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Elul und Selichot

Lehrreiche Geschichte zur Elul-Zeit

Die Händler, die zu Ba’alej Teschuwa wurden

Zwei jüdische Händler reisten einst aus geschäftlichen Gründen in den inneren Teil Russlands und liessen sich dort während einigen Jahren nieder. Sie waren mit ihren Geschäften erfolgreich, gaben jedoch im Laufe der Zeit ihre Beachtung der Mizwot auf. Sie mischten sich unter die Nichtjuden und lernten von ihren Taten. Nach einigen Jahren beschlossen sie, in die Gegend ihres Heimatortes zurückzukehren, in eines der Dörfer, in denen Juden wohnten. Züge gab es damals noch keine im Land, also unternahmen sie die Reise mit Pferd und Wagen.

Als es Nacht wurde erreichten sie ein Dorf, das im Bezirk Kursk lag, und hielten bei einem Haus eines Nichtjuden an und fragten, ob sie dort übernachten könnten. Der nichtjüdische Hausherr empfing sie sehr freundlich, und sie betraten sein Haus. Sie baten um etwas Warmes zu trinken. Der Nichtjude stellte sofort seinen Samowar (Heisswasserbereiter) auf und brachte ihnen einen heissen Tee zu trinken. Nach dem Trinken fragten sie, ob er ihnen etwas zu essen bringen könne, da sie sehr hungrig seien. Der Hausherr fragte, was sie denn essen wollen; sie antworteten ihm, dass sie eine anständige Mahlzeit wünschten, wie Fleisch und andere gekochte Speisen, sie würden ihn für alles bezahlen. Der Nichtjude sagte ihnen, sie würden doch wie Juden aussehen und das Fleisch und Gekochte sei bei ihm trejfe (nicht koscher). Die Gäste lächelten und sagten: "Das macht nichts, es ist so in Ordnung." Der Hausherr sagte: "Gut, dann werde ich eure Mahlzeit vorbereiten, aber ihr müsst eine Weile warten, bis ich den Herd anzünde und das Fleisch zubereite."

Nach einer gewissen Zeit kam der Nichtjude mit einer Axt in der Hand und einem erschreckenden Gesichtsausdruck zurück, und zur Bestürzung der Gäste wandte er sich mit mörderischer Wut an sie und erklärte ihnen, dass sie sich auf ihren Tod vorbereiten müssten, denn er würde sie beide bald ermorden. Die Gäste erschraken und begannen zu weinen und um ihr Leben zu flehen:  "Was haben wir Schlechtes getan, was ist unsere Sünde?" Er antwortete: "Es wird euch überhaupt nichts nützen, ich bin ein Räuber und dies ist meine Arbeit". Der Nichtjude verliess ihr Zimmer und schloss die Türe von aussen ab. Sie hörten, wie er seine Axt schärfte und seinem Sohn sagte, dass sie beim Morgengrauen ins Zimmer zurückkehren und die Gäste ermorden würden.

Die Juden realisierten, dass sie in eine Falle geraten waren und dass sie keine Möglichkeit zur Flucht hätten. Sie weinten bitter und begannen über ihre bisherigen Taten nachzudenken. "Warum hatten wir nur unseren Wohnort verlassen und waren in weit entfernte Orte gewandert…?" Plötzlich öffnete der Nichtjude die Türe und sagte zu ihnen: "Ihr habt nur noch wenig Zeit zu leben; wenn ihr beten oder ein Sündenbekenntnis (Widuj) ablegen wollt, gebe ich euch ein besonderes Zimmer dafür, aber verweilt dort nicht allzu lange, denn ich möchte euch bald umbringen."

Die Juden betraten das Zimmer, das ihnen der Nichtjude zeigte, und plötzlich spürten sie eine tiefe Reue und Gefühle der Teschuwa überkam sie, wegen ihren schlechten Taten. Sie begannen zu dawenen (beten) - soweit sie sich noch an die Gebete von früher erinnern konnten - mit einem bitteren Weinen und Geschrei, das ihrem tiefen Herzen entsprang.

Nach kurzer Zeit kehrte der Nichtjude zurück, und sie erkannten ihn kaum wieder, denn er zeigte ihnen ein lächelndes Gesicht. "Ihr seid frei", sagte er ihnen, "ich habe, G-tt behüte, nie geplant, euch zu ermorden. Ich bin kein Mörder, hinter meine Tat steckt eine Geschichte."

Und er begann folgendes zu erzählen:

"Vor vielen Jahren war ein heiliger Jude unterwegs und kam in unser Dorf, und er wohnte in meinem Haus. Er wurde hier krank und starb in diesem Zimmer, wo Ihr euch nun befindet. Bevor er starb, segnete er mich mit einem langen Leben und sagte das folgende zu mir: "Ich habe eine Bitte an dich. Wenn bei dir Juden vorbeikommen und hier wohnen wollen, empfange sie auf freundliche Weise. Wenn jedoch Gäste unkoscheres Fleisch bei dir essen wollen, drohe ihnen scharf und bedrohe sie sogar mit dem Tod; aber spreche die Drohung nur aus, auf keinen Fall sollst du ihnen etwas Schlechtes antun."

Als der heilige Mann starb, begleiteten ihn seine Familienmitglieder zum Begräbnis in eine Stadt, die einen jüdischen Friedhof hatte, und ich verschloss sofort das Zimmer, in dem er gestorben war, und ich lasse dort niemanden hineingehen. Nur Juden, die dort dawenen möchten, lasse ich das Zimmer betreten. Und jetzt versteht ihr sicher, warum ich euch gedroht habe, dass ich euch ermorden werde, nachdem ihr unkoscheres Fleisch essen wolltet.

Angst und Erleichterung ergriff die Juden, als sie die Geschichte hörten, und sie begannen nachzuforschen, wer jener Zaddik gewesen war und wo er begraben wurde. Sie erfuhren, dass das Dorf, wo sie jetzt waren, Pajane hiess, und der alte Lubawitscher Rebbe, der Ba’al Hatanja, der mit seiner Familie und einigen Schülern vor den herannahenden Truppen Napoleons - zur Zeit des Krieges der Franzosen in Russland - geflüchtet war, hier im Jahr 5573 (Dez. 1812) gestorben war, und zur Kewura (Begräbnis) in die Stadt Hadicz im Distrikt Poltova gebracht wurde.

Die Juden reisten direkt in die Stadt Hadicz, suchten das Begräbnisort des Zaddiks auf, verbrachten im Ohel des heiligen Mannes längere Zeit mit Dawenen und Tehillim-Sagen, seufzten tief und weinten, und verliessen den Platz erst, nachdem sie zu vollständige Ba’alej Teschuwa (Rückkehrende, Büsser) geworden waren.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Rabbi Schne’ur Salman ben Baruch von Liadi (1745-1812); Ljosna (Weissrussland) (begraben in Hadicz/Ukraine).   Rabbiner, Talmudgelehrter und Begründer der chassidischen Chabad-Lubawitsch-Bewegung. Verfasser einer systematischen Zusammenfassung der chassidischen Philosophie, bekannt als Likutej Amarim - Tanja. Ausserdem verfasste er den Schulchan Aruch haRav, seine Version des klassischen Schulchan Aruch, in dem halachische Entscheidungen und ihre Begründungen ausgeführt werden. Weitere Werke: Tora Or und Likkutei Tora – chassidische Erklärungen zu den wöchentlichen Tora-Abschnitten, Schir HaSchirim und des Buches Esther, wie Sefer haMa'amrim, auch bekannt als Ma'amarej Admor haSaken - Chassidische Erläuterungen zu div Themen.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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