Purim

Sich mit Hilfe des Irdischen heiligen

Bearbeitet von S.Weinmann

Es gibt einen sehr signifikanten Unterschied zwischen dem Judentum und anderen Religionen. Viele Religionen, insbesondere der Katholizismus, glauben an eine grundlegende Dualität zwischen physischem und spirituellem. Sie glauben, dass jemand, der wirklich die Spiritualität erreichen will, sich von physischen Dingen trennen muss. Sie glauben, dass ein Mensch nur dann geistige Höhen erklimmen kann, wenn er sich vom Materiellen entsagt, ledig bleibt und ein Mönch wird.

Das Judentum lehrt genau das Gegenteil. Die Thora lehrt, dass die höchste Stufe der Heiligkeit mit Hilfe des Materiellen erworben wird.

[Dieses Konzept wird weiter in Paraschat Wajikra (siehe Rav Frand zu Paraschat Wajikra 5764) diskutiert. Dieser Schiur wurde während eines Schaltjahres gegeben, als Paraschat Wajikra vor Purim gelesen wurde (wie dieses Jahr).]

Es ist vielleicht angebracht, diesen Grundgedanken zu betonen, wenn sich der Feiertag von Purim nähert. Am Purim gibt es eine Mizwa von Essen und Trinken. Dies sind offensichtlich körperliche Aktivitäten. Die Mizwa besteht jedoch darin, diese Aktivitäten zu einer höheren Stufe zu erheben - nicht nur um den Magen zu füllen und das Trinken als Rechtfertigung für unangemessene Taten zu verwenden. Das ist ein Konzept, das für jemandem, der einer anderen Religion angehört, sehr schwer verständlich ist. Sie sehen eine Dichotomie zwischen dem Körperlichen und dem Geistigen, eine Kluft, die nicht überbrückt werden kann. Aber ein Jude weiss, dass er essen und trinken und - selbst in diesem Zustand - den Namen des Himmels heiligen kann. Das ist Purim!

Chasal (unsere Weisen) sagen uns (siehe Tikunej Sohar 57b), dass Jom Kippurim ein Tag wie Purim ist, [Kippurim = ke(mo)Purim]. Den Sinn davon lässt sich wie folgt erklären: Am Tag vor Jom Kippur essen wir, und am Jom Kippur fasten wir. Am Purim ist es genau umgekehrt. Am Tag vor Purim (Ta'anis Esther) fasten wir, und am Purim essen wir.

Chasal formulieren ihre Aussage so, dass Jom Kippur - der mit Purim verglichen wird - zweitklassig und Purim erstrangig zu sein scheint. Der Grund dafür ist, dass wir am Purim eine höhere Stufe der Spiritualität erreichen können als am Jom Kippur! Am Jom Kippur erreichen wir unsere Spiritualität durch Fasten und Enthaltung. Am Purim kommt die Vorbereitung durch das Fasten, aber das Ziel ist es, bei unserer Purim-Se‘udah (Purim-Mahlzeit) zu sitzen und durch Feiern Spiritualität zu erreichen!

„LaJehudim hajta Ora weSimcha weSasson wiJekar - Den Juden aber ward Licht, Freude, Wonne und Ehre“ [Esther 8:16].

Glücklicher Purim!

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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