Schewat/ Paraschat Beschalach

Birkot Haschachar (Teil 1)

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Birkot Haschachar (Teil 1)

Aus: Die Jüdische Zeitung - Nr. 5 / 7. Schwat 5777 / 3. Februar 2017

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

Entnommen aus dem Sefer Sefer ‚Mekorej Hatefilla‘, das vor einigen Jahren von Raw Efrajim Slotnik schlit’a aus Jeruschalajim herausgegeben wurde. Das Sefer erhielt die Haskamot von Raw Eljaschiw sz’l, und von jbl“ch Raw Awraham Hakohen Kook, dem Rosch Jeschiwat Me’or Hatalmud, Rechowot und von Raw David Kohen, dem Rosch Jeschiwat Chewron.

Einleitung

Die Geonim schreiben, dass die Berachot am Morgen angeordnet wurden, um die hundert täglichen Berachot zu vervollständigen, die die Chachamim angeordnet haben. In den Rischonim steht, dass diese Anordnung zu Beginn durch Mosche Rabejnu eingeführt wurde und danach in Vergessenheit geraten ist. David Hamelech führte sie dann wieder ein, als bei einer Epidemie täglich hundert Jugendliche starben. Die Epidemie konnte auf diese Weise gestoppt werden. In der Folge geriet diese Anordnung durch die Strapazen des Galut wieder in Vergessenheit, bis die Talmud-Gelehrten sie wieder einführten.

Wann werden sie gesagt?

Unsere Weisen ordneten an, dass diese Berachot anschliessend an das morgendliche Erwachen gesagt werden sollen, sobald man beginnt von den Dingen, über die man eine Beracha spricht, einen Nutzen zu ziehen. Die Rischonim schreiben, dass man diese Berachot in der heutigen Zeit im Bejt Haknesset sagen soll. Denn nur in den früheren Zeiten, als die Menschen noch wussten, wie man seine Hände rein bewahrt, konnten diese Berachot gleich bei der ersten Anwendung gesprochen werden. Da wir unsere Hände jedoch nicht rein halten können, sagen wir diese Berachot erst, nachdem wir die Beracha ‚al Netilat Jadajim‘ gesprochen haben. Nachdem es aber Leute gibt, die die Berachot nicht alleine sagen können, wurde angeordnet, sie im Bejt Haknesset zu sagen, sodass diese Leute durch das Zuhören und Amen-Sagen joze sein (ihre Pflicht erfüllen) können. Wer vor dem Morgengrauen aufwacht, kann all die Berachot ausser der ersten Beracha ‚Ascher Natan Lassechwi‘ sagen (Schulchan Aruch 47: 13). Jedoch bringt der Mischna Berura zur Stelle (31), dass viele der Meinung sind, dass man auch diese Beracha vor Morgengrauen sagen kann.

Die Berachot wurden laut der Schöpfung und Führung der Welt angeordnet, wie die Geschöpfe die Verrichtungen nach ihrer Reihenfolge täglich anwenden. Beim ersten Mal im Tag, an dem man sie anwendet, werden die Berachot gesprochen. Denn nachdem die Verwendung der Welt, ohne eine Beracha darauf zu sagen wie der Entweihung eines Heiligtums angesehen wird, muss man sich in Acht nehmen, das Heiligtum nicht zu entweihen.

Andere Rischonim sind hingegen der Meinung, dass diese Berachot nicht gemäss der Schöpfung und Führung der Welt, sondern nur gemäss dem Nutzen des Menschen angeordnet wurden. Demnach spricht ein Mensch, der beispielsweise keine Schuhe hat und barfuss geht, nicht die Beracha ‚Sche’assa li kol Zorki‘. 

Die drei Berachot über den Nochri, den Knecht und die Frau spricht man aber auch, wenn man diese Personen an diesem Tag noch nicht gesehen hat.Andere sind hingegen der Meinung, dass man diese Berachot nicht sagt, weil man einen Nutzen davon hat, sondern weil man Haschem wegen Seiner Welterschaffung lobt. Man sagt sie deshalb auch, wenn man nicht diesen bestimmten Nutzen hat. Man verhält sich laut dieser Meinung. 


Noch andere Rischonim sind der Meinung, dass verschiedene Berachot, die mit der Welterschaffung zu tun haben, auf jeden Fall gesagt werden, während andere Berachot, die mit dem persönlichen Nutzen zu tun haben, nur gesagt werden sollen, sobald man einen Nutzen davon hat.

Da diese Berachot von unterschiedlichen Themen handeln, muss für jede Sache in einer einzelnen Beracha gedankt werden und man kann nicht alle Dinge in einer Beracha ausdrücken.

Ascher Natan Lassechwi

Es wurde angeordnet, dass man die Beracha ‚Ascher Natan Lassechwi Bina Lehawchin bejn Jom uwejn Laila‘ sagt, sobald man den Ruf des Hahn hört.

Laut unserem Minhag sagt man die Beracha auch, wenn man den Hahn nicht hört. Deshalb kann eine taube Person oder jemand, der sich in der Wüste aufhält, wo es keinen Hahn gibt, auch diese Beracha sagen. Der Chajei Adam ist jedoch der Meinung, dass ein Tauber mit dieser Beracha bis zum Tageslicht warten soll.

Die Bedeutung der Beracha

Es gibt viele Erklärungen dieser Beracha. Das Wort ‚Sechwi‘ wird mit ‚Verstand‘ übersetzt, da man dabei vom Verstand des Herzens spricht, der zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Der Grund warum unsere Weisen angeordnet haben, dass man es beim Hören des Krähen des Hahnes sagen soll, ist weil der Hahn auch diese Fähigkeit besitzt und zusätzlich in der arabischen Sprache Hahn ‚Sechwi‘ genannt wird.

Einige Rischonim schreiben aber, dass die Beracha für das morgendlichen Krähen des Hahns angeordnet wurde, weil selbst der Hahn genügend Verstand besitzt, um zwischen Tag und Nacht unterscheiden zu können und sogar auch die Mitte der Nacht fühlt und deshalb um diese Zeit kräht. Selbst ein Menschenverstand realisiert nicht, in welchem Zeitpunkt es Mitternacht ist. Nachdem der Ruf des Hahns dem Menschen dient, da man dadurch weiss, wann man aufstehen muss, dankt man dafür.

Wieder andere schreiben, dass man bei dieser Beracha ein Lob ausspricht, dass der Hahn das Morgenlicht erkennt und davon eine Befriedigung hat. 

Von den Geonim wird gebracht, dass der Dienst im Bejt Hamikdasch mit dieser Beracha begann. Denn sobald es am Morgen dämmerte und der Hahn krähte, rief der Beauftragte den Leuten in der Asara (Vorhof des Tempels) zu, dass es schon dämmert. Darauf antworteten die Leute mit der Beracha ‚Baruch Hanoten Lassechwi Bina‘. Aus diesem Grund beginnt man ausgerechnet mit dieser Beracha, da der Dienst im Bejt Hamikdasch mit dieser Beracha begonnen hatte.

Nussach

Während einige den Minhag haben ‚Ascher Natan Lassechwi…‘ zu sagen, wie es im Talmud erwähnt wird, gibt es andere die ‚Hanoten Lassechwi…‘ sagen. 

Eine weitere Meinungsverschiedenheit besteht darin, ob man ‚Lehawchin‘ (unterscheiden) oder ‚Lehawin‘ (verstehen) sagt. Es gibt auch eine Meinung, dass das Ende der Beracha ‚Lehawchin bejn Jom uwejn Laila‘ vollständig weglassen wird.

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