn ist: "Ja, es ist ein Opfer, aber schau doch, was am Ende geschah! Am Ende wurden wir gerettet. Das erste Korban, das Klall Jisrael brachte – das Korban Pessach – war der Schlüssel zu unserer Rettung. Dies wurde zum Prototyp aller zukünftigen Korbanot. Ja, es ist am Anfang ein 'Opfer', aber am Ende "et Batejinu hizil" (rettete es unsere Häuser). Dies ist die Antwort an den Rascha.

Die Mischna (Pirkej Awot 6:4) sagt: "Dies ist der Weg der Tora: Brot mit Salz esse, Wasser nach Mass trinke, auf dem Boden schlafe, ein schmerzvolles Leben führe, und dennoch mühe dich mit der Tora ab." Der Weg, Tora zu erwerben, erfordert Entbehrung und Mühsal. Es ist streng. Aber die Mischna folgert: "Wenn du also tust, dann: ‘Heil dir und wohl dir’ [Tehillim/Psalm 128:2], 'heil dir in dieser Welt und wohl dir in der künftigen Welt’. Du bist ein glücklicher Mensch in dieser Welt und noch viel glücklicher wirst du in der kommenden Welt sein."

Warum muss die Mischna sagen: "wenn du dies tust?" Die Mischna erwähnte bereits, was beim Erwerb von Tora erforderlich ist. Warum muss sie wiederholen und sagen "wenn du dies tust". Die Antwort ist, dass nachdem ein Mensch hört, welche Entbehrungen und Mühsal für den Erwerb von Tora erfordert wird, er die Anstrengung leicht aufgeben könnte und sagt "Wer hat das nötig?" Die Mischna fährt fort: "Ja, ich weiss, dass es schwer ist, aber 'wenn du dies dennoch tust'… Strenge dich an und versuche es doch, weisst du, was das Resultat sein wird? Glücklich bist du, und es wird für dich immerwährend gut sein!"

Bei allem im Leben, das ein Opfer erfordert, lohnt sich die schwere Arbeit. Wenn keine schwere Arbeit geleistet wird, lohnt es sich nicht. So ist es auch mit der Tora. Wenn du dies tust, wenn du es nur versuchst, wirst du sehen, dass es dich in dieser Welt glücklich macht und es für dich in der kommenden Welt gut sein wird.

Dies ist, was Raw Josef sagte. Wo wäre ich und wo wären wir alle ohne die Tora? Dies sollte unsere Haltung vor Schawuot sein. Ja, es ist manchmal schwer, ein Jude zu sein. Ja, es ist ein Leben, das gewisse Opfer nötig macht, aber denke an das Ende. Denke an das erste Korban, das Klall Jisrael brachte. Et Batejnu Hizil – als Folge davon wurden wir gerettet. Dies ist das Opfer, das am Ende der Ursprung unserer Rettung ist.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rav Ja‘akov Jizchak Ruderman (1900 - 1987) war ein bekannter talmudischer Gelehrter und Rosch Jeschiwa der Jeschiwa Ner Jisrael (in der Rav Frand lehrt) in Baltimore. USA. Schüler des "Alten von Slabodka." Im Jahre 1933 gründete Rav Ruderman die Jeschiwa in Baltimore und stand ihr 54 Jahre lang vor. Er baute sie zu einer der grössten Jeschiwas in Amerika aus; sie brachte Tausende von Rabbinern, Pädagogen und Gelehrte hervor.
  • Rav Mosche ben Chajim Zwi Schwab (1943-2016); London, Gateshead (GB), Lakewood, Detroit (USA). Er löste zusammen mit Rav Schmuel Irons eine bemerkenswerte Revolution in Detroit aus, indem er Avrejchim (junge Leute) von Lakewoods Beth Medrash Gavoah in die Stadt holte und das Niveau des gemeinschaftlichen Torastudiums steigerte. 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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