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Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Schemot 5773

Barmherzigkeit und Wahrheit - die Reihenfolge ist wichtig

Die Tora erzählt uns, dass Pharaos Tochter im Nil baden ging und dabei einen kleinen Korb (Tejwa) bemerkte, der zwischen dem Schilf schwamm. Sie griff danach und öffnete den Korb. Darin war ein weinendes Kind. Sie hatte Erbarmen mit dem Kind und bemerkte, dass es ein jüdisches Baby war. [Schemot 2:5-6]

Der Passuk [Vers] beschreibt die Begebenheit in der umgekehrten Reihenfolge. Eine adäquatere Reihenfolge wäre: ‚Sie öffnete den Korb, sah das Kind und bemerkte, dass es jüdisch war. Sie hörte es weinen und erbarmte sich seiner‘.  So wäre das Erblicken des Kindes mit der Erkenntnis, dass es ein jüdisches Kind war, in Verbindung gebracht worden. Der Passuk hingegen schreibt, dass nach dem Sehen des Kindes, Pharaos Tochter zuerst das Weinen bemerkte und erst danach erkannte, dass das Baby jüdisch war. Zuerst entwickelte Pharaos Tochter Mitgefühl mit dem Kind und erst nachher kam die Frage nach der Herkunft.

Rabbi Nissan Alpert weist auf einen tiefen Hintergrund in diesem Passuk hin. Dies tat er anlässlich des Hesped [Trauerrede] bei der Lewaja (Beerdigung) seines Lehrers, Rabbi Mo-sche Feinstein. Rabbi Alpert illustrierte diesen Passuk, indem er eine von Rabbi Feinsteins Lebensweisheiten erklärte.

Rabbi Alpert erinnerte daran, dass Leute sich über Rabbi Mosche beschwerten. Rabbi Mosche schrieb mehr Empfehlungsschreiben für Torawerke, als wir zählen können. Rabbi Mosche war bekannt als der „grosse Maskim“, denn er stellte unzählige Haskamas (Empfehlungsschreiben) für jegliche nur denkbare jüdische Literatur aus. Er tat dies bis zu dem Grad, dass man eine Haskama von Reb Mosche als ‚billig‘ betrachten konnte. Es war, als ob jeder, der nur seinen eigenen Namen schreiben konnte, eine Haskama von Rabbi Mosche erhalten konnte.

Das gleiche galt auch für Empfehlungsschreiben, Referenzschreiben oder Beglaubigungsschreiben für Bedürfnisse aller Art.... Oft hatten diese Schreiben wegen ihrer Häufigkeit nicht das gewünschte Gewicht. Rabbi Alpert wies darauf hin, dass Leute mit dem Vorwurf zu Rabbi Feinstein kamen, dass dieser seinem Namen durch diese Freizügigkeit verwässere.

Rabbi Alpert erklärt, dass es zwei  Konzepte gibt, die sich gegenseitig ausschliessen. Chesed (Barmherzigkeit) und Emes (Wahrheit). Chesed wird ohne Überlegen und Nachdenken ausgeübt - nur so als Gefallen oder als gute Tat. Wahrheit ist hingegen ein absoluter Wert - recht oder unrecht, wahr oder falsch.

Es ist kein Zufall, dass das Wort Chessed immer vor dem Wort Emes in der Tora erwähnt wird. [z.B. Berejschit 24:49, Schemot 34:6, Jehoschua 2:14] Würde Emes Chesed vorangestellt, so würden wir nie zu Chesed kommen. Wenn unser Lebensdogma immer die ‚Wahrheit‘ wäre, so würde niemand Barmherzigkeit empfangen. Keine Schule erhielte Unterstützung, keine Institution bekäme eine Spende, keinem Armen würde die Hand gereicht werden, keiner bekäme ein positives Beglaubigungsschreiben. Niemand kann einer Prüfung der absoluten Wahrheit standhalten. Der einzige Zugang im Leben muss sein, “und erweise mir Barmherzigkeit und Wahrheit.“[Berejschit 47:29]

Rabbi Mosches Lebenseinstellung war es, dass die natürliche Reaktion eines Menschen als erstes Chesed sein muss. Erst im Nachhinein, kann diese durch Emes korrigiert werden. Die anfängliche Haltung muss jedoch Chesed wiederspiegeln.

Als Pharaos Tochter den Korb aufhob, erblickte sie als erstes ein weinendes Kind mit dem dringenden Bedürfnis nach Hilfe. Wenn sie sich zuerst die Frage nach dem wer, was, woher und warum gestellt hätte, so hätte ihre Barmherzigkeit sich nie entfalten können. Dies ist die Lehre dieses Passuks.

Der Midrasch besagt, dass Mosche (Moses) zehn verschiedene Namen hatte; Vater, Mutter, Geschwister, Verwandte und das Volk gaben ihm  Namen. G’tt aber verwendete aber  immer den Namen, den Batja, die Tochter Pharaos, ihm gegeben hatte. Dies unterstreicht die Belohnung, welche denen gebührt, die barmherzig sind.

Was war Bitjas (Batjas) Zugang mit dem sie diese Belohnung verdiente? ‚Du siehst ein weinendes Kind sei barmherzig und stelle nachher Fragen. Später kannst du innehalten und fragen: ‚Wer ist er? ‚Ein Jude.‘‘

Das war Bitjas Geisteshaltung und die Geisteshaltung, die sie an Mosche weitergab. Aus diesem Grund muss ein jüdischer Führer den ‚Chesed‘ dem ‚Emes‘ voranstellen. Würde man dem ‚Emes‘ den Vortritt lassen, so würde man nie zu ‚Chesed‘ gelangen.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbi Mosche Feinstein (1895 – 1986): Rosch Jeschiwa von Mesivta Tiferet Jerusalem, New York. Einer der grössten zeitgenössischen halachischen Autoritäten

Rav Nissan Alpert: (1927–1986) Rav der Agudah Long Island in Far Rockaway und Lehrer an der Jeschiwat ‚Rabbenu Jitzchak Elchanan‘. Er war einer der herausragendsten und prominentesten Schüler von Rabbi Moshe Feinstein und verschied kurz nach Rabbi Mosche Feinstein im Jahr 1986.



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