Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo red

Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

Rav Frand zu Paraschat Wajigasch 5779

Ja'akow hörte die Botschaft: «Die Wagen bedeuten, dass Josef noch lebt»

Ein Passuk (Vers) in diesem Wochenabschnitt lautet: "Und sie sagten ihm (Ja'akow), dass Josef noch am Leben ist und dass er über das ganze Land Ägypten herrscht. Aber sein (Ja'akows) Herz blieb fern, weil er ihnen nicht glaubte." [Bereschit 45:26] Im nächsten Passuk berichteten sie ihm alles, was sie mit Josef besprochen hatten. Schlussendlich, so sagt der Passuk, sah Ja'akow die Wagen (Agalot), die Josef für ihn geschickt hatte. Daraufhin lebte der Geist ihres Vaters Ja'akow wieder auf und er glaubte den Brüdern, dass Josef lebt.

Wieso überzeugten Josefs Wagen Ja’akow, dass Josef noch am Leben war?

Unsere Weisen stellen ein Wortspiel her ("Agalah"/"Eglah") und bringen folgende Erklärung: Josef erinnerte seinen Vater daran, dass sie die Gesetze des Kalbes, dem man das Genick bricht ("Eglah Arufah") gemeinsam studiert hatten, als Ja’akow Josef auf dem Weg zu seinen Brüdern begleitete und dies das letzte gemeinsame Thora-Studium war. Dort war niemand dabei. Darum sagt der Passuk "die Wagen, die Josef geschickt hatte", obwohl Pharao sie in Wirklichkeit geschickt hatte.

Rav Nissan Alpert szl. gibt eine schöne Erklärung, warum gerade diese Botschaft Ja'akows Geist von neuem belebte. Das Gesetz vom Kalb, dem man das Genick bricht, kommt zum Zug, wenn man zwischen zwei Städten eine Leiche findet. Die Ältesten der Stadt, die am nächsten liegt, kommen und erklären, dass sie an dieser Sache unschuldig sind. Sie haben diesen Menschen nie gesehen; sie wussten nichts von diesem Mord und waren daran auch nicht – direkt oder indirekt – beteiligt. Im Laufe dieses Rituals bringen die Ältesten ein Kalb und brechen ihm das Genick als eine Art Sündopfer. [Dewarim 21:1-9]

Was ist der Grundgedanke dieser Mizwa, dieses Gebotes? Die Grundidee ist das Konzept, dass "ganz Israel füreinander verantwortlich ist" ("Kol Israel Arejwim Seh baSeh" - Traktat Sanhedrin 27b). Wieso mussten denn die Ältesten der nächstliegenden Stadt ein Sündopfer bringen? Heutzutage kann ja, G'tt behüte, der Nachbar von nebenan, ohne Schulterzucken seiner Mitbewohner, ermordet werden. Wenn jemand in der Untergrundbahn ausgeraubt wird, schauen die anderen weg. "Das ist nicht meine Sache."

Die Thora hat eine andere Sicht des Lebens. Die Bewohner einer Stadt sind mitverantwortlich, wenn eine Leiche in der Umgebung gefunden wird, sogar, wenn dieser Mensch unbekannt war, sogar, wenn er aus einer anderen Stadt stammte. Das ist die Bedeutung von " Kol Israel Arejwim Seh baSeh". Wir alle haben eine Verantwortung für den jüdischen Bruder. So etwas wie "Das ist nicht meine Sache" gibt es nicht.

Darum bringen die Ältesten ein Sündopfer dar. Dies ist in Wirklichkeit nicht nur eine Sühne für die nahegelegene Stadt. Das Opfer wird von der Nachbarstadt für das ganze jüdische Volk dargebracht. In einer gewissen Art teilen sogar Juden, die weit entfernt wohnen, die Verantwortung für diese Tragödie. Der Mord an einem Juden trifft jeden anderen Juden auf der Welt.

Dies war die Botschaft des Kalbes, dem man das Genick bricht (Eglah Arufah). Betrachten wir Josefs Leben, so können wir erkennen, dass er sich der Verantwortung gegenüber seinen Brüdern tief bewusst war. Was teilte er seinem Vater mit, wenn die Thora uns sagt, dass Josef seinem Vater "Böses" über seine Brüder hinterbrachte? Unsere Weisen sagen, dass er ihm mitteilte, dass sie die Söhne der Mägde nicht anständig behandelten. Die Söhne Lea's verhielten sich nicht richtig gegenüber den Söhnen von Bilha und Silpah.

Richtig, er hätte über die Sache hinwegsehen können. Er hätte sagen können: "Das ist nicht meine Sache." Aber das war nicht Josef. Seine ganze Existenz war von einem Verantwortungsgefühl gegenüber jedem der Söhne Israels (Ja'akows) erfüllt. Er lebte buchstäblich ein Leben von "Kol Israel Arejwim Seh baSeh". "Dies ist meine Sache."

Josef wusste sehr wohl, wie seine Brüder ihm gegenüber fühlten, als Ja'akow ihn schickte, um nach seinen Brüdern zu sehen. Er wusste, dass die Aufgabe - wie es sich in Wahrheit dann auch herausstellte - gefährlich sein könnte. Wieso ging er denn? Wegen seinem Verantwortungs- bewusstsein, wegen dem Gefühl von "Kol Israel Arejwim Seh baSeh".

Darum reagierte Ja'akow mit Unglauben, als man ihm mitteilte, dass Josef noch am Leben und Herrscher des ganzen Landes Ägypten sei. Er konnte nicht verstehen, wie der Josef, der immer um seine Mitmenschen besorgt gewesen war, in eine derartige Machtposition kommen konnte, ohne an die Qualen seines Vaters zu denken und ihm zu schreiben, wo er war. "Mein Sohn Josef würde seinen Vater und seine Familie in all den Hungerjahren nicht vergessen, nicht ohne Mitteilung lassen, es nicht unterlassen, ihnen Speise zu schicken. Der Josef, den ich kannte, kann nicht mehr am Leben sein. Deshalb glaubte Ja'akow seinen Söhnen zu Beginn nicht.

Aber etwas änderte sich, als sie ihm "alle Worte von Josef" übermittelten. Die Brüder teilten Ja'akow mit, dass Josef zu ihnen gesagt hatte: "G'tt schickte mich hierher, um euch Rettung zu verschaffen" ("leMichjah schelachani Elokim"). Ja'akow begann es erst dann zu glauben, als er hörte, dass Josef der Meinung war, dass der ganze Grund, weshalb es ihn nach Ägypten verschlagen hatte, war, dass er für seine Familie – wenn auch indirekt – sorgen konnte.

Und als Ja'akow die Wagen sah – als er erkannte, dass Josef immer noch die Botschaft der "Eglah Arufah" beachtete – dass jeder Jude für seinen Mitjuden verantwortlich ist – da wusste Ja'akow mit Sicherheit, dass sein Sohn Josef noch am Leben war und seine Lebensgeist kehrte zurück.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Rav Nissan Alpert [Limudej Nissan] (gest. 1986): Schüler und Nachbar von Rabbi Mosche Feinstein; gestorben kurz nach Rabbi Mosche. Autor des Bibelkommentars Limudej Nissan. Rav der Agudah Long Island in Far Rockaway und Lehrer an der Jeschiwah "Rabbenu Jitzchak Elchanan"(RIETS); New York City.

__________________________________________________________________________________

Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

___________________________________________________________________________________

Copyright © 2018 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

 

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken E-Mail