Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Jitro 5765

Elieser, Mosches Sohn

Der Midrasch lehrt folgendes: Als Mosche in den Himmel hinaufstieg, um die Torah zu empfangen, vernahm er, wie G’tt die Gesetze der Parah Adumah (Rote Kuh) erörterte. G’tt erwähnte eine Mischna und nannte den in der Mischna zitierten Lehrer mit Namen. „Rabbi Elieser sagt, dass das Kalb, dem man das Genick gebrochen hat („Eglah Arufah“) im ersten Jahr stehen muss („bat sch’nata“) und die Parah Adumah ein Kalb sein muss, das bereits sein zweites Lebensjahr erreicht hat.“ (Erst dann wird es als „Parah“ betrachtet.) [Parah 1:1]

Als er dies hörte, flehte Mosche G’tt an: „Möge es Dein Wille sein, dass dieser Rabbi Elieser einer meiner Nachkommen sei.“ G’tt schwor Mosche zu, dass ihm dieser Wunsch gewährt werden solle. Darauf wird mit dem Vers hingewiesen: „Und der Name des einen war Elieser.“ [Der Pasuk spricht von der Geburt von Mosche’s Sohn in dieser Parscha; Schemot 18:4]

Dieser Midrasch bedarf einer Erklärung.

Ein weiterer Midrasch lehrt, dass Jithro folgende Bedingung stellte, als Mosche bei Jithro um die Hand seiner Tochter Ziporah anhielt: „Dein erster Sohn von ihr soll Avodah Sarah – Götzendienst – gewidmet sein. Alle nachfolgenden Kinder können dann gemäss den g’ttlichen Vorschriften aufgezogen werden.“ Mosche beugte sich dieser Bedingung und legte einen Schwur ab, dass er sie einhalten werde.

Auch dies ist eine sehr verwirrende Lehre unserer Weisen. Unverständlich ist nicht nur, dass Mosche dieser Bedingung zustimmte, sondern wir fragen uns auch, wieso Jithro eine solche Bedingung überhaupt stellte! Es stimmt zwar, dass Jithro früher als Götzenpriester tätig gewesen war; andere Midraschim weisen jedoch daraufhin, dass er in dieser Lebensphase bereits „das Licht erkannt“ hatte. Er hatte den Glauben an Avodah Sarah als „wahre Religion“ bereits verloren. Wieso wünschte er sich dann, dass sein erster Enkel genau die gleichen Dummheiten begehen solle? Dass Jithro einen solchen Wunsch äusserte, ist genauso unverständlich wie die Tatsache, dass Mosche auf ihn einging.

Für Rav Chajim Schmulewitz und Rav Schimon Schwab beleuchtet der zweite Midrasch eine wichtige Meinungsverschiedenheit in der Frage, wie Kinder am besten erzogen werden sollen. Jithro wünschte sich bestimmt nicht, dass sein erster Enkel zum Götzendiener heranwachse, G’tt behüte. Jithro hatte das wahre Licht gesehen, aber er hatte die Wahrheit durch Experimentieren gefunden. Für ihn reichte es nicht, wenn ihm die Wahrheit auf einem Silberteller gereicht wurde. Er war Forscher und Sucher. Er erforschte alle anderen Möglichkeiten zuerst. Unsere Weisen sagen, dass er zuerst alle anderen Religionen der Welt erprobte und dann zum Schluss kam, dass diese wertlos waren.

Jithros Philosophie war: „Ich bin der Wahrheit selbst auf die Spur gekommen und überzeugt, dass dies die beste Methode ist, Kinder zu erziehen.“ Jithro war der Meinung, dass Kinder am besten für sich selbst sorgen, ihre eigenen Fehler begehen und auf eigene Faust zu den richtigen Resultaten gelangen.

Mosche behagte dieser Zugang nicht. Er meinte, dass man nur dann aus Erfahrung klug werden muss, wenn man noch auf der Suche nach der Wahrheit ist. Wenn jemand die Wahrheit bereits kennt, macht es keinen Sinn noch weiter herumzuexperimentieren. Mosche wusste, dass die Wahrheit in „Haschem Elokejnu Haschem Echad“ („Haschem ist unser G’tt und Haschem ist Einer“) liegt. Mosche war jedoch bereit, Jithro entgegenzukommen, um dessen Zustimmung zur Hochzeit mit Ziporah zu erhalten. Sein Erstgeborener würde Jithros Weg einschlagen und die Wahrheit durch das Ergründen anderer Religionen finden. Die nachfolgenden Kinder jedoch sollten Mosches Weg des unerschütterlichen Glaubens und der Gewissheit, das G’tt einzig und Sein Name einzig ist, beschreiten. Für Jithro und Mosche war es jedoch gleichermassen klar und offensichtlich, dass auch die Suche des ersten Sohnes mit der Erkenntnis enden würde, dass Haschem der einzige wahre G’tt ist.

Dies erklärt den Vers: „und der Name des einen („Schem ha’echad“) war Gerschom …und der Name des einen  („Schem ha’echad“) Elieser.“ [Schemot 18:3-4] Das ist nicht der übliche Weg, einen Satz zu formulieren. Es hätte stehen müssen, der Name des einen sei Gerschom und der Name des ‚zweiten’ sei Elieser. Wieso wird Elieser „ha’echad“ genannt, als ob er der erstgeborene Sohn sei?

Die Antwort ist: Beide waren „Erste“. Gerschom war der erste, der Jithros Lehrplan folgte und Elieser war der erste, der Mosches Erziehungsweise folgte.

Jithros Denkweise war es also, alles logisch durchzudenken und auf diese Weise zu verstehen, worin die Grundlage einer wahren Religion besteht. Auf diese Weise kann man sich jedoch nur mit Mizwot (Gebote) befassen, die ihrerseits logisch nachvollziehbar sind. Was kann ein solcher Forscher aber mit einem „Chok“ anfangen? Was tut solch ein Suchender mit einer Mizva, die keinen Sinn ergibt? Er wird diese nicht akzeptieren!

Wir finden für sozusagen alle Mizwot der Torah irgendwelche Begründungen oder Erklärungen, sogar für solche, die zu den „Chukim“ gehören. „Parah Adumah“ ist die Ausnahme von dieser Regel. Sie ist das Paradebeispiel für einen „Chok“. Schlomo HaMelech (König Salomon) sagt: „Ich mag zwar weise sein, aber dies ist mir immer noch fern“. [Kohelet/Prediger 7:23] Was geschieht, wenn der Forscher auf die „Parah Adumah“ stösst?

Die Antwort ist, dass die Rabbiner sogar hier nach einer Art Begründung suchen. Sie erklären die Parah Adumah als eine Sühne für die Sünde des Goldenen Kalbes. „Die Mutter soll kommen und den Schaden wegschaffen, welchen das Kind verursacht hat.“

Rav Schimon Schwab beleuchtet mit dem folgenden brillanten Gedanken den ersten Midrasch, welchen wir oben angeführt haben. Die genannte Begründung für die Parah Adumah macht nur gemäss der Meinung Sinn, welche besagt, dass eine Parah Adumah mindestens dreijährig zu sein hat. Wenn sie dreijährig ist, ist sie fähig, Junge zu haben. (Eine Kuh kann erst ab drei Jahren Nachwuchs haben.) Eine zweijährige Kuh kann noch nicht Mutter werden. Wenn man die Meinung vertritt, dass bereits ein zweijähriges Kalb Parah Adumah sein kann, macht es keinen Sinn die Parah Adumah als die Mutter des Kalbes zu bezeichnen, welche für ihr Kind aufzuräumen hat. Dies ist auch die Meinung von Rabbi Elieser in dieser Mischna. Gemäss Rabbi Elieser ist die Parah Adumah durch und durch ein Chok – es gibt dafür absolut keine Begründung!

In Rabbi Eliesers Gedankenwelt war es demzufolge klar, dass Torah mittels Emunah, dem „reinen Glauben“ empfangen werden muss und nicht mittels Experimenten und dem Suchen nach Erklärungen und Begründungen, welche uns verstandesmässig einleuchten.

Als Moscheh Rabbejnu vernahm, wie G’tt Rabbi Elieser zitierte, sagte er: „Ich will, dass diese Persönlichkeit eine von meinen Nachkommen ist.“ Damit meinte er, dass dieser Nachkomme seiner Erziehung und Lebensphilosophie nachleben solle, welche sich auf den Glauben und nicht auf Experimente und Logik stützt. G’tt versprach Mosche, dass dies der Fall sein werde. Der Name Elieser für Mosches Sohn weist darauf hin.


Quellen und Persönlichkeiten:
Midrasch: Erklärung zur Torah, oft mit Gleichnissen.
Rav Chajim Schmulewitz (1902 - 1978): Autor des Buches "Schaj Le'Torah "; Rosch Jeschiwa Mir; Litauen; Kobe; Jerusalem.
Rav Schimon Schwab (1908 - 1995): Rabbiner der Gemeinde Adat Jeschurun in Washington Heights, New York.



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