Warnung

JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 62

Raw Frand zu Parschat Bo 5768

Hinausgehen mit grossem Reichtum, plus Selbstbewusstsein

Bevor Klal Jisrael Ägypten verliess, wurde ihnen befohlen: „Bitte sprecht in die Ohren des Volkes: Lasst jeden Mann von seinem nächsten erbitten, und jede Frau von ihrer nächsten, silberne Gefässe und goldene Gefässe" [Schemot 11:2]. Deshalb verliessen die Jehudim Mizrajim extrem reich. Sie nahmen Gold und Silber von ihren ägyptischen Nachbarn mit.

Dies war die Erfüllung von Haschems Versprechen an Awraham: „Nachher (nach den 400 Jahren in der Fremde und der Versklavung) werden sie mit grossem Vermögen herausgehen" [Bereschit 15:14]. Die Gemara (Talmud) sagt sogar, dass Haschem sozusagen Mosche „bitten” musste: „Bitte sage in den Ohren des Volkes, dass sie von ihren Nachbarn Gold und Silber nehmen sollen", damit man nicht sagen solle, dass sie die Jahre der Sklaverei zwar durchgemacht hatten, dass jedoch das Versprechen vom grossem Reichtum nicht erfüllt wurde.

Stellen wir uns die folgende Szene vor: Die jüdischen Sklaven waren viele Jahre lang die vertrauenswürdigen Arbeiter ihrer ägyptischen Herren gewesen. Eigentlich waren sie mehr als nur vertrauenswürdige Arbeiter gewesen. Sie waren viel mehr als Arbeiter, sie waren mehr als Diener - wir sprechen von Sklaven! Da klopft also dieser Sklave an die Tür seines Herrn und sagt: „Weisst du was, dein silberner Leuchter hat mir schon immer gefallen. Gib ihn mir."

Weshalb wollte Haschem, dass es so geschehen sollte? Er hätte doch so viele andere Wege finden können, um Sein Versprechen von grossem Reichtum zu erfüllen. Gleich wie das Manna und das Wasser durch ein Wunder kamen, hätte Er uns grossen Reichtum durch ein Wunder geben können. Weshalb gab Er uns den Reichtum in einer Art, dass wir das Geld „ausborgen” mussten, um es dann nicht zurück zu geben?

Am Schluss der meisten Gemarot (Talmud) steht ein berühmter Kommentar, bekannt als ReSchaSch – verfasst von Raw Schmuel Starschon. Er war nicht nur ein Gelehrter (mit Ausnahme dreier Traktate schrieb er Kommentare zu jedem Traktat der Gemara), er war auch ein sehr reicher Mann und führte ein Gemach (einen Fonds für zinslose Darlehen).

Einmal lieh er einem Schneider Geld für ein Jahr. Die Zeit der Rückzahlung kam und der Schneider kam zum Haus des ReSchaSch mit einem Umschlag, der das Geld enthielt. Er klopfte an die Tür, Raw Starschon war beschäftigt mit dem Schreiben seines Kommentars. Er nahm den Umschlag, steckte ihn in das Sefer, das er gerade benutzte und schrieb weiter. Später schloss er das Buch und vergass den Umschlag.

Ein paar Monate später schaute er seine Gemach-Bücher durch und sah, dass der Schneider sein Darlehen nie zurückgezahlt hatte. Er ging zu ihm und verlangte das Geld. Der Schneider versicherte ihm, dass er schon gezahlt habe. Der ReSchaSch konnte sich an keine Zahlung erinnern und mahnte den Mann. Schliesslich brachte der ReSchaSch den Mann zu einem Din Torah (einem jüdischen Rabbinatsgericht), um die Angelegenheit definitiv zu regeln.

Das Gericht entschied zu Gunsten des Schneiders, doch die Allgemeinheit glaubte dem grossen Talmid Chacham, Raw Schmuel Starschon. Sie boykottierten den Schneider-Laden, um ihre Missbilligung zu zeigen.

Der Mann musste sein Geschäft schliessen. Er verdiente kein Geld mehr und sein Leben war ruiniert.

Eines Tages nahm der ReSchaSch ein Sefer zur Hand, das er viele Monate nicht mehr benutzt hatte - und fand darin den Umschlag mit dem Geld des Schneiders. Er war ausser sich vor Kummer. Er suchte den Schneider auf und bat ihn um Verzeihung. Der Schneider aber war nicht einverstanden, die Entschuldigung zu akzeptieren. „Es ist zu spät. Ich bin schon ruiniert." Der ReSchaSch bestand jedoch darauf und schlug vor, dass er ins Bet Medrasch gehen, auf die Bimah klopfen und öffentlich ausrufen würde: "Der Schneider hatte Recht und ich Unrecht."

Der Schneider aber entgegnete: "Zu spät. Sie werden dir nie glauben. Sie werden sagen, dass du ein solch grosser Zadik bist, dass du mich besänftigen und zufrieden stellen willst, obwohl ich dir das Geld nie gezahlt habe."

Da sagte der RaSchaSch, "Nein, es gibt eine Sache, die ich für dich tun kann. Ich habe eine Tochter und du hast einen Sohn, der einen Schidduch (Heiratspartner) braucht. Dein Sohn ist kein grosser Talmid Chacham (Torah-Gelehrter) und er ist der Sohn eines einfachen Schneiders, doch wenn wir Mechutanim werden, dann werden alle wissen, dass du recht hattest und ich unrecht.“ Und dies ist, was er tat. Er verheiratete seine Tochter mit dem Sohn des Schneiders um den guten Namen eines Mannes wieder aufzubauen, den er zerstört hatte.

Die Sache mit dem „grossen Reichtum“ am Ende der Sklaverei war ähnlich. Hätten die Jehudim nur eine wundersame Geldgabe erhalten, nach 400 Jahren schwerster Sklavenarbeit, dann hätten sie ihr Selbstbewusstsein nicht zurückerhalten, das sie während diesen Jahren der brutalen Unterdrückung verloren hatten. Ihre Bezahlung musste direkt von den Herren erfolgen, denen sie gedient hatten. Es genügte nicht, wenn sie Ägypten mit Geld verliessen. Sie mussten auch mit Stolz gehen. Und dazu war es nötig, ihnen zu sagen, dass sie zu den Türen ihrer ägyptischen Herren gehen sollten und ihre besten goldenen und silbernen Gegenstände nehmen sollten – weil dies ihnen zukam. Ihre Herren schuldeten es ihnen!

Was wir auch noch aus der Geschichte des RaSchaSch lernen können, ist, wenn Haschem will, dass ein armer Schneidersohn einen angesehenen Schidduch findet, dann wird Er dies in irgendeiner Art und Weise so geschehen lassen!



Rav Frand, Copyright © 2008 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor, Project Genesis und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum und auf Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, sowie www.torah.org.

PopFeed: The email recipient specified is either empty or invalid. Please check the plugin options.

Drucken