Elul und Selichot

Ergänzungen: S. Weinmann

Vorbereitung auf die Hohen Feiertage: Mit ein wenig Gefälligkeit

 

Die beste Vorbereitung für die Heiligen Tage: Versuchen Sie es mit ein wenig Gefälligkeit.

Ich hörte einst über den folgenden Vorfall durch Rabbi Kulefsky sZl., der ihn an einem Erew Rosch Haschana persönlich beobachtete, als er in der Jeschiwa Tora Wa’Daat lernte.

Raw Schlomo Heiman, der Rosch Jeschiwa von Tora Wa’Daat, bat zwei der herausragendsten Bachurim der Jeschiwa jener Zeit (die später als Raw Simcha Schustal und Raw Mosche Shisgal bekannt wurden) um einen Gefallen. Er bat sie, Schana Towa Karten für ihn zu schreiben und sie für ihn abzuschicken.

Raw Schlomo Heiman sagte ihnen dann: "Und wenn ihr die Frage stellen wollt, gibt es nicht etwas Besseres und Geistigeres, das wir am Erew Rosch Haschana tun sollten, als Schana Towa Karten zu schreiben, habe ich eine Antwort für euch. Es mag in Wirklichkeit nicht so angemessen sein, dass ich heute meine eigenen Schana Towa Karten schreibe. Wenn ihr die Karten jedoch für mich schreibt, dann tut ihr mir einen grossen Gefallen (Chessed), und was könnte an einem Erew Rosch Haschana wichtiger sein, als jemand anderem einen Gefallen zu tun?"

In ähnlicher Weise hörte ich eine sehr rührende Geschichte von einem Chassid des Klausenburger Rebben (Rabbi Jekutiel Jehuda Halberstam sZl., 1905-1994), die mit seinem Rebben zu tun hat. An einem Erew Jom Kippur kurz nach der Schoah (Holocaust) bereitete sich der Klausenburger Rebbe auf Jom Kippur vor. Man kann sich die Vorbereitungen vorstellen, mit denen der Rebbe sich vor dem Heiligen Versöhnungstag beschäftigte. Plötzlich klopfte es an der Tür. Ein junges Mädchen kam zu ihm hinein und sagte: "Rebbe, ich habe keinen Vater mehr. Ich habe niemanden, der mich vor Jom Kippur benschen (segnen) kann." Der Rebbe nahm ein Tuch, legte es auf ihren Kopf und benschte sie so, wie ein Vater seine Tochter am Erew Jom Kippur benscht.

Und wer die flammende Art und Weise der Tefillot (Gebete) des Klausenburger Rebbe einmal gesehen oder gehört hat, versteht, dass so ein Benschen mehr als nur 2-3 Minuten dauerte.

Fünf Minuten später klopfte es wiederum an der Tür. Es war noch ein Mädchen, wiederum ohne Vater, wiederum ohne jemanden, der sie vor Jom Kippur benschen könnte. Noch einmal unternahm der Rebbe dasselbe. Er nahm ein Tuch, legte es auf ihren Kopf und benschte sie so, wie ein Vater seine Tochter benscht.

Dies ist, was der Klausenburger Rebbe den ganzen Erew Jom Kippur tat, bis er über achtzig Waisenmädchen gebenscht hatte. Dies ist die beste Vorbereitung für Jom Kippur.

Was könnte eine grössere Vorbereitung für die nahenden Hohen Feiertage sein, als einem anderen Juden einen Gefallen zu tun?

Ketiwa weChatima Towa!

 

Quellen und Persönlichkeiten:

  1. Rav Schlomo Heiman (1893 - 1944): Rosch Jeschiwa von Tora Wa’Daat; Brooklyn, New York.
  2. Klausenburger Rebbe, Rabbi Jekutiel Jehuda Halberstam (1905-1994), Rudnik (Polen), Klausenburg (Rumänien), USA und Netanya (Iarael). Seine Rebbezen und 11 Kinder wurden in der Schoa ermordet, er aber überlebte mehrere Konzentrationslager. Nach dem Krieg baute er das jüdische Gemeindeleben in den Vertriebenenlagern in Westeuropa auf, stellte seine Sanz-Klausenburg-Dynastie in den Vereinigten Staaten und Israel her, heiratete ein zweites Mal und wurde Vater von sieben weiteren Kindern. Er gründete das Stadtviertel Kirjat Sanz in Netanya mit allen dazu gehörigen Einrichtungen, wie Mädchen-, Jungenschulen und Jeschiwot, ein Waisenhaus und ein Altersheim. Auch gründete er das Laniado-Hospital ein freiwilliges, gemeinnütziges 484-Betten-Krankenhaus in Kirjat Sanz. Das Krankenhaus wird nach der jüdische Halacha geführt. Die Vision zur Errichtung des Krankenhauses entstand während des Holocausts.

_____________________________________________________________________________________

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

_______________________________________________________________________________________________

 

Copyright © 2020 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

 

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich  erreichen Sie  per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken