Schewat/ Paraschat Beschalach

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Fasttag Tischa BeAw

"Ejcha - wie" ? - Der Grund des Churbans (der Zerstörung)

Auf diesen Schabbat, an dem wir Parschat Devarim lesen, folgt Tisch’a be’Av, der Tag an dem beide Tempel zerstört wurden.  An Tisch’a be’Av selbst liest man Megillat Ejcha (die Ejcha-Rolle, das Buch der Klagelieder). Das Wort „ejcha“ ist die Langform von „ejch“ und bedeutet „wie“. Es wird die rhetorische Frage gestellt, wie es zu einer derartigen Lage kommen konnte.

Der Midrasch [Ejcha Rabbah 1] lehrt, dass drei Propheten das Wort „ejcha“ in ihren Sprüchen verwendeten: In unserer Parscha fragt Mosche: „Ejcha (wie) soll ich allein eure (der Kinder Israels) Mühe und Last, die ihr mir bereitet und eure Streitigkeiten ertragen [1:12]“. In der Haftara-Vorlesung (der allwöchentlichen Lesung aus den Prophetenbüchern) fragt der Prophet Jeschajahu (Jesajas): “Ejcha (wie) ist sie zur Buhlerin geworden, die getreue Burg? [Jeschajahu 1:21]“ Schlussendlich beginnt der Prophet Jirmijahu (Jeremias) die Megillat Ejcha mit „Ejcha (wie) ist sie (Jeruschalajim), die so sicher wohnte, die so bevölkerte Stadt,   zur Witwe geworden...“ [Ejcha1:1]

Rav Mosche Sternbuch erklärt, dass jeder dieser Propheten einen Grund angibt, der zum Churban (der Zerstörung der Tempel) führte: Für Mosche war der Grund, dass unsere Führer nicht über genügend Unterstützung und Mithelfer verfügten. Er meinte, dass er alleine nicht imstande sei, die Nation ohne Hilfe zu führen. Er fragte: „Ejcha (wie) soll ich alleine eure Mühe, Last und Schwierigkeiten tragen...“ Der Prophet Jeschajahu sah, wie die Nation den Gebräuchen und Begierden der anderen Völker nachjagte und ihre wahre Partnerin, die g’ttliche Torah links liegen liess. So kam es zu Zerstörung und Exil. Er fragte: „Ejcha (wie) ist die treue Burg zur Buhlerin geworden?“

Der Prophet Jirmijahu sah das fehlende Vertrauen und den fehlenden Glauben an G’tt. Das Volk fühlte sich allein gelassen, weit entfernt vom g’ttlichen Schutz. Er fragte: „Ejcha (wieso) ist sie, die so sicher wohnte, die so bevölkerungsreiche Stadt, wie ist sie zur Witwe geworden...“

Wir finden Jeschajahus Konzept – den Zusammenhang zwischen Churban, dem nachfolgenden Exil und zwischen unserem Abfall von der Torah – auch im Talmud. Wieso wurde das Land zerstört? Weil sie vor dem Torahstudium keinen Segensspruch machten [Nedarim 81a].

Es heisst nicht, dass sie keine Torah lernten. Sie lernten und vertieften sich in die Torah. Von aussen sah alles prächtig aus – sie taten alles, was sie sollten. Sie machten jedoch keinen Segensspruch vor dem Lernen – tief in ihrem Innern fehlte etwas Grundlegendes.

Rav Israel Salanter erklärt, dass man für die Vorbereitung einer Mizwa (Gebot) keinen Segensspruch macht – nur auf die Mizwa selbst. Wer eine Sukkah (Laubhütte für das Sukkah-Fest) aufstellt, sagt keinen Segensspruch. Man macht eine Vorbereitung für die Mizwa, in der Sukkah zu sitzen und zu leben. Deshalb sagt man keinen Segensspruch vor dem Aufstellen; man sagt den Segensspruch erst, wenn man wirklich an Sukkot in der Sukkah sitzt.

Indem sie vor dem Lernen keinen Segensspruch machten, zeigten sie, dass das Torahlernen selbst für sie keine eigentliche Mizwa darstellte. Für sie war es nur die notwendige Vorbereitung, um zu wissen, wie die Mizwot richtig erfüllt werden mussten. Dies war ein kapitaler Fehlschluss, denn das Torahlernen ist in Wirklichkeit „keneged kulam“ – gleich viel wert, wie alle anderen Mizwot zusammen.

Trotzdem: Wieso war dieser Fehler so gravierend, dass er zum Churban und dem anschliessenden Exil führte, unter dem wir heute noch leiden?

Rav Jakov Neiman gibt in seinem Buch Darchej Mussar eine schöne und einleuchtende Erklärung: In den Segenssprüchen vor dem Torahlernen betonen wir, dass G’tt uns aus allen Nationen auserwählt hat und uns Seine Torah gegeben hat. Die Generation des Churban sagte diesen Segensspruch nicht. Sie lernten Torah und wussten, dass in der kommenden Welt grenzenloser Lohn für das Torahlernen auf sie wartete. Wie das Weglassen des Segensspruches jedoch zeigte, verkannten sie die besondere Grösse von Klal Israel (Gemeinde Israels) und deren besondere Zweckbestimmung in DIESER Welt.

Dies führte zum Verlust von Erez Israel (dem Land Israel). Das heiligste Land der Welt ist bestimmt für die Nation, die ihr heiliges Potenzial, ihre Rolle und ihre Verantwortung versteht. Wenn diese Nation wie alle anderen Nationen wird, geht ihr besonderer Anspruch auf das Land – genau wie ihre Identität – verloren. Deshalb führt das Unterlassen des Segensspruches über das Torahlernen – wir wissen nicht wer wir sind und wofür wir hier sind – geradewegs zu Churban und Vertreibung.

Für jede Generation, in der der Tempel nicht wieder aufgebaut wird, ist es, als ob der Tempel in ihrer Zeit zerstört worden wäre.

Wir erleben heute, wie eine Nation sich erhebt und Erez Israel für sich fordert. Gierig überschütten uns die anderen Nationen mit Verurteilungen und unterstützen unsere Feinde. Die Lehre aus dem Churban zu ziehen heisst, die Warnung Jeschajahus ernst zu nehmen.

Es geht nicht nur darum, den Segensspruch zu sprechen, sondern ihn auch zu leben.

Quellen und Persönlichkeiten
Rav Mosche Sternbuch: zeitgenössischer Rabbiner, Jerusalem, Israel
Rav Israel Salanter (1810 – 1883): Gründer der Mussarbewegung (Förderung des geistigen Wachstums und der charakterlichen Integrität); Kovno, Wilna; Litauen.


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