Schewat/ Paraschat Beschalach

Jom Kippur

Glaubensheiler  (Rav Jochanan Zweig zu Jom Kippur 5774)

Am Jom Kippur lesen wir in der Thora - in Parschat Acharej Mot - den Abschnitt über den Tempeldienst, der am Jom Kippur im Bejt Hamikdasch (Tempel) verrichtet wurde. Bevor die Thora mit den Details beginnt, erwähnt sie zuerst das Ableben der Söhne von Aharon: „Und der Ewige sprach zu Mosche nach dem Tod der beiden Söhne Aharons, die gestorben waren, als sie sich dem Ewigen genähert hatten.“ [Wajikra 16:1]. Obwohl die Söhne von Aharon bereits sechs Monate vorher gestorben waren, erklärt Raschi - mit einem Verweis auf den Midrasch und mithilfe einer Analogie - die Notwendigkeit, zum wiederholten Male auf ihren Tod einzugehen: Genau wie ein Arzt seine Patienten vor gefährlichen Handlungen warnt, um womöglich tragische Konsequenzen vorzubeugen - indem er auf Leute hinweist, die bei Nichtbefolgen seiner Empfehlungen gestorben sind - so wird auch Aharon vor dem Betreten des Allerheiligsten [des Tempels] an den Tod seiner Söhne erinnert, die gestorben waren, weil sie das Allerheiligste auf unangemessene Weise betreten hatten.

Es gibt keine grössere Tragödie, als den Verlust eines Kindes. Eine Mutter oder ein Vater verbringt das ganze Leben damit, einen solchen Verlust zu verkraften - und erholt sich niemals gänzlich davon. Warum benötigte also Aharon eine Erinnerung an den Verlust seiner beiden Söhne - einer Tragödie, die erst sechs Monate zurücklag?

Der Vers besagt, Haschem habe Mosche angewiesen, seinem Bruder folgendes zu übermitteln [ibid 16:2]: "Al jawo bechol Et el ha'Kodesch…we'lo jamut." - Der Ausdruck "al jawo" wird gewöhnlich als Verbot interpretiert - wie es im Vers (allgemein übersetzt) heisst: "Er soll das Verbot nicht brechen, das Allerheiligste zu betreten - um die Todesstrafe zu vermeiden." Doch Raschi legt den Vers nicht auf diese Weise aus, sondern interpretiert ihn eher als "al jawo schelo jamut" - "Er soll nicht hineingehen, denn es wird seinen Tod herbeiführen." Anstelle des Verses, der ein Verbot benennt sowie der zugehörigen Strafe im Falle einer Übertretung, erklärt Raschi den Vers als Präventivmassnahme zur Vermeidung einer negativen Konsequenz. Diese Interpretation des Verses wird in der Analogie des Midrasch bezüglich des Arzt-Patienten-Verhältnisses reflektiert.

Die Botschaft an Aharon besteht darin, dass der Tod seiner Söhne nicht das Resultat einer abstrafenden Massnahme gegen sie war, um ihre Übertretung des göttlichen Dekrets zu ahnden - sondern eine Konsequenz ihres unverantwortlichen Handelns. Haschem zwingt uns Seinen Willen nicht auf, um sich Seine eigenen Wünsche zu erfüllen. Er gibt uns Anweisungen auf dieselbe Weise, wie sich ein Arzt um seine Patienten kümmert. Diese Anweisungen sind für unser eigenes Wohl gedacht. Wir sind die letztendlichen Nutzniesser, wenn wir Seine Vorgaben erfüllen. Haschem möchte von Mosche, dass er Seine Botschaft vor Jom Kippur weitergibt. Jom Kippur ist der designierte Tag des Jahres dafür, Reue für unsere "Torheiten" auszudrücken. Das Wissen darum, dass G-ttes einzige Agenda in unserem Wohlergehen besteht, stellt sicher, dass unsere Reuegefühle wahrhaftig und aufrichtig sein mögen.

Raw Zweig: Über die letzten drei Jahrzehnte, hat Raw Jochanan Zweig Tausende mit seinen brillanten und gedankenanregenden Lehrveranstaltungen und Schiurim inspiriert. Sein begeisternder, analytischer Ansatz fordert jugendliche und erwachsene Schüler heraus, verleiht ihnen ein besseres Verständnis der Thora sowie eine Liebe zur selbigen. Während seines Studiums am Ner Israel Rabbinical College zwischen 1955 und 1969, erhielt Raw Zweig die rabbinische Ordination (Joreh Joreh und Jadin Jadin) von Raw Ja'akow Jitzchak Ruderman, s.A. und Raw Ja'akow Weinberg, s.A. Raw Zweig war Rosch Jeschiwa und Rosch Kollel am Bejt HaTalmud in Jerusalem, zog 1974 nach Miami Beach (Florida) und eröffnete dort das Talmudic University of Florida / Yeshiva v'Kollel Beis Moshe Chaim, Alfred and Sadye Swire College of Judaic Studies. Was als Bejt Midrasch für zehn Studenten anfing, ist inzwischen zu einem der grössten Jeschiwot / Kollelim im Südosten der USA angewachsen. Raw Zweig ist ein begehrter Lehrer und Redner. In den letzten Jahren hat er als solcher an über fünfzig Städten weltweit fungiert.

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