Raw Frand zu Parschat Korach 5769

Was wir Korach zugestehen müssen

Parschat Korach ist einer der tragischsten Abschnitte der Torah. Sie schildert den Prototyp einer Machloket in Klal Jisrael (Streit im Jüdischen Volk). Die Torah zeigt uns hier, welchen Schaden Machloket anrichten kann. Korach focht die Führung von Mosche Rabbejnu an. Mosche antwortete mit einer Herausforderung: "Tut dies. Nehmt euch Kohlepfannen - Korach und seine ganze Versammlung - und gebt Feuer in sie und legt auf sie Räucherwerk morgen vor Haschem. Und dann wird sein der Mann, den Haschem erwählen wird, ist der Heilige..." [Bamidbar 16:7]

Raschi sagt dazu: "Korach, der weise war (pike‘ach haja), weshalb liess er sich auf eine solche Dummheit ein?" Mit anderen Worten, die Chancen, die dagegen sprachen, dass Korachs Opfer angenommen werden würde, waren 250 zu 1 (da 250 an seiner Aktion teilnahmen). 249 Menschen würden sterben. Dies ist noch lächerlicher als bei einem "Russischen Roulette" mitzumachen (wenn man mit einem Revolver, der nur in einer der sechs Kammern eine Kugel hat, auf sich selbst schiesst). Dort hat man fünf Chancen aus sechs, um das Spiel lebend zu überstehen. Hier würden 249 von 250 Teilnehmern sterben!
Raschi antwortet, dass Korach durch eine prophetische Vision irregeleitet wurde. Er sah durch Ruach haKodesch (himmlische Eingabe), dass grosse Menschen von ihm abstammen würden. Der grosse Prophet Schmuel (Samuel) wird von ihm abstammen. Schmuel haNawi war in gewisser Beziehung auf derselben Stufe wie Mosche und Aharon.

Korach stellte falsche Berechnungen an. Er schloss: "Wenn ich weiss, dass ich ein Enkelkind wie Schmuel haNawi haben werde, so kann mir nichts geschehen! Ich sehe, dass Haschem für mich und meine Familie grosse Pläne hat!"

Dies erklärt, weshalb er etwas so Törichtes tat. Doch eine andere Frage kann gestellt werden. Raschi sagt: "Korach war ein 'pike‘ach' - ein weiser Mann." Wo sehen wir, dass Korach ein weiser Mann war?

Es ist selten, wenn dies nicht sogar das einzige Mal ist, dass Chasal jemanden als 'pike‘ach' beschreiben. Welche andere jüdische Persönlichkeit hat je ein solches Lob erhalten? Und wo sehen wir, dass Korach ein 'Pike‘ach' war?

Der Keduschat Lewi sieht dies aus folgendem Blickwinkel:

Schon früher bemerkt Raschi, dass die Ernennung von Elizafan ben Usiel zum Oberhaupt der Familie von Kehat der Auslöser des Streits mit Korach war. Mosche Rabbejnu, aufgrund eines himmlischen Befehls, gab diese ehrenvolle Aufgabe Elizafan, der vom jüngsten Sohn von Kehat abstammte. Diese Ernennung störte Korach überaus. Amram war der älteste Sohn von Kehat. Deshalb konnte Korach verstehen, dass beide Söhne von Amram (Aharon und Mosche) führende Rollen inne hatten. Der eine war König und der andere Hohepriester. Doch er fühlte, dass die
nächste wichtige Ernennung in der Familie an ihn selbst gehen sollte, da er Sohn von Jizhar war - der doch schliesslich der zweite Sohn von Kehat war. Er war so von Eifersucht erfüllt, weil er übergangen worden war, dass er eine Revolution gegen Mosche anzettelte.

Doch etwas ist in Raschis Szenario schwierig zu verstehen. Die Ernennung von Elizafan ben Usiel ereignete sich in Parschat Bamidbar am Rosch Chodesch Ijar! Seither war schon viel Zeit vergangen. Wenn diese Ernennung Korach so verärgert hatte, wo war er dann während den letzten fünf Parschijot (die viel länger als fünf Wochen dauerten) geblieben! Wenn ein Mensch voller Eifersucht ist, so wartet er nicht zu. Eifersucht treibt einen Menschen zum Wahnsinn.

Die Antwort dazu ist, dass Korach ein Pike‘ach war (schlauer Bursche). Er war gescheit und wusste, dass das richtige Timing im Leben am meisten zählt. Man muss wissen wann zu handeln. In Parschat Bamidbar war Mosche Rabbejnu auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er war Herr über das ganze Volk. Er hatte unglaubliche Wunder in der Wüste vollbracht. Er kümmerte sich um die Bedürfnisse des Volkes. Seine Anerkennung im Volk war höher als je zuvor! Es war sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt, um seine Vorherrschaft anzufechten!

Der Ramban erklärt, weshalb Parschat Korach auf das Kapitel der Spione folgt: Als Folge der Geschichte mit den Spionen waren die Menschen deprimiert. Die Moral der Menschen war angeschlagen. Wir müssen uns vor Augen halten, dass die Geschichte der Spione auf die Geschichte der Nörgler (Mit'onenim) und der Gräber der Gelüste (Kiwrot haTa‘awa) folgte. Nun hatten sie weitere vierzig Jahre in der Wüste vor sich.

Genau zu diesem Zeitpunkt beschloss Korach Mosche anzugreifen. Dies war das 'Pikchut' (die Schlauheit) von Korach. Wäre er ein dummer Mensch gewesen, so hätte er reklamiert, sobald er über etwas verärgert war. Wenn ein Mensch, der so völlig von Eifersucht aufgefressen ist und so verärgert, dennoch realisiert, dass "es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um die Sache anzugehen" so ist er jemand besonderes. Sofortige Rache ist das Zeichen eines Dummkopfes, eines kindischen Menschen oder einer Person ohne Intelligenz. Je älter wir werden, desto öfter realisieren wir, dass wir manchmal Dinge verschieben müssen.

Korach nährte seinen Groll gegen Mosche bis die richtige Zeit kam. Vielleicht wies dies nicht auf einen Menschen mit einem guten Charakter hin, doch es war das Zeichen eines 'Pike'ach' (einen schlauen Menschen). Soviel müssen wir Korach zugestehen. Er war so weise um zu verstehen, dass die Wahl des richtigen Zeitpunkts im Leben alles entscheiden kann.



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