Raw Frand zu parschat Schemot 5769

Eine Mizwa zieht die nächste nach sich („Mizwa goreret Mizwa")

Im zweiten Kapitel von Schemot lesen wir über die Geschehnisse, als Mosche aus Ägypten flüchten musste. Eines Tages sah Mosche, wie ein Ägypter einen Jehudi erschlagen wollte und er tötete den Ägypter. Am nächsten Tag erfuhr er, dass seine Tat entdeckt worden war und musste um sein Leben rennen [Schemot 2:12-15].

Mosche flüchtete nach Midjan. Er traf die sieben Töchter des Priesters von Midjan beim Brunnen, als sie versuchten, die Schafe ihres Vaters zu tränken. Mosche sah, wie die örtlichen Hirten kamen, und die sieben Töchter vertreiben wollten. Mosche rettete sie und gab ihren Schafen zu trinken. Sie kehrten zu ihrem Vater zurück, der erstaunt war, sie an jenem Tag so früh wieder zuhause zu sehen. Sie erklärten, "Ein ägyptischer Mann rettete uns vor den Hirten..." [Schemot 2:16-19].

Die naheliegende Erklärung dieser Bemerkung von Jitros Töchtern ist, dass Mosche für sie wie ein Ägypter aussah, weshalb sie ihn ihrem Vater auch so beschrieben.

Ein Midrasch auf diesen Pasuk gibt eine andere Erklärung. Wir haben diesen Midrasch früher schon erwähnt, doch dieses Jahr werden wir einen anderen Aspekt betonen, basierend auf den Schiurim von Raw Meir Bergman.

Der Midrasch fragt ungläubig, "Würde sich Mosche als Ägypter ausgeben?" und antwortet: „Nein". Vielmehr erklärte Mosche den Töchtern von Jitro, dass sie durch einen Ägypter gerettet wurden - nämlich den Ägypter, der den Jehudi erschlagen wollte und der danach von Mosche getötet wurde. Hätte der Ägypter die Kettenreaktion nicht begonnen, die verursachte, dass Mosche flüchten musste und in Midjan ankam, so wären die Töchter jetzt nicht durch Mosche vor den Hirten gerettet worden.

Der Midrasch vergleicht dies mit dem Folgenden: Ein Mensch wurde von einem Tier gebissen und rannte zum Fluss, um das Gift auszuwaschen. Als er am Fluss war, sah er ein ertrinkendes Kind. Er sprang ins Wasser und rettete das Kind. Als das Kind ihm dankte, antwortete er, "Danke nicht mir, danke dem Tier, das mich gebissen hat. Es war sein Biss, der mich zum Fluss gebracht hat, sodass ich dich retten konnte."

Raw Bergman lehnt die "einfache Erklärung" des Midrasch ab. Raw Bergman sagt, es ist schwierig, sich vorzustellen, dass Mosche Jitros Töchtern sagte, sie müssten dem Ägypter dankbar sein, der den Jehudi geschlagen hatte. Im Namen seines Schwiegervaters (Raw Elieser Schach sZl.) zitiert Raw Bergman eine Erklärung des Brisker Raw (Raw Welwel Soloveitchik sZl.).

Als die Jeschiwa unter der Leitung von Rabbi Me'ir Schapira in Lublin gebaut werden sollte, wurde ein gewisser reicher Jehudi, der sehr grosszügig gespendet hatte, mit der Grundsteinlegung beehrt. In ihrer Blütezeit war die Lubliner Jeschiwa einer der besten und angesehensten Torah - Institutionen der Welt. Tausende von Menschen, alle Führer des polnischen Judentums sowie viele andere, kamen zum historischen Ereignis der Grundsteinlegung dieser Jeschiwa. Der Bojaner Rebbe trat zum reichen Jehudi, der mit der Grundsteinlegung beehrt worden war und sagte zu ihm: "Ich beneide dich nicht dafür, dass du die Grundsteinlegung durchführen kannst. Doch ich beneide dich für die Tat, die du irgendwann in deinem Leben getan haben musst, welche dir das Verdienst gebracht hat, nun die Grundsteinlegung durchführen zu können." Das erste Verdienst, so sagte ihm der Rebbe, sei grösser als das Verdienst der Grundsteinlegung. Die Grundsteinlegung geschieht in der Öffentlichkeit, sie ist ein Ego-Trip und birgt in sich allerlei Gefahren, die einem das Verdienst einer einfachen Mizwa wegnehmen. Doch die erste Mizwa war privat getan worden (beZniut) ohne Zuschauer - die Mizwa, die diese andere Mizwa ausgelöst hat (durch das Prinzip von Mizwa goreret Mizwa) ist wahrlich eine Mizwa, auf die man neidisch sein kann.

Raw Bergman verbindet diese Botschaft des Bojaner Rebbe an den Jehudi in Lublin mit der Botschaft, die Mosche Rabbejnu den Töchtern von Jitro vermittelte. Mosche sagte, "Was hat mir das Verdienst gegeben, euch heute retten zu dürfen? Es ist das Verdienst, dass ich meinen jüdischen Bruder vor dem Ägypter, der ihn geschlagen hat, gerettet habe. Die heutige Rettung war vor vielen Zuschauern. Sie stellt mich als Helden dar. Weshalb verdiente ich solche Ehre? Nur weil ich, als (ich dachte, dass) niemand zuschaute, mein Leben riskierte, um einen Jehudi zu retten, der von einem Ägypter geschlagen wurde. Meine erste Mizwa in Zniut gab mir die Gelegenheit, diese zweite Mizwa in der Öffentlichkeit zu tun." Dies ist die Erklärung der Worte "Ein ägyptischer Mann rettete uns", gemäss dem Midrasch in der Erklärung von Raw Bergmann.



Rav Frand, Copyright © 2009 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor, Project Genesis und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum und auf Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, sowie www.torah.org.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken